Startseite
Icon Pfeil nach unten
ZZ Fallback
Icon Pfeil nach unten

Manchem Prämiensparer droht die Kündigung

Kempten

Manchem Prämiensparer droht die Kündigung

    • |
    • |
    Vorstand Sparkasse Allgäu
    Vorstand Sparkasse Allgäu Foto: Ralf Lienert

    Erträge fürs Ersparte – die sind für die meisten Allgäuer seit Jahren ein Fremdwort. Es sei denn, es wurden langfristige Prämiensparverträge abgeschlossen, die im besten Fall eine Rendite von über zwei Prozent abwerfen. Damit wird es für etliche Sparkassen-Kunden aber bald vorbei sein: Die Sparkasse Allgäu wird als erstes Kreditinstitut in der Region bestimmte Prämiensparvereinbarungen auflösen, kündigt Vorstand Heribert Schwarz an. Konkret geht es um unbefristete Verträge, die bereits die maximale Prämienausschüttung von 50 Prozent erreicht haben.

    In einer ersten Tranche sollen in den nächsten Wochen 2200 Verträge aufgelöst werden – wirksam Ende Februar. Eine kleinere Tranche soll im Frühjahr folgen. Schwarz geht davon aus, dass andere Sparkassen denselben Weg gehen, nachdem der Bundesgerichtshof diesen Schritt als rechtlich zulässig eingestuft hat. Vorausgesetzt, die Verträge sind unbefristet und die höchste Prämienstufe ist erreicht. Vorreiter dafür gibt es etliche, etwa die Sparkassen in München und Landsberg.

    „Wir haben es uns nicht leicht gemacht, sondern sehr lange damit gerungen“, sagt Schwarz. Denn natürlich sei es für eine regional verwurzelte Bank nicht einfach, Sparvereinbarungen mit treuen Kunden aufzulösen. „Aber uns bleibt angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen keine andere Wahl.“ Schwarz sagt, dass die Bank solche Einlagen subventioniere, seit die Europäische Zentralbank (EZB) 2014 Minuszinsen für ihr anvertraute Guthaben einführte. Das könne sich auf Dauer kein Haus erlauben, ohne die eigene Substanz anzugreifen. Zumal die Sparkasse inzwischen selbst bei Baudarlehen weniger als ein Prozent Zinsen erhalte.

    Zum Vergleich das bis vor einigen Jahren angebotene unbefristete Prämiensparmodell: Hier erhalten Sparer zusätzlich zu den aktuellen Zinsen einen steigenden Prämiensatz von bis zu 50 Prozent. Wer etwa 15 Jahre lang monatlich 100 Euro einzahlte, kommt am Ende auf bis zu 600 Euro Prämie. Der Sparkasse sei es „extrem wichtig“ gewesen, Betroffenen die Kündigung vorab persönlich zu erklären und individuell Alternativen anzubieten, sagt stellvertretender Vorstand Rochus Nickl. „Unsere Berater haben fast alle Kunden angerufen.“ Dabei seien sie in etwa 30 Fällen auf Unverständnis gestoßen. Etliche Kunden hätten mit diesem Schritt gerechnet.

    Eventuell wird die Sparkasse Allgäu im Lauf des Jahres 2020 auch an Privatkunden die Minuszinsen weitergeben, die die EZB für Einlagen berechnet. Diese „Verwahrentgelte“ werden seit 2017 für Geschäftskunden berechnet, die über 250 000 Euro auf einem Girokonto haben. „Wir beraten intern darüber, beschlossen ist nichts“, sagt Schwarz. Sollten die Minuszinsen kommen, träfe dies nur einen Bruchteil der Privatkunden und keinesfalls den kleinen Sparer: „Auch hier würde es Freibeträge geben.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden