Startseite
Icon Pfeil nach unten
Füssen
Icon Pfeil nach unten

Die Kultur der Vorfahren pflegen

Pfronten

Die Kultur der Vorfahren pflegen

    • |
    • |
    Schwarzwasser
    Schwarzwasser Foto: Rubick

    Ihre Heimat in Schwarzwasser im Kreis Freiwaldau/Jesenik im Sudetenland haben sie vor 73 Jahren verloren. In Pfronten haben sie so etwas wie eine neue Heimat gefunden. Beim 26. Heimattreffen sahen sich dort auch in diesem Jahr ehemaligen Nachbarn und Schulfreunden aus Schwarzwasser/Cerna Voda sowie den Nachbarorten Setzdorf/Vapenna und Rotwasser/Cervena Voda wieder. Wie wichtig auch der Gemeinde Pfronten diese Begegnungen sind, zeigte, dass neben Vizebürgermeister Manfred Seeboldt, zu dem seit Jahren mehr als freundschaftliche Beziehungen bestehen, auch Bürgermeisterin Michaela Waldmann im gut gefüllten Saal des Gasthofs Bayrischer Hof in Kreuzegg vorbeischaute.

    In seiner Begrüßung ging Ortsbetreuer Wilhelm Rubick aus Thalmässing, Landkreis Roth in Mittelfranken, der mit seiner Frau Brunhilde zu dem Treffen eingeladen hatte, auch auf die Vertreibungsgeschichte und die Integration der Sudetendeutschen Landsleute ein. Wörtlich sagte er: „Der Verlust der Heimat und dadurch entwurzelt zu werden, ist das schwerste Schicksal, das einem Volk zustoßen kann. Neue Wurzeln können nur über Generationen entstehen und wenn sie haltbar sein sollen, bedingt es der Beharrlichkeit, Opferbereitschaft und Einsatz aller Kräfte.“ Die notwendigste Kraft sei aber der Glaube an die Heimat, an ihr Kulturgut, das von den Vorfahren geprägt wurde. „Es zu pflegen und vor allem weiter zu geben, ist die wichtigste Aufgabe, der wir uns stellen müssen.“

    Bürgermeisterin Waldmann betonte, ihr Kommen sei ihr keine Pflicht, sondern eine echte Herzensangelegenheit. Sie freue sich über die Standorttreue, was das Treffen in Pfronten betreffe, und hob die Wichtigkeit hervor, die Heimat Schwarzwasser im Herzen zu behalten. Für das neue Buch „Von Schwarzwasser zu Cerna Voda“ wünschte sie Mut und viel Glück. Es ist das zweite Buch, das Alfred Winkler aus Oettingen mit der Ortsbetreuung schreibt. Es wird ein Nachschlagewerk der in Schwarzwasser geborenen Landsleute, vor allem aber derer Nachkommen. Neben tabellarischen Aufzeichnungen, darunter die Vertreibungslisten, berichtet es auch vom Leben nach der Vertreibung in Schwarzwasser, das unter dem Namen Cerna Voda weiterlebt.

    Vize-Bürgermeister Seeboldt brachte Anton Machowski mit, einen jungen Schüler der Sing- und Musikschule. Obwohl er erst seit kurzer Zeit seine Steirische Harmonika spielt, brachte er mit Liedern wie „So ein Tag“ oder dem Schneewalzer die Gäste in Schunkellaune.

    Ortsbetreuer Rubick dankte Günther Schubert aus Dachau, der die Verbindung zur Gemeinde Cerna Voda und auch dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds elektronisch aufrecht erhält. Ein großes Dankeschön ging an die Kuchen-back-Frauen Hannelore Köperschmidt/Oy, Inge Seifert/Rothenburg und Brunhilde Rubick/Thalmässing. Im Totengedenken erinnerte Ewald Seifert aus Rothenburg an das schreckliche Geschehen im Sudetenland sowie die Toten in der Heimat und der Vertreibung. Pfarrer Werner Haas verurteilte die Vertreibung allgemein.

    Dann gab Rubick das weitere Jahresprogramm bekannt. Das nächste Heimattreffen findet am 2. Juni in Wirmsthal bei Bad Kissingen beim „Wirmsthaler Weinsommer“ statt. Es folgt am 9. Juni der Sudetendeutsche Tag in Regensburg und am 7. Juli das Setzdorfer Treffen in Meitingen. Die Fünf-Tages-Fahrt mit Begegnungen der Bewohner und Gemeindevertretern von Setzdorf/Vapenna, Friedeberg/Zulova und Schwarzwasser/Cerna Voda findet vom 22. bis 26. August statt. Nachmittags bei Kaffee und Kuchen wurde kräftig „gepowert“ und man hörte unwillkürlich die derbe Ausdrucksweise des Schwarzwasser Dialektes heraus.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden