Die Einkaufsgutscheine der Sonthofer Wirtschaftsvereinigung „Attraktive Stadt Sonthofen“ (ASS) sind eine Erfolgsgeschichte. Die jetzt gestartete digitale Variante schlägt nun eine neue Brücke ins Internet. Aber das wird nach Ansicht von ASS-Vorstandsmitglied Hans Fili im Kampf gegen den mächtigen Online-Handel nicht ausreichen. Problem sei, dass junge Menschen häufig nicht einmal mehr wüssten, welche Geschäfte es überhaupt noch in der Stadt gibt und welche Produkte dort zu kaufen sind. – Außer, wenn Geschäfte auch im Internet präsent seien, vor allem bei Google.
Appelle an Fach- und Einzelhändler, mehr Präsenz im Datennetz zu zeigen, sind in Sonthofen nicht neu. „Es ist Aufgabe des Handels, sich der digitalen Welt zu öffnen“, sagte Fili bei der jüngsten ASS-Jahresversammlung. Diesmal allerdings verknüpft mit einer krassen Warnung: Für Fili ist absehbar, dass die junge Generation nicht einmal mehr die Namen von Sonthofer Geschäften kennen wird, wenn diese nicht auch online präsent sind.
Doch der Weg zur digitalen Einkaufsstadt erweist sich als eher mühsam. 2019 hat Kommunikationsexperte Fili „Vu-Do“ konzipiert. Der Begriff bedeutet so viel wie „aus der Region“. Angedacht war ein gemeinsamer regionaler Online-Shop, in dem Sonthofer Händler ihre Produkte anbieten. Die Seite „Vo-Do“ sollte als Vermittlungsplattform alle Einkäufe bündeln und die Zahlungen abwickeln. Dazu gehört das Angebot, Einkäufe für eine Servicepauschale im Vier-Kilometer-Radius noch am selben Tag per Fahrradkurier zu liefern.
Was im Februar/März starten sollte, wird nun wohl erst Anfang Mai möglich sein. Das deutsche Recht macht dem Anfangskonzept einen Strich durch die Rechnung: Denn für den gemeinsamen Online-Shop hätte man eine kapitalstarke Firma gründen müssen. Stattdessen müssen interessierte Händler sich nun mit separaten Internetshops an die Vu-Do-Plattform anbinden. Wer schon einen eigenen Online-Shop hat, könnte dort laut Fili zum Beispiel auch nur den Fahrrad-Lieferservice einbinden. Das Konzept habe Potenzial, sagte bei der Versammlung Toby Hammer („Ridersheaven“). Denn je mehr an einem Strang ziehen, desto eher werde man auch bei Google gefunden.
Allein: Genau da tut sich eine Hürde auf: Die ASS zählt nurmehr 75 Mitglieder. „Wir brauchen dringend viele neue Mitglieder“, appellierte Kassier Hartmut Bruns wie seit Jahren. Im Vorjahr freute man sich schon, dass die Zahl nicht weiter sank. Dabei hängt die Schlagkraft einer Wirtschaftsvereinigung von den Mitgliedern ab, die mit Beitrag die Aktionen unterstützen. Kritik klang in der Versammlung an der Gastronomie an, die zwar von den monatlichen Live-Nächten und anderen Frequenz bringenden Veranstaltungen profitiere, aber kaum ASS-Mitglieder stelle.
Ein Beitrittsargument könnten die Einkaufsgutscheine sein, die derzeit laut Bruns mit einem Gesamtvolumen von 81 000 Euro im Umlauf sind: Sie lassen sich nur bei Mitgliedsbetrieben einlösen. Allein im Vorjahr wurden davon 3400 Stück im Gesamtwert von 76 000 Euro verkauft. Die neue digitale Variante lässt sich nun auch im Internet erwerben. Sie sind also nicht mehr händisch auszustellen oder bei Bestellungen von auswärts gar zu verschicken. Die Händler wiederum können ihnen vorgelegte Gutscheine dank Seriennummer und scannbarem QR-Code einfach einbuchen.