Die evangelische Auferstehungsgemeinde bekommt nach anderthalb Jahren wieder einen Pfarrer: Am 1. Dezember tritt Andreas Liedtke, bislang dritter Pfarrer der Petruskirche in Neu-Ulm, in Pfronten an. Und gleich an diesem Tag, dem ersten Adventssonntag, beginnt um 14 Uhr sein Einführungsgottesdienst.
Liedtke, der 1960 in Leipzig geboren wurde, freut sich schon sehr auf seinen Umzug an den Alpenrand, schließlich hat er sich spätestens seit seiner Zeit als Militärseelsorger in Pöcking am Starnberger See mit Dienstgebiet bis Mittenwald in die Gegend „verliebt“, wie er sagt – erkennbar an seiner Trachtenjacke. Auch das Allgäu kennt er von zahlreichen Besuchen gut. Hier wird er bereits sehnsüchtig erwartet, unter anderem von Jörn Foth. Vor drei Jahren als Kurseelsorger im Königswinkel angetreten, musste er seit dem Weggang von Pfarrer Andreas Waßmer im Juni 2018 dessen Aufgaben übernehmen. Warum es so lange nicht gelungen ist, einen neuen Pfarrer zu finden, kann sich Foth nicht erklären. Möglicherweise wollte der eine oder andere Kollege den neuen Landesstellenplan 2021 abwarten, mutmaßt er. Auch Dekan Jörg Dittmar habe dafür keine Erklärung gehabt, sagt Liedtke. Er hatte mit dem Dekan Kontakt aufgenommen, als er von der offenen Stelle erfuhr, die er nun besetzt.
Zur Theologie gekommen war der heute 58-Jährige noch im Zeichen des Sozialismus und nach einer Bautischlerlehre sowie einem zweijährigen Einsatz als Hilfstherapeut in der Psychiatrie. Nach dem Studium am theologischen Seminar in Leipzig, wo er auch sein Fachabitur nachholte, ging er nach Gera, wo er sein Vikariat absolvierte und seine erste Pfarrstelle antrat. Ab 1995 ließ er sich zu 55 Prozent freistellen, um parallel als Militärseelsorger tätig zu sein. Als 2003 der Militärseelsorgevertrag zwischen Staat und Evangelischer Kirche in Deutschland auch in den neuen Bundesländern in Kraft trat und solche „Zwitterstellen“ nicht mehr möglich waren, wechselte Liedtke komplett in den Staatsdienst. Zwölf Jahre lang wirkte er als Militärseelsorger in Itzehoe in Schleswig-Holstein, Zweibrücken in Rheinland-Pfalz und schließlich Pöcking und begleitete mehrere Auslandseinsätze der Bundeswehr. Ein persönlicher Höhepunkt für ihn war das Silberne Ordinationsjubiläum, das er im Oktober 2015 in Wittenberg feierte. Zum Jahresbeginn 2016 zog er mit seiner Frau Martina Kneisel dann nach Neu-Ulm. Auch dort arbeitete die katholische und die evangelische Gemeinde eng zusammen, was er sehr befürworte, sagt Liedtke mit Blick auf die gelebte Ökumene in Pfronten. Die drei Söhne, die das Paar aus seinen ersten Ehen mitbrachte, sind übrigens längst erwachsen und aus dem Haus.