Mit der Fusion der VR Bank Kaufbeuren-Ostallgäu und der Augusta-Bank in Augsburg entsteht, wie berichtet, eine der größten Genossenschaftsbanken in Schwaben. Mit deutlicher Mehrheit haben die Vertreterversammlung beider Banken dem Zusammenschluss rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres zugestimmt. Welchen Nutzen haben die Kunden von diesem Schritt? Auch über diese Frage sprach unsere Zeitung mit Dr. Hermann Starnecker, derzeit Vorstandssprecher der VR Bank Kaufbeuren-Ostallgäu und künftig Sprecher der neuen VR Bank Augsburg-Ostallgäu.
Als die Pläne vor einem Jahr bekannt wurden, beschrieben Sie die VR Bank Kaufbeuren-Ostallgäu als ein kerngesundes Unternehmen. Warum also die Fusion?
Es geht darum, diese Leistungsfähigkeit zu erhalten. Wir stehen als Bank derzeit vor einigen Herausforderungen. Neben der Nullzinspolitik ist es vor allem die Digitalisierung, die uns beschäftigt. Unsere Kunden fordern moderne Zugangswege, viele machen ihre Bankgeschäfte schon per Smartphone. Da müssen wir mithalten. Es gibt zum Beispiel interne Prozesse, die werden zum Teil noch manuell abgewickelt. Sie sollen in höherem Maß digitalisiert werden. Dazu haben wir hohe Investitionen in die technische Ausstattung. Dieses zu stemmen, ist für eine größere Bank leichter als für eine kleine.
Wie erlebt der Kunde die Digitalisierung?
Der Kunde besucht uns außer in den Geschäftsstellen über unsere Homepage und nimmt Kontakt übers Telefon auf. Über 50 Prozent nutzen inzwischen das Online-Banking. Das alles muss miteinander vernetzt werden. Denn bei einem Besuch bei seinem Berater will der Kunde nicht alles zweimal erzählen müssen. Wir stehen dabei im Wettbewerb mit den Online-Banken. Da müssen wir mithalten. Ihnen gegenüber haben wir aufgeholt und sind mit ihnen auf Augenhöhe.
Sie kündigten an, dass von der Fusion auch mittelständische Unternehmen profitieren. Inwiefern?
Auch mittelständische Unternehmen wachsen. Früher bestand ein Handwerksbetrieb oft aus einem Meister und mehreren Gesellen. Heutzutage werden sie zum Teil schon als GmbH geführt. Wenn solch ein Unternehmen weiter wächst und einen größeren Investitionsbedarf hat, stoßen wir als kleinere Bank manchmal an unsere Grenzen und müssen das Geschäft einer größeren Bank überlassen. Damit besteht aber auch die Gefahr, dass die Firma uns verlässt. Als größere Bank haben wir einen ganz anderen Kreditrahmen und können als Hausbank den Kunden in seiner Ganzheit behalten.
Wie viel Kredite Sie vergeben können, hängt unter anderem auch mit dem Eigenkapital zusammen. Wie hoch ist es?
Das liegt bei 299 Millionen Euro. Davon kommen von der Augusta-Bank 137 und von der VR Bank 162 Millionen Euro. Ein anderes Indiz ist die Gesamtkapitalquote. Sie liegt künftig bei 15,37 Prozent. Der Mindestwert, den der Gesetzgeber fordert, ist acht Prozent.
Inwiefern betrifft den „normalen“ Kunden die Fusion?
Er profitiert davon, dass ihm alle Geschäftsstellen und Ansprechpartner, die sich vor Ort auskennen, erhalten bleiben. Er hat auch den Vorteil, dass er aus immer mehr modernen Bankangeboten wählen kann. Die Vielfalt für den Kunden wird größer. Viele nutzen auch unser Online-Angebot. Selbst eine Anfrage zu einer Baufinanzierung ist darüber möglich.
Wenn aber immer mehr Kunden online sind, gehen sie wohl seltener in die Geschäftsstellen. Dann ist deren Bestand doch gefährdet?
Tatsächlich gibt es diesen Trend. Das ist der heterogenen Kundenstruktur geschuldet und eine große Herausforderung für uns. Diese können wir gemeinsam nach der Fusion besser meistern. Ich wünsche mir, dass die Kunden die Geschäftsstellen weiterhin nutzen.
Und wenn nicht?
Dann müssen wir das überprüfen.
Wie sieht es mit dem Personal aus?
Alle 560 Arbeitsplätze bleiben erhalten. Im Moment suchen wir sogar spezialisiertes Personal, um unsere Kunden noch bedarfsgerechter beraten zu können. Langfristig gesehen werden wir durch natürliche Fluktuation, wie etwa Altersteilzeit, Vorruhestand und Rente, Mutterschutz, aber auch Kündigung durch den Mitarbeiter, weniger Personal haben und nicht alle Stellen nachbesetzen. Das wäre aber auch ohne Fusion in beiden Banken das Ziel gewesen.
Warum?
Wegen der Nullzinspolitik. Die Erträge werden weiterhin zurückgehen. Und auch wegen der Digitalisierung, da sich die Anforderungen an das Bankgeschäft ändern. Um also die Wettbewerbsfähigkeit unserer beiden Banken langfristig zu erhalten, müssen wir Kosten sparen – das erreichen wir durch die Fusion. So belaufen sich die Synergieeffekte ab 2022 jährlich auf etwa 3,3 Millionen Euro. Davon sparen wir etwa 23 Prozent beim Personal. Hinzu kommen 29 Prozent bei den Verwaltungskosten allein dadurch, dass wir unsere IT-Systeme zusammenlegen. Ferner sind es noch viele kleine Punkte, die sich durch die Fusion finanziell positiv auswirken. Außerdem versprechen wir uns Ertragssteigerungen, indem wir gerade im gewerblichen Bereich mehr Kredite vergeben und dadurch mehr Erträge erzielen. Interview: Andreas Filke