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Ermittlungsfälle im Allgäu: "Ölfleck", "Platzhirsch" und "Aussicht" - hinter den Kriminalfällen stecken Drogendelikte, Mord und Waffenverstöße

Crime im Allgäu

Vom Fall Ölfleck bis zum Platzhirsch: Wie die Kripo Kempten herausragenden Fällen einen Namen gibt

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    Der Ermittlungsgruppe „Platzhirsch“ gelang 2021 ein Schlag gegen die regionale Drogenhändlerszene im Allgäu.
    Der Ermittlungsgruppe „Platzhirsch“ gelang 2021 ein Schlag gegen die regionale Drogenhändlerszene im Allgäu. Foto: Kriminalpolizei Kempten

    Die Ermittlungsgruppen tragen Titel wie „Ölfleck“, „Platzhirsch“ oder „Aussicht“. Dahinter stecken aufwendige Ermittlungsverfahren im Allgäu mit sichergestellten Waffen, Massen-DNA-Abnahmen und Erfolge im Kampf gegen die Drogenkriminalität. Warum diese Namen wichtig sind, was sich dahinter verbirgt und nach welchen Kriterien die Ermittler sie vergeben, weiß der Leiter der Kriminalpolizei Kempten, Josef Ischwang.

    Kriminalpolizei Kempten: "Für uns ist das ein Arbeitsname"

    „Für uns ist das ein Arbeitsname und eine Hilfe“, sagt Ischwang. Dadurch wissen die an den Verfahren beteiligten Stellen sofort, um was es geht und können Informationen zuordnen. Es wäre schwieriger, nur mit dem Aktenzeichen zu kommunizieren. Herausragende Fälle bekommen deshalb einen Titel, der in Verbindung zu der Sache steht. Nicht bei allen Fällen lässt sich noch nachvollziehen, warum der exakt dieser Name gewählt wurde. Klar ist aber: Es gibt Kriterien, die man beachten müsse, betont Ischwang. Die Titel dürfen keine Rückschlüsse auf Personen zulassen. „Dabei geht es auch darum, nicht voreingenommen zu ermitteln.“ Außerdem dürfen die Namen nicht ehrverletzend sein. Der Chef der Kripo nennt ein fiktives Beispiel für einen Namen, der so nicht in Ordnung wäre: Angenommen es gibt ein Tötungsdelikt. Ein Mann wurde von seiner Frau vergiftet, die Ermittler verpassen der Akte den Namen „Kräuterhexe“. „Das würden wir auf gar keinen Fall machen“, sagt Ischwang. Deshalb suche man nach einer neutralen Bezeichnung, „wir machen da keine Schnellschüsse“.

    Diese großen Kriminalfälle gibt es im Allgäu

    Was für Ermittlungsverfahren gilt, zählt auch für Sonderkommissionen. Im Allgäu gibt es beispielsweise die „Soko Fundus“ - benannt nach der lateinischen Bezeichnung für Landgut. Dabei geht es um die Ermittlungen rund um den Verdacht von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Oder die „Soko Portal“: Bei einem Tötungsdelikt in Kaufbeuren-Neugablonz im März 2020 wurde ein 50-jähriger, pflegebedürftiger Mann in seiner Wohnung ausgeraubt, gefesselt und starb in der Folge. Drei Täter wurden ermittelt, zwei davon verurteilt – der dritte starb noch vor der Gerichtsverhandlung.

    Das eingangs erwähnte Verfahren „EG Ölfleck“ ist „buchstäblich nach wie vor offen und jedem Hinweis wird nachgegangen“, teilt Ischwang mit. Es war im April 2011, als ein damals 37-jähriger Familienvater mit seinem Motorrad von Markt Rettenbach in Richtung Ottobeuren unterwegs war. Auf einer Ölspur kam er ins Rutschen und kollidierte mit einem Auto. Der Mann starb an der Unfallstelle. Die Ermittler entdeckten an neun weiteren Stellen Ölverunreinigungen und Glassplitter von Wein- und Sektflaschen auf verschiedenen Straßen. In Bayern und Baden-Württemberg kam es seit 2007 zu insgesamt acht ähnlich gelagerten Fällen, berichtet Ischwang. Die Beamten gehen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon aus, dass derselbe Täter verantwortlich ist. „Mord verjährt nicht“, sagt Ischwang. Auch in TV-Sendungen, etwa in Aktenzeichen XY ungelöst, wurde berichtet. Die Kripo verfolgte bisher 556 Spuren und nahm etwa 1500 Massen-DNA-Proben – bislang ohne Ergebnis.

    Drogen und Verstöße gegen das Waffengesetz:

    Abgeschlossen hingegen ist „EG Aussicht“: Im Sommer 2019 ermittelten die Beamten gegen zwei Brüder aus dem Oberallgäu, es ging um illegale Waffen und Drogen. Die Ermittlungsgruppe Aussicht wurde ins Leben gerufen. Ein Jahr lang tauchten die Ermittler tief in den Fall ein und erhebliche Straftaten – zum Beispiel gegen das Betäubungsmittel- und Waffengesetz – wurden aufgedeckt. Das Gericht verhängte unter anderem mehrjährige Freiheitsstrafen.

    Hinter dem Titel „EG Platzhirsch“ verbirgt sich ein Schlag gegen die regionale Drogenhändlerszene. Die Kripo und die Polizei Vorarlberg stellten 2021 in einem Rauschgiftverfahren etwa 37 Kilogramm Drogen sicher – vorwiegend Marihuana. Der Straßenverkaufswert: 300.000 Euro. Es wurden elf Haftbefehle vollzogen, zwei Haupttäter konnten in Albanien aufgespürt werden und saßen dort in Auslieferungshaft. Gegen weitere 78 Beschuldigte aus den Bereichen Kempten, Memmingen, Lindau und Vorarlberg wurden Strafverfahren eingeleitet. Haupt- und Mittäter bekamen Freiheitsstrafen.

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