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„Ein Warmduscher“ auf Reisen

Schwangau

„Ein Warmduscher“ auf Reisen

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    Vortrag
    Vortrag Foto: Edith Bielenberg

    „Ruhe kann mein Wesen nicht ertragen“ – so sprach Ludwig I. von sich selbst. Im zweiten Vortrag des „Wittelsbacher Wintersemesters“ im Museum der bayerischen Könige verstand Referent Klaus Reichold dieses Selbstbekenntnis des Königs interessant, informativ, gewürzt mit humorvollen Querverweisen zu untermauern. Die Richtschnur gaben rein optisch die von der Kulturvermittlerin Vanessa Richter original aufgebauten Reisekoffer des 19. Jahrhunderts. „Der König packt“ hieß die Überschrift und wies hin auf große Reiselust. Des Königs Aufgeschlossenheit für die Kunst und die Architektur beflügelten diese Sehnsucht.

    Als „Warmduscher“ wurde Ludwig I. bezeichnet. Er floh vor den bitterkalten Wintern. Der Monarch organisierte zwar Schlittenfahrten in München, aber am liebsten nahm er Ende November Reißaus in die warmen Gefilde des Mittelmeerraumes. Häufig war es auch eine Flucht aus der „muffigen Hauptstadt“ und aus dem Korsett des höfischen Lebens. Italien war für ihn das Paradies auf Erden. Zählt man die Reisezeiten zusammen, so war er nach den Worten von Klaus Reichold zwischen 1825 und 1848 neun Jahre nicht „daheim“. Gerne hielt er sich in Venedig, Florenz, Terracina, Neapel und Sizilien auf. In der Villa Malta und im Café Greco in Rom begegnete er vielen Künstlern.

    Während seiner Reisen hat Ludwig I. viele aufgelöste Klöster wieder zurück ins Leben gerufen. Die Eindrücke, die der große Reisende des 19. Jahrhunderts gesammelt hatte, verarbeitete er und machte München zu einer blühenden Residenzstadt. Verliebt war er in Griechenland. Deshalb war für ihn München das „Isar-Athen“. Die Propyläen am Münchner Königsplatz erinnern an den Torbau der Athener Akropolis. Oft besuchte er seinen Sohn Otto, den ersten König von Griechenland, dem er viele Ratschläge gab und dabei auch Wegbereiter für den Denkmalschutz war, als es um den Erhalt der Akropolis ging. Ludwig legte Wert auf die Dokumentation der alten Bauten. Die Architektur des Pantheons zeigt sich in der Walhalla.

    Er wollte auch, dass Bilder seiner Reisen in der Pinakothek ausgestellt wurden. Wichtig war ihm die Schönheitsgalerie im Schloss Nymphenburg. Unter den schönsten Frauen durfte Lola Montez, der er verfallen war, nicht fehlen. Eindrücke und Empfindungen über diese Reisen fasste Ludwig in Versen zusammen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Schließlich lässt sich das Ypsilon in der Schreibweise von Bayern auf den Philhellenismus Ludwigs zurückführen.

    Die Bekanntschaft Ludwigs mit Joseph Anton von Maffei löste geradezu eine Revolution der Reisemobilität aus. Eisenbahnen und Dampfschiffe entstanden. Es konnten auch Seewege genutzt werden. Kein Wunder, dass für den König der Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals sehr wichtig war.

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