Kletterfreunde müssen sich noch etwas gedulden: Eigentlich wollte der Deutsche Alpenverein (DAV) im Mai seine neue Boulderhalle samt Geschäftsstelle und Vereinsheim in Memmingen eröffnen – doch wegen unerwarteter Probleme mit dem Untergrund verzögert sich der Bau. Mutmaßlich direkt nach den Sommerferien im September sollen die Fans dieser Sportart aber an die Wände können, erklärt der zuständige DAV-Organisator Lukas Neun.
Der Abriss der bisherigen Geschäftsstelle klappte im Mai reibungslos. Im Juli erfolgte der erste Spatenstich. Noch im Sommer gab es jedoch eine böse Überraschung: Manche Bereiche des Grundstücks waren vermutlich in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts offenbar mit Bauschutt aufgefüllt worden. Prüfungen ergaben, dass das Material zwar nicht schädlich ist, es aber die Tragfähigkeit beeinträchtigte. Daher musste das Fundament verstärkt werden – was zu einer Verzögerung des Baus führte.
Die Hallenhülle steht bereits seit Weihnachten fertig auf dem vereinseigenen Areal in der Allgäuer Straße. Und auch innen lässt sich schon erahnen, wie das neue Vereinszentrum für die derzeit rund 6300 Mitglieder in der Sektion Memmingen aussehen wird. Viel helles Fichtenholz wurde für den Geschäftsstellen- und Empfangsbereich verbaut – „zum Teil stammen die Bäume aus dem Memminger Stadtwald“, so Neun. Der eigentliche Kletterbereich entsteht aus hellem Beton und Metallplatten.
Die Halle mit einer Grundfläche von 560 Quadratmetern ist knapp zehn Meter hoch. Doch so hoch wird drinnen nicht geklettert. „Die Routen gehen hier bis auf etwa 4,5 Meter hoch, damit noch ohne Seilsicherung in Absprunghöhe geklettert werden kann“, so Neun. Dazu wird eine Zwischenebene wie eine Galerie in die Halle eingezogen – was für mehr Varianten sorgt. An der Außenwand im Freien kann jedoch auf fast elf Meter Höhe geklettert werden – dort mit Seilsicherung.
Rund 2,7 Millionen Euro kostet der Neubau. Etwa 730 000 Euro trägt die DAV-Sektion Memmingen. Den Rest decken Zuschüsse der Stadt, des DAV-Bundesverbands und des Bayerischen Landessportbundes sowie Spenden und Kredite verschiedener Einrichtungen, Organisationen und Privatleute. Auch die Mitglieder können sich beteiligen. Zum einen finanziell. „Wir bieten dafür eine leichte Verzinsung an“, so Neun. Zum anderen mit ihrer Arbeitskraft. „Derzeit suchen wir noch Leute für die Gartengestaltung und den Möbelbau.“
Zu den Geldgebern gehört auch „Sport Schindele“ aus Ronsdorf als Namenssponsor für das „DAV boulder alpin zentrum Memmingen“. Eine konkrete Summe nennt dessen Projektmanager Joscha Wahl nicht. Sein Haus plane in der neuen Halle jedoch unter anderem Kletteraktionen, Workshops und Vorträge. Der DAV will zudem unter anderem Kurse für Kinder und Einsteiger anbieten. Geeignet sei das Klettern für Kinder ab drei Jahren, sagt Pressesprecherin Katja Seguda.
Damit es den Aktiven nicht langweilig wird, werden die Boulderrouten regelmäßig verändert. „Spätestens alle zwei Monate ist die komplette Griffstruktur durchgetauscht“, betont Neun. Quasi jede Woche gebe es also neue Routen. Das sei auch sinnvoll, um die Griffe regelmäßig zu reinigen.
Als Kernöffnungszeiten strebt der DAV 16 bis 22 Uhr an – an sieben Tagen in der Woche. Wer eine Dauer- oder Mehrfachkarte hat, kann über einen Nebeneingang auch zu anderen Zeit klettern. Wie viel die jeweiligen Tickets kosten, steht laut Geschäftsführer Joachim Wechner noch nicht fest – Vereinsmitglieder sollen aber günstigere Konditionen bekommen als externe Nutzer.
15 Parkplätze stehen an der Halle zur Verfügung, weitere am Wochenende und nach Feierabend beim benachbarten Fleischdienst. Das neue Vereinsheim soll nicht nur zum Klettern, sondern auch zum Verweilen einladen. Daher wird es neben Getränken auch Snacks und eventuell kleine warme Gerichte geben – die auch auf der großen Dachterrasse mit Blick auf den Garten genossen werden können. Dort kann sich der Verein auch einen Grillplatz und Spielmöglichkeiten vorstellen. Im Angebot ist auch ein Sportgymnastik- und ein Jugendraum sowie eine Büchervitrine, aus der sich die Mitglieder Karten oder Kletter- und Wanderführer ausleihen können. Ausleihen kann man sich vor Ort auch Kletterschuhe. Um das alles stemmen zu können, will der Verein sein Team verstärken – mit Ehrenamtlichen, aber auch geringfügig Beschäftigen und Teilzeitkräften.