Er heißt zwar mit Nachnamen Schweiger. Wenn er aber auf die „Bullishow“ angesprochen wird, kommt er schnell ins Erzählen, ja sogar ins Schwärmen: Simon Schweiger (27) ist seit März alleiniger Geschäftsführer des Autohauses Schweiger in Reutte (Tirol). Das Unternehmen ist Vollvertragshändler für VW, Audi und VW-Nutzfahrzeuge – und betreibt auf dem Firmengelände das größte VW-Bus-Zentrum Europas: „The Bullishow“. Die Bezeichnung ist bewusst auf Englisch getrimmt, denn die Kunden kommen nicht nur aus Tirol. Und „Bulli“ ist für die internationale Fangemeinde dieses praktischen Autos das Synonym für VW-Bus. 500 solcher Exemplare – zum allergrößten Teil fürs Camping ausgebaut – hat das Autohaus Schweiger ständig parat vor Ort.
Die Geschichte des Autohauses beginnt im Geburtsjahr von Simon Schweiger. 1992 hatte sein heute 74 Jahre alter Vater Johann im Norden Reuttes eine Kfz-Werkstatt gegründet. Von Anfang an gab es eine Kooperation mit dem VW-Konzern. Im Jahr 2000 folgte ein Neubau für die zu VW gehörende Marke Audi sowie eine neue Werkstatt.
Anfangs nur nebenbei verkauft
VW-Busse hat das Autohaus Schweiger anfangs eigentlich nur nebenbei verkauft. Aber die Nachfrage stieg kontinuierlich. So hat das Unternehmen dann 2017 eine Riesenhalle für die „Bullishow“ errichtet. „Wir hatten nicht vor, der größte VW-Bus-Händler Europas zu werden. Aber plötzlich waren wir das“, erzählt Simon Schweiger. Denn die meisten VW-Händler haben nur ein paar Bullis auf dem Hof, und kaum einer leistet sich einen eigenen Schauraum für dieses Nischenmodell.
Woher kommt nun die Liebe der Schweigers für den „Bulli“? „Wir waren früher selbst viel mit einem VW-Bus beim Campen, oft zum Beispiel in Jesolo an der Adria. Da haben wir bald gemerkt, dass es eine richtige Fan-Gemeinde für diese Fahrzeuge gibt“, sagt Schweiger. Außerdem haben die VW-Bus-Besitzer einen Doppelnutzen. Der „Bulli“ eignet sich nicht nur als Urlaubs- oder Freizeitfahrzeug, sondern auch als Familien- und Alltagsauto. Er passt ferner mit seiner Länge von knapp fünf Metern in fast jede normale Parklücke.
Der Klassiker unter den VW-Campingbussen ist der „California Beach“ mit sieben Sitzen und Aufstelldach. Aber die Varianten sind schier unendlich. So gleicht kaum einer der 500 Busse in der Bullishow dem anderen: mit oder ohne Küche, Schränke, Portapotti (transportable Toilette), drehbare Vordersitze, Schränke, Markise, Vorzelt und so weiter. Wer möchte, kann sich einen VW-Bus, so wie er dasteht aussuchen, oder sich individuell die Ausstattung zusammenstellen lassen.
Auch ein paar Gebrauchte
Neue Bullis kosten je nach Modell und Ausführung zwischen 40 000 und 70 000 Euro. Schweiger handelt zwar in ganz geringem Maße auch mit gebrauchten Bussen. Aber meist sind diese sofort wieder weiterverkauft und schaffen es deshalb gar nicht erst auf die Gebrauchtwagen-Seiten und -Portale. Zudem sind gebrauchte Bullis nicht so leicht zu bekommen. „Besitzer trennen sich nur schwer von ihren VW-Bussen“, sagt Adriana Wacker vom Marketing der Firma Schweiger.
Reutte liegt im Außerfern. Das ist im Außenbereich von Tirol und fern von allen Metropolen. Umso erstaunlicher, dass sich ausgerechnet in dieser abgelegenen Gegend das größte VW-Bus-Zentrum Europas etabliert hat. Das ist aber für die Geschäfte von Schweiger kein Problem: „80 Prozent unserer Kunden kommen aus Deutschland. Viele verbinden einen Besuch bei uns mit einem Kurzurlaub.“ Und in Reutte bekommen die Kunden fachmännische Beratung, „denn alle unsere Verkäufer fahren selber einen VW-Bus“, erklärt Schweiger.
Wie lange wird die Euphorie über den „Bulli“ anhalten in Zeiten des Klimawandels, der CO2-Vermeidung und neuer Mobilitätskonzepte? Simon Schweiger schweigt auch zu dieser Frage nicht. Er glaubt, noch ziemlich lange: „Wir sehen den VW-Bus nicht wirklich bedroht durch Stimmungswechsel.“ Und aus Klimasicht sei es besser, mit sauberem Diesel zu fahren als zu fliegen.