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Trainiert aus dem Krankenhaus

Lindenberg

Trainiert aus dem Krankenhaus

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    Jeder kennt es, doch dass die Situation gefährlich werden kann, vermuten wohl die Wenigsten: Viele Menschen, die nach längerer Zeit im Liegen aufstehen, merken, dass ihnen schummrig, vielleicht sogar etwas schwarz vor Augen wird. „Wenn man zum stehen kommt, dann muss der Blutdruck hochfahren und reagieren“, sagt Physiotherapeut Dr. Samuel Schülein. „Das ist das, was oft im Alter nicht mehr adäquat funktioniert.“ Gefährlich kann es werden, wenn sich der Betroffene nicht gut auf den Beinen halten kann. Die Gefahr eines Sturzes kurz nach dem Aufstehen ist dann besonders hoch.

    Das gilt vor allem für Senioren mit Beweglichkeitsproblemen. Diesen will die Lindenberger Rotkreuzklinik helfen: Seit Donnerstag bietet das Krankenhaus als eines der ersten in Bayern das Projekt Mobilität und Sicherheit im Alter („MoSi“) an; ein Trainings- und Präventionsprogramm, das die Mobilität und Gehsicherheit verbessern und Stürzen vorbeugen soll.

    Physiotherapeuten und Ärzte des Malteser Waldkrankenhauses St. Marien in Erlangen haben das Projekt 2004 entwickelt. „Ziel des Kurses ist es, durch Übungen für Kraft, Beweglichkeit- und Reaktionsvermögen das Gehen und die Sicherheit im Alltag zu verbessern“, heißt es in einer Pressemitteilung der Klinik. „MoSi“ besteht aus einem fünfwöchigen Kurs, bei dem die Teilnehmer sowohl trainieren, als auch Informationen erhalten. Über 100 Übungen sind in zehn Einheiten und Themen wie Balance, Kraft oder Aktivitäten des täglichen Lebens unterteilt – außerdem tanzen die Kursteilnehmer ab und an. Nach jedem Training prüfen die Kursleiter mit Testgeräten, ob sich die Beweglichkeit verbessert hat. „Das Programm dient auch zur Unterstützung für Patienten, die aus einer Klinik entlassen wurden“, sagt Samuel Schülein. Die Anmeldung ist ab 65 Jahren möglich.

    Doch trotz einer spezifischen Alterklientel, seien die Unterschiede bei Menschen mit Bewegungsschwierigkeiten relativ groß: „Jeder Patient ist anders und unterschiedlich belastbar“, sagt Schülein. „Es braucht ein Gefühl, das beantwortet: Wie sehr kann ich belasten?“ Ein Gefühl, das laut Schülein wichtig für Pfleger, Physiotherapeuten und Ärzte ist; die interdisziplinäre Arbeit sei daher enorm wichtig.

    Dr. Stefan Czischke, Facharzt für Innere Medizin-Geriatrie (Altersheilkunde) an der Rotkreuzklinik Lindenberg, hat von dem Projekt erfahren und der Krankenhausleitung vorgeschlagen, „MoSi“ auch den Westallgäuern anzubieten. Die Klinikleitung sei überzeugt gewesen, sagt er: „Das Training ist für jeden, der besser und fitter gehen können will.“

    Ein Kurs kostet 109 Euro, allerdings übernehmen einige Krankenkassen einen Teil oder die gesamte Gebühr. Kursteilnehmer erhalten am Ende ein Zertifikat, das sie vorzeigen können – und so ihr Geld teils ganz erstattet bekommen. Auch der Staat fördert das Projekt, denn es ist Teil der „Gesund-Leben-Bayern-Initiative“, die das bayerische Gesundheitsministerium ins Leben gerufen hat. Zusammen mit dem Verband für Physiotherapie (ZVK) unterstützt das Ministerium die Ausbildung zum „MoSi-Trainer“ für Ergo- und Physiotherapeuten, Sportwissenschaftler und Gymnastiklehrer. „Das Projekt liegt im Interesse älterer Menschen – Mobilität ist ein zentraler Punkt“, sagt Czischke. „Auch für eine höhere Lebenserwartung.“

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