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Harter Metaller mit viel Familiensinn und hohem Anspruch

Bad Grönenbach

Harter Metaller mit viel Familiensinn und hohem Anspruch

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    Metal
    Metal Foto: Sascha Sinofzik

    Ungefähr zur selben Zeit gründete Liapakis, denn alle „Lia“ nennen, die Band Mystic Prophecy. Mit ihr hat er vor kurzem das elfte Album „Metal Division“ veröffentlicht – in der aktuellen Besetzung Markus Pohl (Gitarre), Joey Roxx (Bass), Hanno Kerstan (Drums) und Evan K (Gitarre). Wieder nahm die Band das Werk im Studio „Prophecy & Music Factory“ in einer ehemaligen Schokoladenfabrik in Waltenhofen-Hegge nahe Kempten auf. Dort ist Liapakis selbst als Produzent tätig, neben den CDs seiner eigenen Bands Mystic Prophecy, Steel Prophet und Devil’s Train verhilft er dort jedes Jahr einigen anderen Bands zu einem guten Sound für ihre Alben. Dabei beschränkt er sich jedoch nicht auf das Genre Rock und Metal, sondern bietet seine Arbeit allen Musikern an. So mischte er in dem Studio beispielsweise schon Liebeslieder von Hobbysängern ab.

    Hauptberuflich ist der 52-Jährige Zerspanungsmechaniker, auch alle anderen Bandmitglieder haben einen festen Arbeitsplatz. Wie in seinem Job hat für Liapakis die Qualität des Metal(l)s die höchste Priorität, es müssen alle Lieder und jede Textzeile dem eigenen Anspruch gerecht werden, bevor es ans Aufnehmen geht. Die Möglichkeit einer Profikarriere bot sich Liapakis bereits früh, dies wäre allerdings mit jahrelangem Touren verbunden gewesen. Als Familienmensch entschied er sich deshalb für „den harten Weg“ und ging neben der Musik weiterhin seiner regulären Arbeit nach. Nicht zuletzt deshalb ist ihm bei den Konzerten wichtig, dass die Zuschauer – ebenso wie er – für ein paar Stunden ihren Alltag vergessen und einfach mit der Band zusammen „die Sau rauslassen können.“

    Den Großteil seines Urlaubs und viele Wochenenden nutzt Liapakis daher für Touren durch Europa und die ganze Welt. So haben Mystic Prophecy unter anderem bereits Spanien, Norwegen und Russland, die USA, Japan und Israel bereist und eine weltweite Fangemeinde aufgebaut. Auch die Bühnen der größten Metal-Festivals wie dem Wacken Open Air und Summer Breeze rockte die Band schon. Seine Familie stärkt ihm dabei den Rücken, durch ihre Unterstützung und ihr Verständnis findet Liapakis auch nach drei Jahrzehnten noch die Kraft, regelmäßig auf Tour zu gehen. Selbst wenn er von 30 Urlaubstagen in der Regel 20 bis 25 Tage für Konzerte nutzen muss. „Da kann es schon mal vorkommen, dass man den Flug um 5 Uhr morgens nehmen muss, um noch rechtzeitig zu einem Familientreffen zuhause zu sein“, erzählt der in Reutlingen geborene Sänger.

    Zu den ehemaligen Mitgliedern von Mystic Prophecy gehört auch Liapakis’ Landsmann Gus G. alias Kostas Karamitroudis, den er damals trotz seines jungen Alters aus 40 Bewerbern auswählte – und für den sich die Band als Sprungbrett in eine Weltkarriere erwies. Unter anderem war Gus jahrelang der Gitarrist des „Prince of Darkness“ Ozzy Osbourne, eine Entwicklung, die Liapakis stets mit großem Stolz verfolgt hat, die beiden haben auch heute noch Kontakt.

    Jungen Künstlern und Bands rät er aufgrund des sich schnell verändernden Musikbusiness von einer Profikarriere heute eher ab. Stattdessen sollten sie sich darauf konzentrieren, Beruf und Musikkarriere in Einklang zu bringen. Denn der CD-Verkauf werde von billigen Streaming-Diensten langsam abgelöst und Bands seien dadurch zum ständigen Touren gezwungen, wenn sie von ihrer Musik leben wollen.

    Ebenfalls verändert habe sich das Verhältnis zwischen dem Schreiben von Songs und der Promotionarbeit. So spricht Liapakis davon, dass vor dreißig Jahren noch „90 Prozent der Arbeit Musik, zehn Prozent Business“ waren. Heute seien es „95 Prozent Business und fünf Prozent Musik.“ Und ohne stundenlangen Zeitaufwand für Social Media-Kanäle gehe man heutzutage im Musikgeschäft sehr schnell unter.

    Vom gängigen „Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll“-Klischee halten Mystic Prophecy nicht viel, auf Tour muss Liapakis ganz im Gegenteil besonders auf seine Gesundheit achten, vor allem, da im fahrenden Nightliner wenig Zeit für Schlaf bleibt. Doch auch in Zukunft ist noch mit Mystic Prophecy zu rechnen, denn der Frontmann kann sich ein entspanntes Leben auf dem Sofa abseits der Bühne ohne seine „zweite Liebe neben der Familie“ nicht vorstellen.

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