Am Sonntag fallen die bisher gültigen Corona-Vorgaben weitgehend weg. Das betrifft unter anderem Zugangsbeschränkungen nach der 2G- oder 3G-Regel sowie die Maskenpflicht beim Einkaufen und in sonstigen Innenräumen. (Mehr über die aktuellen Corona-Regeln lesen Sie in unserem Corona-Blog.) Wir haben nachgefragt, wie Einzelhandel, Gastronomie und Friseurbetriebe mit der neuen Situation umgehen.
Mode Reischmann in Memmingen
„Grundsätzlich begrüßen wir die Lockerungen und wollen schnellstmöglich zur Vor-Covid-Normalität zurück“, sagt Hermann Oßwald, der Hausgeschäftsleiter von Mode Reischmann in Memmingen. Er ist zugleich Vorsitzender des Vereins Stadtmarketing Memmingen. Dieser hat die Empfehlung des Einzelhandelsverbandes an die Mitglieder weitergeleitet, worin das Tragen eines Mundschutzes empfohlen wird, so Oßwald.
Für sein Haus bedeutet das: „Bei Reischmann werden wir bis auf Weiteres ähnlich verfahren: Wir empfehlen unseren Kunden das Tragen eines Mundschutzes, ebenso wie auch unseren Mitarbeitern.“ Der Hausgeschäftsleiter ergänzt: „Vorschreiben werden wir es nicht, bitten aber unsere Mitarbeiter in jedem Einzelfall zum Selbstschutz und im Sinne unserer Kundinnen und Kunden mit Fingerspitzengefühl zu agieren.“ Ein Beispiel: Hat ein Kunde ohnehin Bedenken und kommt mit Maske zum Einkauf, dann empfehle es sich, dass die Beraterin oder der Berater ebenfalls einen Mundschutz aufsetzt.

Brauerei-Gasthofs Laupheimer in Günz
„Zunächst sind wir mal alle froh darüber, dass die Maskenpflicht fällt“, sagt auch Martin Laupheimer, Inhaber des Brauerei-Gasthofs Laupheimer in Günz (Westerheim). Für Gäste und Personal bedeute das eine große Erleichterung. Laupheimer hat jedoch nichts dagegen, wenn es zum Beispiel Kräfte im Service vorziehen, weiterhin mit Maske zu den Tischen zu gehen. Und sollte sich ein Gast mit Maske sicherer und wohler fühlen, so werde das natürlich respektiert.
Auch bei seinen weiteren Standbeinen, dem Hotel und einem Catering-Service, setzt der Gastronom auf dieses Prinzip. Angesichts der derzeit hohen Inzidenzen ist er gespannt, wie die weitere Entwicklung und die Reaktionen der Gäste aussehen werden. Der Gastronom setzt auf Optimismus, gleichzeitig bleiben die Desinfektionsmittelspender aufgebaut und weil seine Räume großzügig dimensioniert seien, ist laut Laupheimer auch Abstand gewährleistet. Bald will er die Biergartensaison eröffnen und er hofft, dass es – auch im Sommer und Herbst – nicht erneut zu einer extremen Welle kommt: „Das wäre für die Gastronomie eine Katastrophe.“

Friseursalon „E&R Phase 1“ in Memmingen
Enrico Karrer vom Friseursalon „E&R Phase 1“ in Memmingen bleibt skeptisch, ob die Änderungen wirklich umgesetzt werden. Nach seiner Ansicht ist nicht auszuschließen, dass es in letzter Minute eine Kehrtwende gibt und außerdem könnte auch die Berufsgenossenschaft noch kurzfristig mit Vorgaben reagieren.
Tritt nichts davon ein, handhabt der Obermeister der Friseurinnung Memmingen-Mindelheim die Situation in seinem Salon folgendermaßen: Wie mit „dem harten Kern“ bereits besprochen, wird er seinem Team nahelegen, weiterhin einen OP-Mundschutz zu tragen. „Das empfehle ich auch Kollegen, wenn sie mich fragen“, sagt Karrer: „Wir haben unser Immunsystem jetzt zwei Jahre lang kalt gestellt. Ich befürchte, dass wir ansonsten nach ein paar Wochen krank daheim liegen.“ Dabei denkt er nicht nur an Corona, sondern zum Beispiel an Grippe-Erkrankungen.
Im Salon wird das Lüftungskonzept weiter großgeschrieben und auch Hygienemaßnahmen wie das Desinfizieren der Hände werden beibehalten. Für Kundinnen und Kunden liegen OP-Masken bereit, ob sie darauf zurückgreifen, ist ihnen freigestellt. Der Friseurmeister will beobachten, welche Dynamik sich bei den Kunden einstellt. Bisher erlebt er sie als sehr umsichtig. Sollte es dazu kommen, dass er oder seine Mitarbeitenden sich unsicher fühlen, gebe es die Möglichkeit, vom Hausrecht Gebrauch zu machen, damit Kunden – zumindest bei nahem Kontakt mit Angestellten – Maske tragen.
Memminger Schuhgeschäft Cornelius
Im Memminger Schuhgeschäft Cornelius gibt es die klare Vorgabe an die Angestellten, weiterhin eine Maske bei der Arbeit zu tragen, um sich gegen das Coronavirus zu schützen. „Die Inzidenzzahlen sind derzeit einfach noch zu hoch“, sagt Geschäftsführerin Mechthild Feldmeier. Und auch die Krankheitsverläufe bei der Omikronvariante seien nicht zu unterschätzen. „Viele Menschen leiden lange darunter.“
In den Augen der Bezirksvorsitzenden des Handelsverbands müsse in den Geschäften das Risiko einer Ansteckung so klein wie möglich gehalten werden, damit die dringend benötigten Mitarbeitenden nicht in Quarantäne müssen. Schließlich seien April und Mai wichtige Monate im Einzelhandel. „Da kann man sich Ausfälle nicht leisten.“ Daher würden die allermeisten Händler ihre Angestellten dazu anhalten, vorerst weiter eine Maske in den Geschäften zu tragen.
Dagegen sei es ihren Kunden natürlich freigestellt, ob sie in ihrem Schuhhaus eine Maske tragen möchten oder nicht. „Letztlich kann ich ja jeden verstehen, der künftig lieber ohne Maske einkaufen möchte“, sagt Feldmeier: „Gerade ältere Menschen bekommen oftmals schwerer Luft unter einer Maske.“ Sobald die Inzidenzen spürbar sinken, könnten auch bei den Mitarbeitenden im Handel die Masken fallen. (Lesen Sie auch: Memmingen: Beim Schuhhaus Cornelius übernimmt die vierte Generation)
Das Wegfallen der Maskenpflicht wird auch in der Memminger Redaktion heiß diskutiert. Einen Pro- und Contra-Kommentar zur Maskenpflicht finden Sie hier.