Einen Briefwechsel der besonderen Art hat das Publikum im Richard-Wagner-Saal des Ameron Hotels erlebt. Im Rahmen der Reihe „Hohenschwangau Klassik“ präsentierten Sascha Nathan und Stephan Kries einen Einblick in die Korrespondenz zwischen König Ludwig II. von Bayern und Cosima Wagner, der unverkennbaren „Gralshüterin“. Nicht nur mit ihrem Geschenk, einem bestickten Kissen „auf grünem Grunde“ wusste die kluge, geschäftstüchtige Gattin Richard Wagners den jungen König zu umgarnen.
Die Verehrung Wagners vereinte sie
Mit scharfer Beobachtungsgabe, einem feinen Gespür für Nuancen und einer Prise Humor meißelten Nathan (König Ludwig) und Kries (Cosima Wagner) die besondere Beziehung des Königs und der späteren „Herrin von Bayreuth” heraus. In jedem Satz lag die Temperatur einer Beziehung, die geprägt war von Ludwigs Idealisierung, Schwärmerei und wagnerschen Vergötterung. Neben der Randbemerkung zu der „fatalen Hochzeitsgeschichte“ mit Sophie und gegenseitiger Beweihräucherung fanden auch die finanziellen Nöte des Komponisten Platz, die Ludwig immer wieder lindern sollte. Als ein „Übermaß der Wonne“, beschreibt der junge Mäzen seine Großzügigkeit. In der Tat sollten seine künstlerische Geldanlage nicht nur die bauliche Schlösserlandschaft bereichern, sie klingt bis heute in der musikalischen Kulturlandschaft mit. Ohne Zweifel schwang zwischen der redegewandten „teuren Freundin“ und dem träumerischen König aber auch eine tiefe emotionale Verbindung mit – nicht zuletzt wegen der gemeinsamen Verehrung des „Freundes“ (Richard Wagner). Ganz offen schreibt der Monarch von seinem Verlangen nach künstlerischem Austausch und seiner tiefen Einsamkeit: „Ich habe keine Seele, die mich hier versteht!“
Ein wohldosierter Soundtrack legt Ludwigs Seelenwüste offen
Den wohldosierten, famosen Soundtrack zur jeweiligen königlichen Gefühls- und Lebenslage steuerte die Sopranistin Eva-Maria Hartmann in Begleitung von Hilko Dumno am Flügel bei. Das Motto des Abends „Der König träumt“ wurde durch Wagners „Träume“ aus den Wesendonck Liedern, dem „Ruhe meine Seele“ (Richard Strauss), aber auch Kurt Weills „Wie lange noch“ zu einer sagenhaft schönen Klangreise in die verletzliche Seelenwüste eines sehnsüchtigen Künstlerkönigs.
Ein Ehepaar aus Bernbeuren, das bereits zum dritten Mal die Festspiele besucht, zeigte sich begeistert: „Wir genießen es, die Musik und Künstler live und so nah zu erleben. Normalerweise findet man solche Klassikabende nur in einer Großstadt.“ Das Bezahlmodell „Pay as you want“ ermöglicht allen die kulturelle Teilhabe.
Das weitere Programm
Am Sonntag, 27. Juli, kehrt ab 19.30 Uhr Josef Semeleder mit „Der Kontrabass“ zurück ins Museum der bayerischen Könige. An gleicher Stelle beginnt am Montag, 28. Juli, um 14 und um 16 Uhr das Märchenkonzert „Der König schwimmt“ für die ganze Familie. „Best of Barock“ heißt es am Montag, 28. Juli, ab 19.30 Uhr in St. Coloman bei Schwangau.
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