Der Voith-Konzern ist jetzt mit dem Gesamtbetriebsrat in die konkreten Verhandlungen über die Schließungspläne für die Standorte Sonthofen, Zschopau und Mülheim eingetreten. Allein in Sonthofen wären davon 517 Mitarbeiter betroffen, in den anderen beiden Standorten gut 100. Dr. Mathias Mörtl, Mitglied der Geschäftsleitung von Voith Turbo, berichtet gegenüber unserer Zeitung von konstruktiven, aber auch kontroversen Gesprächen. Beiderseits bestehe großes Interesse an einer schnellen Entscheidung.
Fürs Oberallgäu hat sich der Kurs von Konzernseite aus nicht verändert: Man wolle faire Lösungen und Perspektiven aufzeigen, biete Mitarbeitern den Wechsel an einen anderen Voith-Standort an, heißt es. Etwa 150 Kräften könne man auch im Allgäu eine Perspektive bieten.
Bei dem jetzigen Gespräch („der ersten echten Verhandlungsrunde“) gab es laut Mörtl einen Austausch, warum aus Arbeitgeber-Sicht die Standorte geschlossen werden sollen. Zugleich habe der Betriebsrat ein Alternativkonzept übergeben. „Das wollen wir uns genau anschauen.“ Was konkret in diesem mit einer Beraterfirma erarbeiteten Konzept steht? Details nennt Mörtl nicht, der Betriebsrat auch nicht. Man habe Stillschweigen bis 29. Februar vereinbart, sagt Gerd Schaible, Geschäftsstellenleiter des Konzernbetriebsrats.
Man strebe eine gemeinsame Lösung mit dem Betriebsrat an, sagt der „Executive Vice President“. Er denkt, dass man bis Anfang März soweit sein könnte, sich auf einen Interessenausgleich und Sozialplan einigen zu können. Verhandlungen laufen nicht nur innerhalb des Konzerns, also mit dem Betriebsrat, sondern separat auch mit der Industriegewerkschaft IG Metall.
Bereits Ende vergangenen Jahres hatte es Aussagen gegeben, das Werk in Sonthofen gegebenenfalls auch zu bestreiken. Davon hat auch Mörtl gehört, warnt aber: „Eine Eskalation hilft nicht für eine einvernehmliche Lösung.“ Er habe Verständnis, dass die Gewerkschaft Druck aufbauen wolle, aber Vorrang müsse eine gemeinsame Lösung haben. Und wie will Voith den Schaden minimieren, sollte tatsächlich gestreikt werden? Man bereite sich auch auf den Fall vor, heißt es.
Auf Mitarbeiterseite in Sonthofen fragt man sich weiter, wie das Unternehmen das vor Ort bestehende Wissen bei einer eventuellen Verlagerung der Produktion nach Crailsheim bringen will, wenn womöglich kein Allgäuer mitgeht. Man arbeite intensiv an einem Trainingsplan, erklärt dazu Mörtl. Auch eine Zusammenarbeit mit Externen sei bei Bedarf möglich.
Und wie sieht es insgesamt bei Voith aus? „Nicht rosarot“, sagt Mörtl. Detaillierter lässt sich das aus einem aktuellen internen Schreiben von Konzerngeschäftsführer Dr. Toralf Haag und Finanzchef Egon Krätschmer herauslesen: Sie fordern in ihren „VIP-News“ höhere Produktivität und geringere Kosten.
Konkret geben die Konzernchefs ihren Mitarbeitern für heuer ein zusätzliches Einsparpotenzial von 15 Millionen Euro bei den Sachkosten in Auftrag, weil die Ergebnisziele im laufenden Geschäftsjahr nur schwer zu erreichen seien. Begründet wird das mit „diversen konjunkturellen und handelspolitischen Unsicherheiten in den Märkten“.