Mit 2997 Mitgliedern zum Ende vergangenen Jahres meldet Haus und Grund Kempten wieder einen neuen Rekordstand. Der Verein stellt somit den größten Interessenvertreter von privaten Immobilienbesitzern im Allgäu. Der Vorstand um Vorsitzenden Eberhard Ernst wurde bei der Jahresversammlung im Amt bestätigt.
Oberbürgermeister Thomas Kiechle dankte für die konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadt auf allen Ebenen der Wohnraumversorgung. Bedenken bei den Anwesenden hinsichtlich einer Enteignung von Immobilieneigentum zerstreute der OB. Er bezeichnete die derzeitige bundespolitische Diskussion als „verrückt“. Gleichzeitig verwies er auf die Erschließung von neuen Wohnflächen, die aktuell in Kempten vorangetrieben wird. Die Verpflichtungen, die mit Eigentum einhergehen, so Kiechle, gelten weiterhin. Die Mitglieder von Haus und Grund würden diesen aber nachkommen.
Deutliche Worte fand auch der Hauptreferent des Abends, Rolf Baron Vielhauer von Hohenhau, Präsident des Bundes der Steuerzahler in Bayern und Präsident des europäischen Bundes der Steuerzahler. Es sei ein „miserabler Vorschlag“, fehlende Steuereinnahmen und Versäumnisse durch Enteignung von Grundbesitz zu kompensieren. Ziel der Regierung müsse eine Stärkung der Kaufkraft der Bürger sein, wie etwa durch Steuererleichterungen.
Ein Verzicht auf die Erbschaftssteuer beispielsweise, wäres einer Ansicht nach ein enormes Konjunkturprogramm für Bayern. Andere Länder wie Schweden und Österreich hätten ohne Erbschaftssteuer sehr gute Erfahrungen gemacht. Überhaupt sei Haus- und Grundeigentum im Grunde bereits versteuertes Vermögen und dürfe bei Vererbung nicht nochmals versteuert werden, sagte der Steuer-Experte.
Zum Dauerthema Grundsteuerreform bezieht Baron Vielhauer von Hohenhau ebenfalls eine klare Position. Das aktuell durch Finanzminister Scholz vorgeschlagene Modell zur Berechnung der Steuer, basierend auf den Werten einer Immobilie, sei nicht durchführbar. Die Ermittlung dieser Werte würde zu einem personellen Bedarf von 10 000 neuen Stellen in den Finanzämtern führen, ebenso wie an den Gerichten, die im Nachgang in juristischen Streitigkeiten über die Wertermittlung urteilen müssten. Nur eine einfache Lösung durch eine Flächenberechnung von Grundstück und Immobilie, wie auch durch Haus und Grund gefordert wird, sei ein tragfähiges Modell für die Zukunft.
Bei den Neuwahlen wurde die aktuelle Vorstandschaft für weitere vier Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Ralf Brückner (2. Vorsitzender), Oliver Kroll (Schatzmeister) und Philomena Thalmeier (Schriftführerin) bleiben dem Verein in ihren Funktionen erhalten.
Die nahezu einstimmigen Wahlergebnisse wertete Ernst als Zeichen für die Zufriedenheit der Mitglieder. Großen Rückhalt gab es von den 220 Teilnehmern im Pfarrheim St. Ulrich auch für die Pläne, die Geschäftsstelle zu erweitern und einen Umzug zu wagen. Die steigenden Mitgliederzahlen der vergangenen Jahre und damit größerer Beratungsbedarf sind der Auslöser. Details folgen, wenn die Unterschriften unter dem Vertrag stehen.