Wieso im Winter mehr Freischippen als unbedingt nötig? Vor vielen Haustüren schlängelt sich nach Schneeeinbrüchen ein geräumter Fußpfad bis zum Bürgersteig. Links und rechts davon? Bleibt es weiß. Eine ähnliche Einstellung legen die Eichelschweine auf dem Immenstädter Kalvarienberg an den Tag. Ihr Eigentümer Reinhard Adelgoß aus Altstädten erzählt, wie seine Tiere mit der kalten Jahreszeit umgehen.
Eichelschweine laufen hintereinander durch den Schnee
Die Schweine, die ein Mix aus den Rassen Duroc und Ibérico sind, leben seit 2017 auf dem Hügel oberhalb des Immenstädter Zentrums. Derzeit tummeln sich dort laut Adelgoß zwölf Tiere in ihrem drei Hektar großen Eichenwald-Gehege. Wie sich seine Eichelschweine bei hohem Schnee verhalten, „ist sehr witzig“, sagt der Altstädter und lacht. „Ein Schwein läuft hinter dem anderen.“ Die „Straßen“, die sich die Tiere buddeln, seien auch genau ein Schwein breit, sagt Adelgoß.
Bei diesen Verhältnissen sei auch die Hierarchie unter den Eichelschweinen zu erkennen. Die zeigt sich laut dem Altstädter, wenn sich zwei Tiere „Rüssel an Rüssel“ auf den Wegen begegnen. Eines der Eichelschweine weiche dann in den Schnee aus.
Die Tiere „sind keine rosa Hausschweinchen“
Grundsätzlich sagt Adelgoß über seine Tiere: „Es sind keine rosa Hausschweinchen.“ Minustemperaturen machten dem Rassenmix gar nichts aus. Die Allgäuer Eichelschweine verfügen laut dem Altstädter über eine sechs Zentimeter dicke Speckschicht. Der sei „deren Neoprenanzug“. Außerdem haben die Tiere „richtige Borsten“, die als ihr „Haarkleid“ fungieren. Die Hitze im Sommer setze ihnen teils mehr zu als Schnee und frostige Temperaturen im Winter, sagt Adelgoß.
Deshalb gebe es im Winterhalbjahr keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen, wie etwa einen weiteren Stall. Jeden Tag schaue er oder einer seiner sieben Helferinnen und Helfer nach den Eichelschweinen und kontrolliert dabei zum Beispiel auch die Zäune rund um das Gehege, sagt Adelgoß. Ab jetzt werde auch wieder zugefüttert, kündigt der Altstädter an: „Die Eicheln sind aufgefressen.“ Sie sind die wichtigste Nahrungsquelle der Tiere und fielen von Anfang Oktober bis Dezember von den Bäumen auf dem Kalvarienberg.
Eichelschweine halten ihr Gelände frei von Unterwuchs
Nach der Eichelzeit sei ein guter Zeitpunkt, um die Schweine, die in der Regel zwei Winter erleben, zu schlachten, sagt Adelgoß. Wenn die Tiere viele Eicheln fressen, sorge das für einen besonderen Geschmack ihres Fleischs. Das verkauft der Altstädter verarbeitet oder zerlegt.
Adelgoß kümmert sich gleichzeitig wieder um Eichelschwein-Nachwuchs - bislang ohne Erfolg. Einen nächsten Versuch der künstlichen Befruchtung will er Ende Dezember unternehmen. Die Tiere haben einen positiven Effekt auf den Eichenwald auf dem Kalvarienberg, erzählt er. Sie halten den Boden zwischen den Bäumen frei von Unterwuchs. Eichen mögen Licht und brauchen viel Platz, erklärt Adelgoß.
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