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Neue Fahrradstraße in Immenstadt: Schafft sie eine gefährliche Kreuzung oder erhöht sie die Sicherheit?

„Erhebliche Gefahrenstelle“

„Was hat sich der Stadtrat gedacht?“ Bürger kritisiert neue Fahrradstraße in Immenstadt

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    Für die neue Fahrradstraße in der Rothenfelsstraße hat Immenstadt die Vorfahrt in der Luitpoldstraße geändert und die Fahrbahn mit Schildern verengt. Ist das nun eine Gefahrenkreuzung?
    Für die neue Fahrradstraße in der Rothenfelsstraße hat Immenstadt die Vorfahrt in der Luitpoldstraße geändert und die Fahrbahn mit Schildern verengt. Ist das nun eine Gefahrenkreuzung? Foto: Benjamin Liss

    Mit der neuen Fahrradstraße in der Rothenfelsstraße hat die Stadt nach Ansicht des Immenstädters Dirk Lechler eine „erhebliche Gefahrenstelle für Verkehrsteilnehmer geschaffen“. Es geht um die Kreuzung mit der Luitpoldstraße, auf der früher der Verkehr Vorfahrt hatte. Jetzt haben die von links und rechts kommenden Fahrräder und Autos auf der Rothenfelsstraße Vorfahrt. „Was hat sich der Stadtrat bei dieser neuen Regelung gedacht“, fragt Lechler.

    Damit Fahrer auf der Luitpoldstraße die neue Vorfahrtsregelung nicht übersehen, verengen vor der Kreuzung beidseitig aufgestellte Verkehrsschilder die Fahrbahn. Doch damit sei die in der Straßenverkehrsordnung vorgegebene Mindestbreite für den Begegnungsverkehr nicht mehr gegeben, sagt der Bürger. Statt die Verkehrssicherheit zu erhöhen, habe man eine neue verkehrsgefährdende Situation geschaffen.

    Neue Fahrradstraße in Immenstadt: gefährliche Kreuzung oder mehr Sicherheit?

    An der Engstelle können etwa sich entgegen kommmende Lieferfahrzeuge laut Lechler nur weiterfahren, wenn beide Fahrer klären, wer als Erster in die Kreuzung einfährt. Dann müsse das zweite Fahrzeug ebenso in die Kreuzung einfahren, damit genug Platz ist, damit das andere seine Fahrt fortsetzen kann. So ständen dann zwei Fahrzeuge auf einer Kreuzung, die den quer verlaufenden Verkehr blockieren.

    Zudem müssten die Fahrer die geparkten Fahrzeuge und den vorfahrtsberechtigten Querverkehr beachten, insbesondere die Radler. Lechler: „Man muss kein Hellseher sein, um voraussagen zu können, dass es dort zu mehr Unfällen kommen wird.“

    „Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer steht für uns an erster Stelle.“

    Nico Sentner, Bürgermeister Immenstadt

    „Derzeit gibt es keine Anhaltspunkte für ein erhöhtes Unfallaufkommen im Bereich der Rothenfels- und Montfortstraße“, heißt es dagegen bei der Polizei-Pressestelle. Zu den geschilderten Problemen im Begegnungsverkehr hat die Polizei „bisher keine Erkenntnisse“. Sobald man Gefahrenstellen erkenne oder eine Unfallhäufung feststelle, suche man eine Lösung, um das Problem zu beseitigen. „Bisher gab es in diesem Zusammenhang keinen Handlungsbedarf.“

    So sieht der Beginn der neuen Fahrradstraße von der Einmündung in die Alleestraße aus.
    So sieht der Beginn der neuen Fahrradstraße von der Einmündung in die Alleestraße aus. Foto: Ulrich Weigel

    Im Rathaus heißt es: Die baulichen Maßnahmen und die geänderte Verkehrsführung an der Rothenfelsstraße seien im Rahmen des 2024 erstellten Mobilitätskonzeptes zur Förderung des Radverkehrs sowie zur Erhöhung der Verkehrssicherheit erarbeitet worden. Man wolle langfristig eine klimafreundliche, sichere und moderne Mobilitätsinfrastruktur schaffen. Die Stadt stimmte demnach die Fahrradstraße und die Neuregelung der Vorfahrt mit externen Fachplanern ab. Alle Maßnahmen orientierten sich an den gesetzlichen Vorgaben und Empfehlungen einschlägiger Regelwerke.

    „Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer steht für uns an erster Stelle“, sagt Bürgermeister Nico Sentner. Rückmeldungen aus der Bürgerschaft helfen demnach, Maßnahmen zu bewerten und gegebenenfalls zu verbessern. „Eine zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur gelingt nur gemeinsam.“

    Die Verantwortlichen im Rathaus wollen mit der Polizei den Verkehrsfluss vor Ort beobachten und analysieren. „Sollten sich konkrete Verbesserungsmöglichkeiten ergeben, werden wir gezielte Nachkorrekturen vornehmen, um die Verkehrssicherheit weiter zu erhöhen und die Alltagstauglichkeit der Regelung zu optimieren.“

    Lechler sagt, dass die Stadt nun drei parallel verlaufende verkehrswidrige Situationen produziert habe. Dazu zählt er neben der „Gefahrenkreuzung“ auch den Gehweg an der Maria-Stern-Schule, der durch die Unterführung entlang des Parkplatzes und über die Aach-Brücke (dort mit dem Schild „Radfahrer absteigen“) in die Montfortstraße einmündet. Der Gehweg sei für Radfahrer freigegeben, obwohl er nicht die vorgeschriebenen Maße habe.

    Die Polizei sagt, die Stadt sei zuständig

    Weiter kritisiert der Immenstädter den ebenfalls zu schmalen (benutzungspflichtig ausgewiesenen) Geh- und Radweg an der Montfortstraße stadtauswärts. Stadteinwärts ist der gleiche Weg übrigens nur mit „Radfahrer frei“ ausgewiesen - in dieser Richtung haben Fußgänger Vorrang. Auch hier bestehe eine permanente Gefahrensituation durch Missachtung gesetzlicher Vorgaben.

    Wie Lechlers Ausführungen aus polizeilicher Sicht bewertet werden? Gar nicht. Die Polizei sagt, die Stadt sei zuständig und verantwortlich. Die Regelungen an der Montfortstraße überprüfe man unter Beteiligung des Landratsamtes.

    Das gilt in einer Fahrradstraße

    In einer Fahrradstraße dürfen nur Fahrräder und E-Scooter fahren. Zusatzschilder können auch Autos und Motorräder zulassen (wie in Immenstadt und Sonthofen). Die dürfen den Radverkehr aber nicht behindern.

    In Fahrradstraßen ist die gesamte Fahrbahnbreite für den Radverkehr reserviert; dort dürfen Radler grundsätzlich nebeneinander fahren.

    Es gilt Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit und rechts vor links, falls die Vorfahrt nicht durch Zeichen geregelt ist.

    Langsam nebeneinander fahrende Radler dürfen schnellere Verkehrsteilnehmer überholen lassen. (Quelle: ADAC)

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