Seit 75 Jahren besteht das Memminger Schuhhaus Cornelius: für den bis heute familiengeführten Betrieb eine Zeitspanne, die mittlerweile vier Generationen umfasst. 1944 eröffnete der aus Essen nach Memmingen evakuierte Josef Cornelius senior die Schuhmacherei im Haus in der östlichen Kalchstraße. Josef „Jupp“ Cornelius junior trat 1948 nach beendeter Schuhmacherlehre ins Geschäft ein und legte 1951 die Meisterprüfung ab. Drei Jahre später absolvierte er jene zum Orthopädie-Schuhmacher-Meister.
Mit seiner Frau Eleonore „Lore“ Cornelius habe er ab 1970 das elterliche Geschäft übernommen, erzählt seine Tochter Mechthild Feldmeier, die den Betrieb heute zusammen mit ihrer Schwester Brigitta Sailer führt. Es folgte die Erweiterung um einen Bequemschuh-Handel. Die Ausrichtung auf Bequemschuhe und die Verbindung mit der Orthopädie-Werkstatt, die seit 1981 durch Brigitta als Orthopädie-Schuhmacher-Meisterin unterstützt wurde, sind nach Feldmeiers Aussage noch heute wichtige Stützpfeiler des Geschäftes. Dass das bis vor wenigen Jahren konsequent verfolgte Vollsortiment mit Damen-, Herren- und Kinderschuhen heute ohne die Kinderabteilung geführt wird, sei eine der wenigen Auswirkungen des Online-Handels, die nicht mit Geschäftspolitik aufgefangen werden konnten.
Das denkmalgeschützte Haus in der Kalchstraße 47, das die Familie im Jahr 1987 kaufte, erfuhr im Laufe der Zeit umfassende Umbaumaßnahmen. Dabei wurden die Verkaufsfläche, die Beratungsräume und die Werkstatt deutlich vergrößert. Veränderungen stellten sich auch anderweitig ein: War Brigitta Sailer 1981 die einzige weibliche Meisterin unter den Orthopädie-Schuhmachern, so sind in der Memminger Werkstatt von Cornelius heute ausschließlich Frauen tätig. „Es hat sich einfach so ergeben“, sagt Feldmeier.
Nach dem überraschenden frühen Tod von Josef Cornelius junior übernahm 1995 „Lore“ Cornelius die Geschäftsleitung: „Ganz ohne Auseinandersetzungen mit den Töchtern ging das nicht ab“, erzählt Mechthild Feldmeier schmunzelnd, „aber es funktionierte: Wir sind noch immer der größte und bestsortierte Bequem- und Orthopädie-Schuhhandel weit und breit.“
Ihr Vater „Jupp“ Cornelius, lange Memmingens Zweiter Bürgermeister, ist Vorbild für Feldmeiers kommunalpolitisches Engagement. Dass sie zudem nicht nur im Stadtmarketing, sondern auch im Bayerischen Einzelhandelsverband und im bundesweiten Verbund mit anderen Schuhgeschäften aktiv ist, „kostet zwar Zeit und Arbeit, kommt aber auch unserem Betrieb sehr zugute“, sagt Feldmeier. Dies alles „geht aber nur, wenn sie gute Mitarbeiter haben“. Zu diesen zählt seit Kurzem ihre 32-jährige Tochter Katharina, die zuvor außerhalb des elterlichen Betriebs Fachkompetenz erworben hat und nun – in vierter Generation – das Haus Cornelius vertritt.