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Die Südsee liegt im Ostallgäu

Obergünzburg

Die Südsee liegt im Ostallgäu

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    Logo_Museen_in_der_Region Foto: beckmann

    Die Südsee liegt in Obergünzburg gleich neben dem Heimatmuseum. Der mit Lärchenholz verschalte Kubus enthält wohl etliche der außergewöhnlichsten Exponate, die im Allgäu ausgestellt werden. 1913 vermachte der in Obergünzburg geborene Kapitän Karl Nauer der Gemeinde etwa 1500 Alltags- und Kunstgegenstände aus Melanesien, die er von seinen Reisen in den südpazifischen Raum mitgebracht hatte. Seit dem Jahr 2009 sind nahezu 400 dieser Objekte (Waffen und Muschelgeld, Masken und Ahnenfiguren) in der Südsee-Sammlung für Besucher zugänglich.

    Gleich zu Beginn seines Rundgangs erwartet den Besucher eine Besonderheit: Über einen Aufzug startet er eine virtuelle Reise von Obergünzburg durch den Erdkern hindurch bis auf die andere Seite der Welt, wo er, in der Südsee angelangt, wieder das Tageslicht erblickt. Nun beginnt eine spannende Reise, während der der Besucher vieles erfährt über die Kultur der indigenen Bevölkerung.

    Eine Figur mit Brüsten und Penis überrascht den Besucher im Obergeschoss. Was aussieht, als habe sich jemand nicht entscheiden können, ist bewusst so gestaltet: Uli-Figuren symbolisieren den idealen Stammesführer, der sowohl männliche, als auch weibliche Eigenschaften in sich vereint. Er soll stark und aggressiv sein, um den Stamm nach außen sicher zu verteidigen. Gleichzeitig soll er sich fürsorglich um die Belange seiner Stammesmitglieder kümmern.“ Die Uli-Figur stammt aus Neuirland, einer ehemaligen deutschen Kolonie in der Südsee.

    In einem der zahlreichen Schaukästen findet der Besucher lange, in sich verschlungene Ketten, über und über mit kleinen, geschliffenen Muscheln bestückt. Was auf den ersten Blick nur nach einem kunstvollen Schmuckstück aussieht, hatte für die ehemaligen Besitzer eine weitaus größere Bedeutung. Für die indigene Bevölkerung Melanesiens waren die Muschelketten wertvolles Zahlungsmittel.

    Um bei besonders langen Ketten nicht den Überblick zu verlieren, wurden manchmal andersfarbige Messperlen in regelmäßigen Abständen zwischen den aufgereihten Muscheln eingeflochten. Zum Einsatz kam das Muschelgeld nicht nur beim Einkauf von Waren, sondern auch beim Aushandeln des Brautpreises. Ein junger Mann musste für seine Zukünftige oft mehr als 3000 Muscheln löhnen, was in etwa einer neun Meter langen Kette entspricht. Noch heute sind die Muschelketten teilweise noch als Zahlungsmittel akzeptiert: In Papua-Neuguinea gibt es eine Bank, die Muschelgeld annimmt und gegen die offizielle Landeswährung umtauscht.

    Unter anderem beherbergt das Museum eine authentische Behausung der Südsee-Insulaner, wie sie noch heute gebaut und genutzt wird. Kleidung, Schmuck und weitere Gebrauchsgegenstände geben Einblicke in den Alltag dieser Bevölkerungsgruppe. Auch ihre Mythologie und Bräuche spielen eine wichtige Rolle im Museum. Einen Schwerpunkt bildet zudem der Einfluss des Meeres auf das Leben auf den südpazifischen Inseln.

    Die Grundidee der Ausstellung ist einfach: Der Besucher soll auf eine Reise in die Südsee mitgenommen werden, auf der die Geschichte der fremden Kulturen erzählt wird. Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre: Nur die Exponate sind beleuchtet, sonst sind die Räume abgedunkelt. Mit Informationen überladene Auskunftstafeln gibt es nicht. Nur die besonderen Ausstellungsstücke wirken auf die Museumsgäste.

    Die verschiedenen Themenbereiche mit ihren einzigartigen Ausstellungsstücken sind mithilfe von ausgetüftelter Beleuchtung, Flachbildschirmen und Leuchtkonsolen faszinierend inszeniert – und so auch für Kinder durchaus reizvoll.

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