Oberallgäu/KemptenEs kommt vor, dass bei den Treffen einer auf dem Ball oder schlicht auf dem Boden sitzt, der andere steht oder sich am Tisch abstützt. „Wir haben füreinander Verständnis, ohne uns rechtfertigen zu müssen“, erklärt Monika Trinkl. Die 58-jährige Büroangestellte aus Durach ist Ansprechpartnerin der Schmerz-Selbsthilfegruppe Kempten-Oberallgäu. Die Arbeit teilt sie sich mit Brigitte Marchetti. „Ich kann dort sein, wie ich bin“, sagt Trinkl weiter. „Und mich so bewegen, wie’s mir guttut.“ Die Gruppe trifft sich einmal im Monat in der Schmerztagesklinik im Klinikum Kempten.
„Gefühlt“ ihr Leben lang habe sie mit Schmerzen zu tun gehabt, erzählt die Duracherin – seit ihrer Jugend, von Jahr zu Jahr habe sich ihr Zustand verschlechtert. „Je nach Bewegung können die Schmerzen überall auftreten.“ Erst 2015 erhielt sie die Diagnose Fibromyalgie. Übersetzt heißt Fibromyalgie Muskelfaserschmerz. Die Ursachen sind bisher nicht bekannt, allerdings liegt bei den Patienten eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit vor. Auch eine genetische Veranlagung spielt eine Rolle. Das Fibromyalgie-Syndrom ist nicht heilbar. Vor fünf Jahren las Monika Trinkl in der Zeitung einen Bericht über die ambulante Schmerztherapie im Klinikum. Sie fühlte sich dort ernst genommen mit ihren Beschwerden und stellte fest, dass es viele Menschen mit ähnlichen Problemen gibt. Damals entstand gerade eine Selbsthilfegruppe, und sie war gleich dabei. Dort und in der Schmerztherapie erfuhr sie von vielfältigen Möglichkeiten, den Schmerz zu „überlisten“.
Die Methoden reichen von moderater Bewegung und Wärme über Ernährung und Medikamente bis zur Entspannung. „Jeder muss für sich selber herausfinden, in welchen Situationen die Schmerzen stärker sind.“ Wichtig sei es zu versuchen, unter der Schmerzgrenze zu bleiben, indem vielleicht Bewegungsabläufe geändert werden: „Es ist ein ständiges Austasten, es gilt, schmerzfreie Zeiten so lang wie möglich zu halten, dass das Gehirn lernt, es gibt schmerzfreie Zeiten.“
Die Gruppe spielt in der Therapie eine wichtige Rolle, so Trinkl. Das sei nicht nur der Erfahrungsaustausch: „Die Gruppe kann einen auffangen.“ Die Mitglieder kommen aus dem gesamten Allgäu. Angehörige sind willkommen. Unterstützt wird die Gruppe von Therapeuten. Bei Treffen wird neben dem Austausch von Erfahrungen ein spezielles Thema angesprochen wie Atemtherapie, Schmerz und Humor, progressive Muskelentspannung oder Bewegung mit Musik. Zwei, drei Mal im Jahr macht die Gruppe einen Ausflug: „Wir machen Wanderungen, wir waren in der Salzgrotte oder gehen zum Pizza-Essen.“ Ein Ziel steht dabei obenan: „Mehr Lebensqualität.“