Die Kündigungen bei Nestlé in Biessenhofen (Ostallgäu) waren eines der Themen auf der Mitgliederversammlung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Allgäu in Kempten. NGG-Geschäftsführerin Claudia Weixler ging dabei auf die Auswirkungen der globalen, anlegerorientierten Firmenpolitik vieler Großkonzerne ein. Diese Politik habe unter anderem bei Nestlé in Biessenhofen zuletzt über 100 Kolleginnen und Kollegen den Arbeitsplatz gekostet. Nur durch gewerkschaftliche Organisation und Aktion, sowie einen starken Betriebsrat sei es möglich gewesen, die Maßnahmen des Konzerns sozialverträglicher zu gestalten.
Zuvor hatte Peter Schmidt, NGG-Referatsleiter „Europa und internationale Zusammenarbeit“ sowie Vorsitzender des europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses, zum Thema „Europa, wohin gehst du?“ referiert. Dabei kritisierte er vor allem die Austeritätspolitik der EU, also die Konzentration der Politik in Europa auf die Interessen der Finanzmärkte und Großkonzerne, sowie den erstarkenden Nationalismus in vielen europäischen Staaten. Konkret sagte Schmidt: „Eine in den letzten Jahren völlig fehlgeleitete Sparpolitik hat zu massiven sozialen Verwerfungen in Europa geführt. Die Menschen protestieren zunehmend auf der Straße, die Jugend fordert zu recht, mehr für den Klimaschutz zu tun. All dies ist eine Auswirkung jener neoliberalen Politik, die nur auf Wirtschaft ausgerichtet ist.“ Nationalismus sei keine Antwort darauf, im Gegenteil, dieser werde die Probleme nur Verstärken. Die Antwort laute mehr Europa, mehr Solidarität, mehr sozialer Ausgleich.
Auf der Versammlung wurden außerdem 29 Mitglieder für ihre langjährige Treue geehrt, und zwar für 25 Jahre: Werner Stötter-Betz, Renate Bosch, Stephan Herrmann, Jürgen Baldauf, Annette Schink, Stefan Jörg, Lothar Cieslak, Franz Rid, Wolfgang Drexler, Michael Schöffel, Robert Wiest, Erwin Epple, Karsten Wieler, Beyzat Cetin und Christian Vetter. Für 40 Jahre wurden geehrt: Stefan Hoisl, Jens König, Margitta Hubmer, Helmut Waldmann, Robert Hartmann, Franz-Xaver Götzfried, Herbert Kuttner, Gabriele Kerschbaum, Andreas Höfel, Dagmar Wagner, Gerhard Merk und Peter Schmidt.