Drei August-Tage voll Musik und für Frieden auf einer Wiese anno 1969 hallen bis heute nach: das Woodstock-Festival. Neben politischer Botschaft einer jungen Protestbewegung hat es die Unterhaltungsmusik geprägt. Der Retro-Trail mit dem Hippie Kammerorchester läuft auf trockenem Grund, statt matschiger Festival-Wiese ab, man lauscht wohlig gebettet auf der Designer-Liege, statt im versifften Schlafsack: Der Aufruf zu Freiheit und Rebellion verhallt in der Kulturwerkstatt Sonthofen.
Die rauen Songs mit ihren zum Teil unbequemen Botschaften und krassen Inhalten ergehen sich in Politur von Protagonisten, die brav auf der Bühne sitzen. Da ist schon optisch wenig zu spüren von der rockenden Performance der 70er Jahre und ihrer „wilden“ Musik. Und eine einzige Gitarre, die fetten Groove streng auf Diät setzt, ist nicht einmal ein „Kammerorchester“, auch wenn Hans von Chelius engagiert in die Saiten greift, dem einen oder anderen Song wie Neil Youngs „Heart of Gold“ vokal wandelbar wie charakterstark über die Rampe schickt. Das kratzt und kribbelt im Ohr, lässt Hippie-Feeling, Zauber und Kraft dieser Songs aufblitzen. Ruth von Chelius nimmt immer wieder mit ihrer Stimmgewalt mit in Woodstock-Welten, auch wenn im Satzgesang Stimmungslage und Balance nicht immer überzeugen. Darin reiben sich auch viel Partytunes und ein wenig Rockstimme von Julia von Miller.
Die große Stärke des Trios ist seine ansteckende Freude an der Musik, seine Präsenz und Nähe zum durchaus begeisterten Publikum: „Come together! Right now“! Gute Laune-Modus auf Dauerschleife. Fröhlichkeit und professionelle Präsentation, die die aller Konvention trotzenden „Rebellen“ und ihre provokativ freie (Lebens)Art verzerrt spiegeln, die reichen Facetten der Musik dieser Epoche zum Botox-Blues glätten. Netter Versuch. Gute Musiker mit toller Performance, starken Stimmen im stellenweise falschen Genre.