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Im Aufbruch

Obergünzburg

Im Aufbruch

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    Pfarrsingschule
    Pfarrsingschule Foto: Hermann Knauer/Pfarrarchiv

    Die Bürger- und Kulturstiftung Hermann Knauer hat zum Erzählcafe „Pfarrsingschule 1945“ eingeladen. Die Erinnerungen an die Nachkriegsjahre brachten unter den knapp 30 Gästen im Verkündhaus viele Episoden und Erinnerungen zum Vorschein.

    Anlass des Erzähl-Nachmittages war das 270-jährige Bestehen des Kirchenchores St. Martin, das heuer mit einem großen Fest gefeiert wird. Ebenso die beeindruckende Persönlichkeit des Singlehrers Josef Schmid (1910-1957), der mit fachlichem Können, beispielhaftem Idealismus und gewinnender Kontaktfähigkeit besonders die damalige Jugend zu begeistern wusste. Auch Professor Ernst Lorenz, dessen 50. Todestag sich 2020 jährt, blieb unvergessen. Er war zunächst Lehrer an Münchner Schulen. Als Mitarbeiter des Deutschen Museums wurde ihm von Oscar von Miller der Aufbau der musikgeschichtlichen Abteilung des renommierten Hauses übertragen. Der Bombenkrieg auf München vernichtete aber seine dortige Wohnung und als Evakuierter fand er im Allgäu seine neue Heimat. Doch noch einmal sollte der 1879 geborene Lorenz, schon im Pensionsalter, ins Amt des Schulrats des Landkreises Marktoberdorf berufen werden.

    In dieser Funktion brachte er von seinem Dienstsitz Obergünzburg aus nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unter äußerst schwierigen Verhältnissen wieder ein funktionsfähiges Schulwesen in Gang. Kurz nach dem Ausscheiden aus dem Amt entfaltete Professor Lorenz eine rege Tätigkeit im kulturellen Leben des Marktes Obergünzburg. So war er Organist und Chorleiter von St. Martin, Dirigent des Männergesangsvereins Liederkranz, Beauftragter der örtlichen Presse und Leiter des Volksbildungswerkes.

    Josef Schmid und er gründeten 1945 zusammen die Pfarrsingschule in Obergünzburg und verhalfen der „Musica Sacra“ und dem Konzertwesen nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Neuerblühen.

    Schon beim ersten Jahreskonzert 1946 im Hirschsaal beteiligten sich neben 30 Singschulkinder auch etwa 45 bis 50 erwachsene Sängerinnen und Sänger, sowie 25 Musiker im Orchester. Die legendären Cäcilienkonzerte in der Jahnturnhalle in den folgenden Jahren waren weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt und garantierten jeweils ein volles Haus.

    Obwohl der thematische Mittelpunkt des Erzählcafes die Gründung der Pfarrsingschule war, streiften die angeregten Unterhaltungen und Anekdoten bei Kaffee und Kuchen natürlich auch weitere Ereignisse, die in der damaligen Nachkriegszeit im Ort geschahen und heute noch respektvolles Staunen aber auch heiteres Schmunzeln oder gar schallendes Gelächter in der Runde auslösten.

    Die Anwesenden bezeichneten das Erzählcafe als eine gelungene Veranstaltung, die ein fruchtbares Miteinander zwischen Jung und Alt im Ort und eine unterhaltsame Geschichtsfortschreibung garantiert.

    Hermann Knauer verwies darauf, dass am 11. Juli der Kirchenchor St. Martin zu einem offenen Singen mit Volksliedern und Schlagern in den Museums-Innenhof einlädt. Mit dabei sind dann alle Chorgemeinschaften des Ortes, der Kinderchor Günztalspatzen, der Jugendchor Highlights sowie der Männerchor Liederkranz. Das Besondere: die Besucher sind eingeladen, auch selbst mitzusingen und die Lieder werden so ausgewählt, dass jeder Singfreudige seine Stimme ausprobieren kann. Neben dem musikalischen Erlebnis soll auch das Kulinarische nicht zu kurz kommen. (hk)

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