Wenn er über die alten Zeiten erzählt, dann sprudelt es nur so aus ihm raus. Romeo Hofer (65) aus Memmingen blickt auf eine 43-jährige Karriere als Koch zurück. Ereignis reiht sich an Ereignis, Auszeichnung an Auszeichnung, Anekdote an Anekdote. Dabei waren die vielen Promis das Salz in der Suppe seines Berufslebens. Und für wen er alles gekocht hat: Franz Beckenbauer, Theo Waigel und seine Frau Irene Epple-Waigel, Gerhard Polt, Helmut Kohl, Fritz Walter, Erich Kühnhackl, Xaver Unsinn und Harry Valérien – um nur einige zu nennen. Jetzt macht Hofer aber den Deckel drauf. Ende Juni geht er in den Ruhestand.
Aufgewachsen ist Romeo Hofer in Aitrach bei Memmingen. Dort absolvierte er auch seine Ausbildung bei der Metzgerei Aumann und setzte noch eine Kochlehre im Memminger Hotel Adler drauf. Im Jahr 1974 begann dann seine lange kulinarische Reise. Nach zwei Jahren im Münchner Sheraton heuerte er als Koch auf dem Schiff Cap San Nicolas der Reederei „Hamburg Südamerikanische Dampf- und Schifffahrtsgesellschaft“ an.
Ende 1976 ging er nach Augsburg. Seiner damaligen Freundin Renate sagte er: „Geh bitte mit mir, irgendwann bring ich Dich wieder nach Hause.“ Er hielt sein Versprechen – wenn auch erst 18 Jahre später. Das Paar, das inzwischen zwei Söhne, Andreas und Sebastian, und vier Enkel hat, zog nach Memmingen. Demnächst ist Romeo Hofer mit seiner Renate seit 40 Jahren verheiratet.
„Meine erfolgreiche Zeit begann anfangs der 80er Jahre“, sagt der vielfach ausgezeichnete Koch. Im Pfrontener Alpenhotel Krone unter „idealen Bedingungen“ mit einer Gaststube und einem Gourmet-Restaurant sowie einem kleinen Saal war er auf seinem Zenit. Die „Krone“ und Hofers Namen tauchten in allen einschlägigen Gourmet-Führern auf, vom Schlemmeratlas bis zum Gault Millau. Die Krönung war ein Michelin-Stern, „für mich der Oscar der Köche“. Mit der „Krone“ landete er unter den besten Hotel-Restaurants Deutschlands auf Platz sieben.
Es folgte die Promotion zum Maître Rotisseur – damit wurde er als Mitglied der internationalen gastronomischen Gesellschaft geadelt, die 1950 in Paris gegründet worden war. In der Folge erreichte Hofer so viele Medaillen und Urkunden, dass er schon vor Jahren „in einem Anfall von Aufräumen“ die meisten davon weggeschmissen hat. Die Zeitungsartikel darüber hat er jedoch fein säuberlich in zwei Aktenordnern aufgehoben.
Neben seinem Job im Restaurant kochte Hofer auch oft bei großen Veranstaltungen. Darunter waren Golfturniere der Stiftung des ehemaligen Eishockey-Stars Erich Kühnhackl mit Gästen wie Franz Beckenbauer, Howard Carpendale und Hansi Hinterseer. Mit Kühnhackl verbindet ihn eine lange Freundschaft, die 1990 mit seiner Tätigkeit als Küchenchef im Romantik Hotel Fürstenhof in Landshut entstand. Eine weitere Station in seiner Laufbahn war das Posthotel in Garmisch-Partenkirchen. Dort tischte er unter anderem dem Rennfahrer Hans Joachim Stuck, der Sportreporter-Legende Harry Valérien und Ex-Boxweltmeister Max Schmeling auf.
Obwohl er an der Quelle feinster Speisen saß, blieb Hofer all die Jahre schlank. Das hat viel mit seinem Hobby, dem Sport, zu tun. Er ist Gleitschirm geflogen, Fallschirm gesprungen und war jahrelang Mitglied in der Sterneköche-Fußballnationalmannschaft sowie regelmäßig beim San Pellegrino Sterne Cup der Köche dabei (Ski-Riesentorlauf).
Apropos Skifahren: „1994 durfte ich die Hochzeit von Dr. Irene Epple und Dr. Theo Waigel durchführen“, sagt Hofer und nennt dieses Ereignis „einen meiner Höhepunkte“. Gäste bei der Vermählung der ehemaligen Weltcup-Skirennläuferin aus Seeg und des seinerzeitigen deutschen Finanzministers waren der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und seine Frau Hannelore sowie die CSU-Größen Edmund Stoiber und Horst Seehofer. Ein weiteres Highlight für Hofer war, dass er 1996 beim Schleswig-Holstein-Festival im Hotel „Kieler Kaufmann“ für die Festgäste kochen durfte, darunter Ministerpräsidentin Heide Simonis und Festival-Leiter Justus Frantz.
Insgesamt durchlief Hofer 20 Stellen, darunter auch das Hotelrestaurant des Management Centrums Schloss Lautrach. „Früher arbeitete man neun bis zehn Monate in einem Betrieb. Danach ging es weiter.“ Gegen Ende seiner Karriere schaltete der passionierte Motorradfahrer einen Gang zurück. Vor über fünf Jahren übernahm er das Betriebsrestaurant der Maschinenfabrik Haldenwang (Maha). Und auch dort heimsten er und sein Team mehrere Auszeichnungen als eine der besten Kantinen in Deutschland ein. Nach fast vier Jahrzehnten ohne Feierabend und stets Dienst, wenn die anderen zum Essen gingen, hat Hofer die Zeit bei Maha sehr genossen. „Jeden Abend frei, jedes Wochenende und jeden Feiertag – das kannte ich bis dahin gar nicht“, sagt der 65-Jährige.
Hofer hat über 30 Jahre lang auch Köche ausgebildet. Einer seiner früheren Lehrlinge, Maximilian Rabus (35) aus Bad Grönenbach, übernimmt am 1. Juli das Maha-Restaurant. Und was schmeckt nun dem früheren Sterne-Koch, der viel mit Hummer und Kaviar, Angus-Steak und Trüffel gezaubert hat, selber gut? „Ein Schweizer Wurstsalat oder ein Wiener Schnitzel oder Maultaschen“, kommt es ohne zu zögern aus seinem Mund. „Aber es muss einfach gut gemacht sein ...“