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Wie von einem anderen Stern

Memmingen

Wie von einem anderen Stern

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    Meisterkurs Klangperspektiven Allgäu
    Meisterkurs Klangperspektiven Allgäu Foto: Horst Hacker

    „Extrem hoch“ war das Niveau der Teilnehmer beim 3. Internationalen Meisterkurs für Klavier des Vereins „Klangperspektiven Allgäu“ resümierte dessen Gründerin Julia Rinderle am Ende. Und auch die jungen Klaviertalente aus sieben Nationen zeigten sich überglücklich, das sie den Unterricht von Professor Roland Krüger (Musikhochschule Hannover) „in toller Atmosphäre und Gemeinschaft“ genießen durften. Auch die Bad Grönenbacher Konzertpianistin Julia Rinderle war einmal seine Studentin, nun hat sie ihn bereits zum dritten Mal als Leiter des von ihr organisierten Meisterkurses in die Memminger Sing- und Musikschule geholt. Dem Lockruf seines glänzenden Renommees folgten zehn junge Profis aus aller Welt, um ihre Fähigkeiten unter seinen Fittichen musikalisch weiterzuentwickeln.

    Schon während der gesamten Woche lauschten interessierte Zuhörer dem öffentlichen Unterricht des Hannoveraner Klavierpädagogen in den „prächtigen Räumlichkeiten des ehemaligen Kreuzherrenklosters, die ideale und inspirierende Bedingungen“ für die hochtalentierten jungen Pianisten boten, wie Rinderle betonte. Ihre hochkarätige Klavierkunst präsentierten die Teilnehmer aber vor allem in zwei Abschlusskonzerten im Kassettendeckensaal der Musikschule. In einem davon erlebten 90 Besucher ein brillantes Konzert von vier Pianisten des Meisterkurses. Im Jahr seines 250. Geburtstags standen zwei große Sonaten Ludwig van Beethovens (1770 – 1827) auf dem Programm, darunter die als „Waldstein“ berühmte Sonate Nr. 21.

    Mit einer Kurzfassung der Humoreske in B-Dur op. 20 von Robert Schumann (1810 – 1856) bescherte die 1995 im südkoreanischen Incheon geborene Inhye Park einen tief beeindruckenden Konzertauftakt. Schumann gab für dieses Werk mit seinen außergewöhnlichen Satzbezeichnungen wie „einfach“, „hastig“ oder „innig“ als Inspirationsquelle den Humor Jean Pauls an. Die jetzt am Salzburger Mozarteum studierende Koreanerin interpretierte das Werk mit stark ausgeprägter kontrastiver Wirkung der sieben Einzelteile, die teilweise in Moll-Tonarten wechseln. Den fünften Abschnitt („sehr lebhaft“) machte sie zum berauschenden Höhepunkt.

    Der erst 19-jährige, in Vilnius studierende Litauer Simonas Poska gestaltete das Konzertfinale mit der Sonate b-Moll op. 36 des russischen Komponisten Sergej Rachmaninow (1873 – 1943). Beinahe orkanartig, ja geradezu infernalisch unorthodox und ungestüm der Werkanfang, sein Schluss hingegen langsam zum verklingenden Ende absinkend.

    Der 23-jährige, in Kassel geborene Leon Wenzel präsentierte äußerst hingebungsvoll Beethovens viersätzige As-Dur-Sonate op. 110. Wahrlich klangvollendet gestaltete er den ersten Satz (Moderato cantabile, molto espressivo). Körpersprachlich ausdrucksstark, verträumt und mitunter fast stehend langsam ließ er Satz 3 (Adagio ma non troppo) folgen. Ab und an wirkte der Satz verklärt elegisch.

    Besonders begeisterten Beifall erntete der 26-jährige Südkoreaner Youngho Park mit Beethovens dreisätziger Waldstein-Sonate in C-Dur op. 53 von 1804. Wie ein Klavierkonzert ohne Orchester, aber mit orchestraler Klangfülle zelebrierte sie Park so perfektioniert meisterlich, dass seine Interpretation Superlative wie „gigantisch“ oder „sensationell“ oder gar „wie von einem anderen Stern“ verdient.

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