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Vor 50 Jahren: Zwei Orte warben um Ebratshofen

Gebietsreform im Westallgäu

Vor 50 Jahren: Zwei Orte warben um Ebratshofen

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    Seine dörfliche Struktur hat Ebratshofen bewahrt, wie der Blick aus der Vogelperspektive zeigt.
    Seine dörfliche Struktur hat Ebratshofen bewahrt, wie der Blick aus der Vogelperspektive zeigt. Foto: Olaf Winkler

    Heute verbindet ein Radweg beide Ortsteile Grünenbach und Ebratshofen, die Kinder besuchen die gleiche Schule und bis hin zur Landjugend sind die Bürgerinnen und Bürger zusammengewachsen. Doch vor 50 Jahren sah es zunächst nach einem Zusammenschluss von Ebratshofen mit Stiefenhofen aus.

    Im Zuge der beginnenden Gebietsreform gab es bereits ab 1970 unruhige Zeiten auch im Argental. Im Gespräch war eine Großgemeinde, die aus den Kommunen Gestratz, Grünenbach, Maierhöfen, Röthenbach und Ebratshofen gebildet werden sollte. Eine staatliche Vorgabe war damals, dass neue Gemeinden mindestens 5000 Einwohner haben sollten. Dazu kam es bekannterweise nicht. Doch im kleineren Rahmen waren Zusammenschlüsse unumgänglich. So suchte auch Ebratshofen mit seinen 400 Einwohnern nach einem Partner. Und zunächst schien eine Angliederung von Ebratshofen an Stiefenhofen Sinn zu geben. Denn zum 1. Januar 1972 hatten Harbatshofen und Stiefenhofen zusammengefunden. Und die Hauptverkehrsverbindung von Ebratshofen führt durch Harbatshofen.

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    Der plötzliche Tod des damaligen Bürgermeisters von Ebratshofen, Wolfgang Burkart, am 13. Januar 1972 führte zu einer Dynamik der Ereignisse. Der Zweite Bürgermeister Josef Kirchmann und Gemeinderatsmitglied Walter Poschenrieder wurden zu Hauptakteuren. Zwar schaltete sich der damalige Lindauer Landrat Fritz Fugmann in die Diskussion ein und befürwortete einen Zusammenschluss von Ebratshofen mit Stiefenhofen. Und auch der Freistaat priorisierte diese Lösung: 105.900 D-Mark sollten als „Mitgift“ bei dieser Variante fließen, bei einem Zusammenschluss mit Grünenbach jedoch nur 70 Prozent davon.

    Doch Walter Poschenrieder machte von Beginn an klar, dass er sich einen Zusammenschluss mit Grünenbach vorstellte. Er sah die

    Harbatshofer Steige als eine „natürliche Trennlinie“ zwischen den Gemeinden. Immerhin war sie nach dem Zweiten Weltkrieg sogar die Grenze zwischen der französischen und der amerikanischen Besatzungszone. Zudem gehörte Stiefenhofen erst seit 1970 zum Landkreis Lindau. Auch gab es bereits seit 1969 eine gemeinsame Grundschule von Grünenbach und Ebratshofen. Nicht zuletzt war klar, dass der damalige Grünenbacher Bürgermeister Georg Immler wieder für das Amt kandidieren wollte. Diese Kontinuität schätzte Poschenrieder.

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    Am 29. Januar 1972 kam es dann zu einer richtungsweisenden Bürgerversammlung unter der Leitung von Poschenrieder. Für einen Zusammenschluss mit Grünenbach votierten 93 Anwesende – bei neun Nein-Stimmen und einer Enthaltung. Die Gemeinderäte beider Kommunen folgten dieser Abstimmung. Was noch ausstand, waren Bürgerentscheide in beiden Gemeinden.

    Diese brachten am 20. Februar 1972 dann eindeutige Ergebnisse: In Ebratshofen votierten 85 Prozent für einen Zusammenschluss mit Grünenbach, aber nur 14 Prozent für Stiefenhofen. In Grünenbach nahmen 99,7 Prozent der Wählerinnen und Wähler dies an.

    Am 16. März 1972 schließlich verfügte die Regierung von Schwaben per Erlass die Zusammenlegung von Grünenbach und Ebratshofen zum 1. April 1972.

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