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Operationen verschoben, weil das Personal fehlt

Oberallgäu/Kempten

Operationen verschoben, weil das Personal fehlt

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    Der Rückblick zur Klinikentwicklung fiel im Kemptener Stadtrat noch positiv aus: Zwei Millionen Euro Überschuss hat der Verbund der Häuser in Kempten und dem Oberallgäu 2018 erwirtschaftet. Beim Ausblick auf kommende Jahre sind die Verantwortlichen dagegen skeptisch. Die Politik verschärfe die Bedingungen in einer Weise, dass vielen Krankenhäusern die Insolvenz drohe. Der Mangel an Pflegekräften hat auch in Kempten bereits dazu geführt, dass Operationen verschoben werden mussten.

    Solche Vorgänge nähmen insgesamt zu, sagte Geschäftsführer Andreas Ruland: „Das ist kein Kemptener oder Oberallgäuer Phänomen.“ Die Einführung der Untergrenzen beim Personal bewirke, dass manchmal etwa Intensivbetten nicht belegt werden könnten. „Aus dem gleichen Grund kann es passieren, dass die Uniklinik München den Fall auch nicht übernimmt.“ Dann würden Operationen abgesagt, was ungute Situationen für Patienten wie Angehörige und das medizinische Personal nach sich ziehe.

    An Gesundheitsminister Jens Spahn lässt Ruland kein gutes Haar. Dessen Ziel sei, einige hundert Kliniken „vom Netz zu nehmen“. Ruland sagt eine Welle an Insolvenzen voraus. Mehr fürs Marketing des Ministers gedacht seien wohl auch Initiativen, im Kosovo oder auf den Philippinen Pflegekräfte anzuwerben. Auf die Arbeitsbedingungen der examinierten Pflegerinnen auf den Stationen habe dies keinerlei Einfluss. In der Praxis fehlten die „helfenden Hände am Bett“. Für Hilfskräfte sei zu wenig Geld da. Die Folge: Die Fachkräfte müssten jetzt wieder Arbeiten leisten, die ihnen früher schon einmal abgenommen worden waren.

    Die Ausbildung in der Krankenpflegeschule wurde zuletzt auf zwei Klassen ausgebaut. Gefördert werden sollten vor allem Menschen, die in der Aufgabe ihre Erfüllung finden. Mit 38 000 Euro brutto im Jahr könne eine Pflegekraft heute nach der Ausbildung rechnen. Eine Akademisierung der Pflege, wie sie ebenfalls angedacht werde, führe genau in die falsche Richtung, ist Dr. Philipp Jedelhauser (UB/ÖDP) überzeugt.

    Allgemeine Freude herrschte über die Fusion des Kliniken-Verbunds Kempten-Oberallgäu mit den Unterallgäuer Kreiskrankenhäusern. Die Partner bilden seit 1. November eine gemeinsame Gesellschaft als „Klinikverbund Allgäu“. Doch es werde noch dauern, „bis wir da die Früchte ernten können“.

    Vor dem Hintergrund der tödlichen Messerattacke in einer Berliner Klinik fragte Harald Platz (CSU) nach dem Sicherheitskonzept der hiesigen Häuser. Insbesondere in der Notaufnahme habe das Personal immer wieder mit aggressiven Klienten zu tun, sagte Ruland. Der Einsatz eines Sicherheitsdienstes habe sich nicht bewährt Es gebe Schulungen zur Deeskalation. Und im Notfall einen „roten Knopf“, der Hilfe herbeirufen kann.

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