Startseite
Icon Pfeil nach unten
ZZ Fallback
Icon Pfeil nach unten

Der dreitürige Bus feierte in der Stadt Premiere

Kempten

Der dreitürige Bus feierte in der Stadt Premiere

    • |
    • |
    Martin Haslach (Haslach Bus)
    Martin Haslach (Haslach Bus) Foto: Ralf Lienert

    Wenn heute in Kempten die 70. Allgäuer Festwoche eröffnet wird, hat auch eine örtliche Firma Grund zum Feiern: das Busunternehmen Haslach. Seit 90 Jahren gibt es den Familienbetrieb, seit 70 Jahren den Stadtbusverkehr, den die Firma „Haslach Bus GmbH“ im Auftrag der Kemptener Verkehrsbetriebe- und Beteiligungsgesellschaft (KVB), einer 100-prozentigen Tochter der Stadt, betreibt. Rechtzeitig zur ersten Festwoche 1949 wartete man damals mit zwei zusammengebastelten Vorkriegsfahrzeugen auf den ersten beiden Linien auf. Derzeit sind 28 Busse auf zehn Linien im Einsatz und befördern inklusive Schülerverkehr etwa 3,5 Millionen Menschen im Jahr.

    Wenn Hans Haslach (71) auf seine Zeit als Geschäftsführer (1974 bis 2013) zurückblickt, fallen ihm viele Herausforderungen ein, die es im Stadtbusverkehr zu bewältigen galt. Die enge zeitliche Taktung beispielsweise habe vor Jahren immer wieder zu Verspätungen geführt. Haslach, der 2013 die Geschäftsführung an seinen Sohn Martin übergeben hat, fand in der Schweiz die Lösung: dreitürige Busse. Mit einer zusätzlichen Tür in der Mitte wurde das Gedränge beim Ein- und Aussteigen der Fahrgäste entzerrt. Als erstes Busunternehmen in Deutschland habe man in den 80ern die Sonderanfertigung eingesetzt. Verspätungen seien zurückgegangen.

    Auch bei der Organisation der Fahrkarten sei die Kemptener Firma Vorreiter gewesen. Als eines der ersten Busunternehmen deutschlandweit habe man 1991 das Chipkarten-System eingeführt. Fahrkarten können damit beim Busfahrer, den Busunternehmen und an der Zentralen Umsteigestelle (ZUM) aufgeladen werden. Eine Neuheit, die künftig durch das E-Ticket-System ersetzt werden soll. Dann können die Karten (auch Abo-Karten) übers Handy geladen werden. Etwa in zwei Jahren soll das so weit sein.

    Technisch musste in den Bussen über die Jahre hinweg immer wieder nachgerüstet werden. Vor 15 Jahren zum Beispiel habe man in den Schulbussen Videoüberwachung installiert. Vandalismus und Sachschäden gebe es seitdem kaum mehr, hat Haslach beobachtet. Alle Busse des Unternehmens seien mittlerweile zudem mit Monitoren, Haltestellen-Ansagegeräten, Fahrer-Klimaanlagen und speziellen Videokameras ausgestattet. Seit zwei Jahren werde der Fahrbetrieb auch über ein rechnergesteuertes Regio-Betriebsleitsystem gesteuert, damit der Linienverkehr pünktlich und zuverlässig sei.

    Sechs Fahrzeuge des Unternehmens haben laut Hans Haslach jetzt neue Hybridtechnik. Auch die Rückgewinnung von Energie beim Bremsen (Rekuperation) gehört zur modernen Technik. Abgase und Spritverbrauch würden dadurch reduziert. Gerade beim Ausfahren an Haltestellen sei nämlich der Dieselverbrauch hoch. Mit der sogenannten Rekuperationstechnik und den modernen Antrieben ließen sich viele Liter Sprit einsparen.

    Und wie steht die Geschäftsführung zur Umstellung der Busse auf E-Mobilität? Martin Haslach sieht darin eher eine „kurzfristige, und daher sehr teure Zwischenlösung“. Probleme bei der Rohstoffgewinnung und Batterieentsorgung sowie deren Kosten seien in der Ökobilanz bisher zu wenig berücksichtigt. Vater Hans erinnert an einen Test mit einem E-Mobil-Bus während der Festwoche vor drei Jahren. Die Hälfte der Zeit habe der Bus gestanden. Der Grund: Er konnte nicht richtig aufgeladen werden, weil die Stromkapazität der betriebseigenen Ladestation nicht ausreichte. Nötig seien Starkstromanschlüsse vor Ort.

    Was hält Haslach von autonomen Bussen? „Zu viele Unwägbarkeiten“, ist die Antwort: „Vielleicht in 20 Jahren“. Doch das ist Zukunftsmusik für Hans Haslach. Der Busfahrer, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat, widmet sich lieber als Reiseführer einem anderen Trend: Radreisen. Die bietet das Unternehmen unter anderem im Schweighart- und Orka-Busreiseprogramm an. Mit großer Resonanz.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden