Das Allgäuer Brauhaus feiert in diesem Jahr 625 Jahre Kemptener Brautradition. Als erster urkundlicher Nachweis für die Brauerei der Fürstäbte gilt ein Eintrag von 1394. Aus der Vielfalt von Brauereien in Reichsstadt und Stift Kempten entstand 1911 die Allgäuer Brauhaus AG, die sich von Anfang an als Zentrum Allgäuer Brautradition versteht. 140 Mitarbeiter arbeiten heute an den Standorten Kempten und Leuterschach. Aushängeschild ist das Allgäuer Büble Bier, das über die Grenzen des Allgäus bekannt ist.
Im 752 gegründeten Kloster wurden Salbücher geführt. Das war im Mittelalter die Zusammenstellung der Einkünfte einer Herrschaft, in diesem Fall war es das Fürststift Kempten. Auf Seite zwölf im stiftischen Salbuch von 1394 wurde „Diu Maltzmulin“ mit der Abgabe von „2 Malter Hafer, 10 Schilling“ notiert. Diese Malzmühle war der Malzlieferant für die Brauerei des Stifts Kempten. Das gilt als der erste Nachweis für die Stiftsbrauerei und damit für das Allgäuer Brauhaus. Das Stift Kempten war ein eigener souveräner Staat mit etwa 1000 Quadratkilometer Fläche. An der Spitze stand der Fürstabt. Die Reihe begann mit Abt Audogar und reicht mehr als 1000 Jahre bis zum 115. und letzten Fürstabt, Castolus Reichlin von Meldegg. Die Brauerei belieferte nicht nur die Klosterbrüder mit Bier, sondern auch Pilger. Und so entstand 1556 ein „Wirtshaus hinterm Berg nächst beim Stift“, die heutige Brauereigaststätte Zum Stift.
1911 gründeten die Familien Weixler und Schnitzer das Allgäuer Brauhaus und nahmen auch die Stiftsbrauerei und das Brauhaus Aulendorf (Teutsch Pils) auf. Seit Anfang der 1950er Jahre gibt es das Allgäuer Büble Bier. Damit erinnert die Brauerei an eine alte Tradition: Einst schickten die Väter ihre Buben in die Wirtshäuser, um offenes Bier in Krügen zu kaufen und ihnen nach Hause zu bringen. Inzwischen ist eine ganze Allgäuer Büble Bierfamilie entstanden. 1967 gaben die Gründerfamilien ihre Aktienmehrheit (mehr als 75 Prozent) an die Familie Oetker in Bielefeld ab, die mit Richard Oetker lange im Aufsichtsrat saß. Seit 2005 steht Heinz Christ als Vorstand an der Spitze der Brauerei. 2018 zog die Verwaltung an ihren Ursprung, die restaurierte Fasshalle um. Die Braustätte ist seit 2004 in Marktoberdorf-Leuterschach. Am Tag des Bieres, 23. April, gehen wieder viele der 140 Mitarbeiter als Markenbotschafter in viele Lebensmittelmärkte im Allgäu und verteilen dort Brauhaus-Biere an die Kunden. Goldene Zeiten im Jubiläumsjahr: Die DLG zeichnete zu Jahresbeginn vier Sorten der Allgäuer Büble-Biere mit dem Goldenen Preis 2019 aus.