Mit seinem Treffer kurz vor Spielende hat Vladimir Kames seinen ERC Sonthofen zum 5:4-Derbyerfolg gegen Pfronten geführt. Der Spielertrainer ist beim ERC nicht nur Führungsfigur – mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung reiht sich Kames Jahr für Jahr in die Topscorer-Listen ein. Vor dem Heimspiel des ERC am Freitag ab 20 Uhr gegen die Wanderers Germering spricht der 40-Jährige über die letzten Sekunden von Pfronten, über den besonderen Charakter der Mannschaft und was ihm viel wichtiger ist als seine persönliche Punkte-Ausbeute.
Herr Kames, wie haben Sie sich nach dem dramatischen Spiel in Pfronten gefühlt?
VLADIMIR KAMES: Wie nach jedem. Natürlich war die Entstehung des Siegs besonders. Aber für mich ist jede Partie gleich wichtig. Auch nach all den Jahren nehme ich mir jedes Mal vor, dass ich mit einem positiven Gefühl aus einem Spiel herausgehe.
In Pfronten hat das gut funktioniert. Sie haben 13 Sekunden vor Ende das entscheidende 5:4 für den ERC gemacht...
KAMES: Das stimmt. Ondrej Havlicek hat das wichtige Bully gewonnen, dann zu mir rüber gepasst - es war ein wichtiger Moment.
Das klingt einfach. Haben Sie in dem Moment die Lücke gesehen oder einfach draufgehalten?
KAMES: Den ersten Pfrontner habe ich umkurvt, dann habe ich angetäuscht. Ich habe gemerkt, dass viel Verkehr vor dem Tor war und mich entschlossen, diese undurchsichtige Situation zu nutzen. Am Ende habe ich gar nicht richtig sehen können, wie der Puck über die Linie gegangen ist. Hauptsache, er war drin.
Sie sagen, Sie gehen jedes Spiel gleich an. Und doch gibt es Partien, wie Pfronten, die intensiver sind. Sie werden im Dezember 41 Jahre alt. Merken Sie nach intensiven Duellen, dass es etwas mehr Zeit zur Regeneration benötigt?
KAMES: Wenn die Saison losgeht, komme ich – auch nach all den Jahren – sehr schnell in einen Flow. Für den ERC aber bin ich täglich mit so vielen Dingen beschäftigt, dass ich kaum Zeit habe, mir darüber Gedanken zu machen (lacht). Aber klar: An bestimmten Tagen spüre ich schon, dass die Beine schwerer sind und auch der Kopf Erholung benötigt.
Ein wichtiger Job als Spielertrainer: Die Mannschaft auf dem Eis führen und junge Spieler in ihrer Entwicklung begleiten. Und Sie sind aktuell erneut Topscorer des ERC und punktbester Verteidiger der Liga. Fühlen Sie sich mit 41 besonders gut in Form?
KAMES: Nein, das sehe ich nicht so. Ich denke von Spiel zu Spiel – vor allem aber genieße ich in meinem fortgeschrittenen Eishockey-Alter jede Minute, die ich für den ERC auf dem Eis verbringe. Auf die Punkte schaue ich an der Stelle nicht. Ich bin froh und dankbar, dass ich relativ verletzungsfrei geblieben bin und dem Verein mit meiner Erfahrung auch heute noch helfen kann. Wichtiger für mich ist, dass die Mannschaft als Einheit funktioniert. Nur dann können wir Erfolg haben.
Und das tut sie aktuell erfolgreich – und als eingeschworener Haufen.
KAMES: Das stimmt. Alle arbeiten wirklich hart für den Erfolg und bringen sich gut ein. Wenn es in bestimmten Situationen eng oder brenzlig wird, kann sich jeder auf den anderen verlassen. Das ist entscheidend für den Mannschaftserfolg.
Was macht den Charakter der Truppe aus?
KAMES: Von der allerersten Eiszeit bis heute spüre ich den Zusammenhalt. Jeder Einzelne wusste, dass wir in dieser Spielzeit mit einem kleineren Kader antreten. Wir brauchen jeden. Und diese Mentalität, immer 100 Prozent zu geben, zeigen sie bei jedem Training und den Meisterschaftsspielen. Das ist unser Plus. Gerade weil der Kader kleiner ist, ist es für Helmut Wahl und mich auch wichtig, die Sturmreihen zu wechseln, um noch flexibler zu sein, wenn es mal zu Ausfällen kommen sollte. Und am Ende bringt das auch jeden Spieler in seiner Entwicklung weiter.
Das sehen die Zuschauer vor allem auch an den jüngeren Spielern.
KAMES: Genau so soll es auch sein. Viele von ihnen sind schon länger bei uns, ein paar sind neu dazugekommen. Sie sollen alle wissen, dass sie für uns wichtig sind. Nicht nur, weil wir einen kleineren Kader haben. Sie sollen schrittweise mehr Verantwortung übernehmen. Nur so können wir einen Entwicklungsprozess anstoßen. Und das sollen sie nicht nur im Training, sondern auch in den Spielen zeigen.
Ein Ausblick auf das anstehende Wochenende. Mit Germering und Reichersbeuern warten unbequeme Gegner, oder?
KAMES: Ja, wir haben zwar vor zwei Wochen mit 7:1 in Germering gewonnen. Wenn die Wanderers aber einen guten Tag haben, können sie jeden in der Liga schlagen. Und das haben sie schon mehrfach bewiesen. Gerade ihr Forecheck und ihr Überzahlspiel sind gut. In Reichersbeuern zu bestehen, ist immer schwierig. Der Kern dieser erfahrenen Mannschaft besteht schon lange. Reichersbeuern spielt ein hartes, körperbetontes Eishockey. Wir müssen gut eingestellt in die Partie gehen.
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