Anfang 2016 gründeten Molkereitechniker Matthias Haug und Molkereimeister Johannes Nußbaumer die Allgäuer Hof-Milch GmbH in Missen-Wilhams (Oberallgäu). Drei Jahre später gehört auch der ehemalige Allgäuland- und Arla-Foods-Standort in Sonthofen zur Allgäuer Hof-Milch dazu. Vom Lehrling zum Chef könnte man sagen, denn Haug und Nußbaumer lernten einst bei den Allgäuland-Käsereien in Sonthofen. Heuer war das Unternehmen für den Bayerischen Gründerpreis der Sparkasse in der Kategorie Start-up nominiert, gewonnen hat eine Firma aus Augsburg. Die Allgäuer Hof-Milch produziert beispielsweise Milch, Joghurt und Käse.
„Für uns war es unbegreiflich, dass es im Milchland Allgäu keine eigenständigen Molkereien mehr gab, die Allgäuer Heumilch zu hochwertigen Produkten verarbeiten“, sagt Haug. Heu-Milch bezeichnet Milch von Kühen, die mit Gras und Heu und nicht mit Silofutter gefüttert werden. Ihnen sei durchaus bewusst, dass man mit einer Molkerei nicht reich wird, sagt Haug. „Uns macht es einfach viel Spaß.“ Die beiden glauben an ihr Konzept, schwieriger sei es gewesen, die Geldgeber davon zu überzeugen. „Vor fünf Jahren hätte unsere Idee nicht funktioniert“, sagt Haug. Aber der Verbraucher habe sein Verhalten verändert und lege mehr Wert auf regionale Produkte.
„Der Kunde muss bereit sein, für diese Regionalität zu bezahlen“, sagt Haug. Ein Liter Milch kostet 1,35 Euro. Nur bei diesem Preis gehe das Konzept auf. Beispielsweise die Kosten für Logistik und die Milch müssen eingerechnet werden.
Die Landwirte erhalten für fünf Jahre einen festgelegten Preis: pro Liter 40 Cent. „Damals lag der Preis bei 26 Cent“, sagt Matthias Haug. Außerdem zahlt das Unternehmen den Landwirten zwei Cent pro Liter als Weideprämie. „Wer uns beliefert, muss garantieren, dass seine Kühe 120 Tage pro Jahr auf der Weide sind“, sagt Haug. Es sei wichtig, Landwirte so zu entlohnen, dass sie nachhaltig arbeiten und planen können.
Hauptabnehmer ist derzeit Rewe – der Handelspartner hat die exklusiven Rechte an der Milch, weil er damals als einziger die Konzeptidee der Missener akzeptiert habe. „Aber andere wollen jetzt auch“, sagt Haug. Deshalb soll es im Herbst eine zweite Marke geben: „Allgäuländer“. In den vergangenen Jahren hat sich das Unternehmen schnell entwickelt. Es ist von drei Mitarbeitern auf über 100 gewachsen. „Wir haben noch viele Hausaufgaben zu erledigen“, sagt Haug.