Jede Schwangerschaft kostet einen Zahn, sagt der Volksmund. Das klingt übertrieben. Doch dass darin eine Wahrheit steckt, hat eine Studie mit über 30 000 Frauen international gezeigt. Das Ergebnis: Mütter mit mindestens einem Kind hatten eine schlechtere Zahngesundheit. Die Ursachen wurden zwar nicht untersucht, doch Ärzte sehen mehrere Gründe dafür.
Erstens erhöht eine Schwangerschaft durch die hormonelle Umstellung das Risiko für Zahnfleischentzündungen. Der ph-Wert im Mund verändert sich, er wird saurer. Damit kann es leicht zu einer so genannten Schwangerschaftsgingivitis kommen. Sie zeigt sich durch Zahnfleischbluten und empfindlichem Zahnfleisch, das auch auf leichten Druck reagiert. Das ist zwar meist vorübergehend und kann häufig durch gute Mundhygiene behoben werden. Doch es ist Vorsicht geboten: Wenn sich die Entzündungsherde auf den Zahnhalteapparat ausbreiten, kann eine Parodontitis entstehen. Das ist eine durch Bakterien verursachte Entzündung, die langfristig und unbehandelt zur Zerstörung des Zahnhalteapparats führen kann.
Zweitens führen veränderte Essgewohnheiten, Heißhunger auf Süßes oder Saures ebenso wie zeitweise Übelkeit und Erbrechen zu schlechterer Mundhygiene. Auf Dauer kann das die Zahnsubstanz angreifen und tatsächlich zu Zahnverlusten führen. Nicht zuletzt: Frauen mit Parodontitis in der Schwangerschaft haben ein höheres Risiko für Frühgeburten.
Der Kemptener Zahnarzt Dr. Tobias Holweger rät: „Täglich nicht nur zweimal gründlich die Zähne putzen, sondern auch die Zahnzwischenräume reinigen. Mundspüllösungen ohne Alkohol sind eine gute Ergänzung zur täglichen Mundhygiene.“ Auch Hausmittel wie grüner Tee oder Salbei sowie generell eine gesunde Ernährung mit möglichst wenig Zucker tragen zu einer Stabilisierung des Zahnfleischs und der Gesundheit bei. Bereits vor einer Schwangerschaft und in ihrer Mitte ist nach seinen Worten eine professionelle Zahnreinigung sinnvoll. Diese dauert rund eine Stunde und entfernt Bakterien und Beläge nachhaltig.