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„Mundschutz ist bei uns fast ausverkauft“

Kempten

„Mundschutz ist bei uns fast ausverkauft“

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    Coronavirus: Mundschutz
    Coronavirus: Mundschutz Foto: Matthias Becker

    „Wir haben noch nie so viele Mundschutzmasken verkauft wie jetzt“, sagt Michael Bentz. Ihm gehören die Alpin Apotheke am Klinikum und die Rottach Apotheke im Cambomed in Kempten. Grund ist das neuartige Corona-Virus, vor dem sich die Kunden schützen wollen. Erste Krankheitsfälle wurden im Dezember bekannt, inzwischen haben sich zehntausende Menschen angesteckt – vor allem in China. Im Allgäu gibt es bisher keine Betroffenen. Trotzdem spricht Catrin Fiedermutz, Hausärztin in Bad Hindelang, von einer beginnenden Panik bei den Menschen, die das Gesundheitszentrum Ostrachtal besuchen, in dem sie arbeitet. Aber ist diese gerechtfertigt? „Nein.“

    Einheimische, die an Erkältungs- oder Grippesymptomen leiden, in jüngster Zeit aber nicht in ein Risikogebiet gereist sind oder Kontakt zu einer infizierten Person hatten, bräuchten sich keine Sorgen machen, sagt die Ärztin. Trotzdem hätten während der vergangenen Tage vermehrt Patienten Angst, sich angesteckt zu haben. „Diese Sorgen konnten wir zerstreuen.“

    Fiedermutz und ihre Kollegen sind in regelmäßigem Austausch mit dem Oberallgäuer Gesundheitsamt über neue Entwicklungen. Sollte ein Patient, der Symptome hat und aus einem Risikogebiet kommt – etwa aus einem Skiort in Italien – in der Praxis vorstellig werden, würde dieser sofort isoliert, behandelt, den Behörden gemeldet und mit einem Mundschutz ausgestattet.

    Dieser dient vor allem dazu, dass der Erkrankte niemanden ansteckt, sagt Apotheker Michael Bentz. Umgekehrt könne bei gesunden Menschen ein Mundschutz kaum vor einer Ansteckung schützen. Zumindest nicht das handelsübliche Modell aus Papier, das auch Baumärkte im Sortiment haben. Das Robert-Koch-Institut (RKI) – in Deutschland zuständig für Infektionskrankheiten – empfehle Mundschutz-Klasse FFP2. „Aber den kann man nicht im Alltag tragen“, sagt Bentz. Die Nachfrage sei trotzdem „überdimensional“.

    „Es ist fast alles ausverkauft, der Bestand geht langsam zur Neige.“ In ein Beratungsgespräch mit den Kunden einzusteigen, sei schwierig, „weil sie einfach einen Mundschutz wollen, um sicher zu sein“. Seine erste Empfehlung, um sich vor Ansteckungen zu schützen, sei jedoch die Hust- und Nies-Etikette. Und die gelte während der Grippe-Saison generell: Hand ober besser Ellenbeuge vor Nase und Mund halten und Hände regelmäßig mit Wasser und Seife waschen. Denn hauptsächlich über die Hände würden Atemwegsinfektionen übertragen.

    „Es ist eine gewisse Vorsicht angebracht“, sagt Bentz im Hinblick auf das Corona-Virus. „Aber man darf auch nicht in Panik verfallen.“ Wer Bedenken habe, könne sich über die Internetseite des RKI informieren.

    Auch wenn es aktuell keinen neuen Corona-Verdachtsfall im Allgäu gebe, stelle sich indes der Klinikverbund Allgäu „auf eine erhöhte Inanspruchnahme unserer Notaufnahmen“ ein, sagt Sprecherin Christine Hartke. Eine Steuerungsgruppe sei vorsorglich eingerichtet. Laut Dr. Peter Keith, Leiter der Abteilung Hygiene und Infektiologie, sei der Klinikverbund für die Aufnahme von Verdachtsfällen „gut gerüstet“. Dennoch: „Patienten mit Grippesymptomen, unabhängig davon ob ein Risiko für eine Infektion mit dem Corona-Virus besteht, sollten sich primär an ihren Hausarzt wenden und nur im tatsächlichen Notfall in die Notaufnahme eines Krankenhauses kommen“, empfiehlt Dr. Dagmar Strauß, Chefärztin der Notaufnahmen Kempten und Immenstadt.

    „Zu mir kamen bisher keine Patienten, die Angst hatten, infiziert zu sein“, sagt der Hausarzt Hannes Bösker aus Kempten. Er sehe keinen Grund zur Beunruhigung. Das Corona-Virus sei ein Atemwegsvirus, das im Vergleich zur Grippe „eher weniger gefährlich“ sei. Bösker stützt sich dabei auf die Angaben des RKI. Aus seiner Sicht ist das Corona-Virus vor allem „ein Medienthema“, die Aufregung teilweise übertrieben.

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