In der Region kennt man sie nicht nur als Autorin, sondern vornehmlich als Kabarettistin. Und wer schon einmal eine Lesung von ihr besucht hat, weiß, dass dies nicht einfach nur eine „Lesung“ ist. Gleich zu Beginn, nach einem Blick in ihr knapp 30-köpfiges Publikum im Flößermuseum Lechbruck freut sich Alexandra Stiglmeier, dass auch Männer anwesend sind, denn „Männer sind von den Kuhlen in den Wohnlandschaften“ schwer überhaupt hochzubekommen. Ein gelungener Start, um die Lachmuskeln warm werden zu lassen. Denn das Multitalent aus Peiting weiß, wie sie ihre Zuhörerinnen und Zuhörer nehmen muss, so dass kein Auge trocken bleibt.
Sanitärfachverkäuferin auf Verbrecherjagd
In ihrem neuen Bayern-Krimi schickt Stiglmeier zum zweiten Mal ihre Protagonistin Elli Fuchs, eine Sanitärfachverkäuferin mit kriminalistischem Gespür, auf Verbrecherjagd. Elli lebt im Pfaffenwinkel, im fiktiven Ort Engelsried, „ein Kaff, wie es überall in Bayern zu finden wäre“. Außerdem wäre die tollpatschige Elli gerne Polizistin geworden, bekam in Sport aber leider die Note fünf, was ihr diese Laufbahn verwehrte. In „Törtchen, Tod und Techtelmechtel“ findet Ellis Cousin Heinzi, der nach einer Wirtshausschlägerei auf der Suche nach Eiswürfeln ist, eine Leiche in der Tiefkühltruhe der Dorfwirtschaft: Es ist die Hofreiter Mona, und die ist bestimmt nicht freiwillig in diese Kühltruhe gestiegen. Elli und Heinzi beginnen zu ermitteln. Hierzu gibt die Autorin eine Szene wieder, in der Elli sich mit Heinzi aufs Mofa schwingt und dabei erst mal die Osterdeko der Nachbarin über den Haufen fährt. Der Leser merkt, dass die Ermittlungen nicht ohne Tritte in den Fettnapf, diverse Fehlschläge und andere lustige Begebenheiten ablaufen werden.
Sie schreibt genau so, wie sie sprecht
Stiglmeier gibt immer wieder Szenen zum Besten und schlüpft hierbei in unterschiedliche Rollen. Mal ist es die Rosl, die „Dorfratschn, das Dorf-Facebook, die alles über jeden weiß, manchmal sogar noch bevor man es überhaupt selbst weiß“. Mal auch die Leni, Heinzis Frau, die gemeinsam mit Elli eine Kohldiät macht und deshalb „luftige Probleme“ im Schwimmbad bekommt. Man merkt der Autorin beim Lesen an, wie sehr sie für ihre Geschichte brennt. Sie schreibt genau so, wie sie spricht. Jedoch in einem „verträglichen Dialekt für den Preiß‘“. Für besonders ausgefallene Dialektwörter gibt es im Anhang des Krimis ein Glossar. Die Tiefgründigkeit der Story mag eher leicht anmuten, aber die Art und Weise, wie sie erzählt wird, macht den Unterschied. Und Stiglmeiers Authentizität. Denn die Autorin hatte einen eigenen Sanitärbetrieb, konnte ihre eigenen Erfahrungen und das Fachwissen somit einfließen lassen.
Anekdoten aus dem Autorenalltag
Nicht nur Ausschnitte aus ihrem Buch trägt sie vor, sondern auch Anekdoten aus ihrem Autorenalltag. Stiglmeier wuchs auf dem Hof ihrer Oma auf, hatte dort sehr wenig Spielzeug und mangels dieses begann sie, sich Geschichten auszudenken. „Die erzählte ich dann abends im Stall den Kühen“, sagt sie lächelnd. Mittlerweile habe sich ihr Publikum etwas verändert.
Schon immer schrieb sie ihre Kabarett-Stücke selbst, aber auf die Idee, einen Krimi zu schreiben, kam Stiglmeier während der Corona-Zeit. Freimütig gibt sie zu, dass ihr die Rechtschreibung nicht so liegt, sie aber eine gute Freundin hat, die die ersten Fehler ausmerzt. „Man macht das aus Liebe, man muss dafür brennen“, gibt Stiglmeier ihrem Publikum zum Abschied mit auf den Weg. „Und wenn man von etwas überzeugt ist, dann wird es auch was.“
Wer wissen möchte, ob Elli Fuchs am Ende den Mörder findet, sollte sich den Krimi besorgen, reinlesen und darauf achten, durch das unweigerlich folgende laute Gelächter seine Mitbewohner nicht zu verschrecken.

Alexandra Stiglmeiers neuer Krimi „Törtchen, Tod und Techtelmechtel“ ist im Emons-Verlag erschienen, umfasst 288 Seiten und kostet 14 Euro, als E-Book 10,99 Euro.
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