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Wo man auch mal „nach der Keksdose greift“

Memmingen

Wo man auch mal „nach der Keksdose greift“

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    Logo_Randsportarten_im_Fokus_ME Foto: beckmann

    Fußball ist die Sportart Nummer eins in Deutschland. Um ihn soll es in unserer Serie ausdrücklich nicht gehen. Nein: Wir wollen sogenannte Randsportarten genauer beleuchten und dabei vor allem die Nachwuchsarbeit. Wir wollen Kinder und Jugendliche porträtieren, die sich für eine Sportart entschieden haben, die eben nicht jeder ausübt. Und wir wollen über diejenigen schreiben, die sich als Trainer und Betreuer engagieren. Der 20. Teil der Serie dreht sich um die Basketballer des TV Memmingen.

    „Jordan 23“ steht in großen Lettern auf dem lässig-hängenden Achsel-Shirt von Justin. „Ich bin Fan von Michael Jordan“, sagt er, während er gekonnt mit dem Basketball durch die Turnhalle dribbelt. Auch berühmte Spieler wie der Amerikaner Michael Jordan oder das deutsche Basketballwunder Dirk Nowitzki haben mal klein angefangen.

    Justin war sieben Jahre alt, als er mit der amerikanischen Ballsportart begonnen hat, für die er mit seiner Mannschaft vom TV Memmingen (TVM) jede Woche trainiert.

    Schon die indigenen Völker der Mayas, Inkas und Azteken kannten ein Spiel, bei dem man einen ballähnlichen Gegenstand durch einen Ring werfen musste. Von den antiken Hochkulturen bis hin zur sportlichen Hochkultur dauerte es aber noch. Die Geburtsstunde des heutigen Spiels wird ganz genau auf den 21. Dezember 1891 datiert.

    Sportlehrer Dr. James Naismith kreierte damals für das Wintertraining von jungen Football- und Baseballspielern den Sport, der seither auf dem Siegertreppchen in der „Hall of Fame“ der Ballsportarten gleich hinter Fußball und Handball liegt. Seit 1936 ist das Basketballspiel bereits olympisch. Für die neunjährigen Enes und Luc steht Basketball an erster Stelle. Sie spielen nicht nur selbst, sondern sind auch echte Profis – die sich in der NBA, der amerikanischen „National Basketball Association“, auskennen und wissen, welche Teams dort am besten spielen. Luc schwärmt von den sogenannten Dunkings und macht es in einer andeutenden Trockenübung gleich vor, wie so ein beeindruckender Korbsprung der Sportler aussieht.

    „Die halten sich am Rand vom Korb fest, um den Ball in den Korb zu stopfen“, sagt Luc – und seine Augen strahlen dabei. Festhalten dürfen sich die Spieler am Rand des Korbs eigentlich nicht, weil das dann ein technisches Foul ergebe, weiß sein Vater und Trainer Andreas Spitzhüttl, der die sechzehn Jungs zusammen mit Sarka Handl jede Woche trainiert. An Ehrgeiz mangelt es dem Nachwuchs der Basketball-Abteilung des Turnvereins Memmingen nicht, nur an der Größe fehlt es noch. „Die Körpergröße spielt schon eine Rolle beim Basketball. Je größer, desto besser“, erklärt Sarka Handl. „Ich war nie das typische Mädchen, deswegen habe ich mich als Sport für Basketball entschieden. Ich war damals für eine Zehnjährige schon überdurchschnittlich groß“, erzählt Handl.

    Während die „älteren“ Hasen wie Enes, Luc und Justin ein Trainings-Match – vier gegen vier – spielen, geht Trainerin Sarka Handl mit den Kleinen in die Halle nebenan. „Hier sind die seitlichen Basketballkörbe in der Höhe verstellbar, deswegen können die Anfänger schon mal den richtigen Wurf üben und ein Gefühl für den Ballwurf bekommen“, so Handl. Der Jüngste im Team ist gerade mal fünf Jahre alt, was eigentlich fast zu früh sei, wie Handl meint. In der Regel fangen die Kinder mit sieben Jahren den Mannschaftssport an. Basketball ist auch ein fester Bestandteil des Schulsports, der die Ausdauer und Schnelligkeit wie auch die Sozialkompetenz in der Mannschaft schult. Auch die Konzentration wird beim Spiel gefordert, denn man muss seinen Gegner ständig im Blick haben.

    „Das Schöne beim Basketball ist, dass alle alles spielen können. Mal ist man Angreifer, mal Abwehrspieler. So kann jeder alle Positionen einmal spielen“, sagt Spitzhüttl. Und jeder hat die Möglichkeit, Körbe zu erzielen, was die Motivation und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Mannschaft stärkt.

    Die beiden Trainer vermitteln den Kindern neben den Regeln und der richtigen Technik auch die notwendige Disziplin beim Sport. Mit dem nötigen Teamgeist treten sie auch gegen andere Mannschaften in der Umgebung an. Die Übungseinheiten, wie für das schnelle Dribbling des Balles im Lauf, wechseln sich mit kurzen Trockentrainings ab, bei denen die Kinder zeigen, was sie schon gelernt haben. „BEEF“ kennen die Kids bereits, was für Balance, Eyes (Augen), Elbow (Ellbogen), Follow through (Hinterhergehen) steht. Trainer Spitzhüttl bläut den Jungs spielerisch die Regel immer wieder ein. Denn wer mit beiden Füßen gut auf den Boden steht, um jederzeit zum Absprung bereit zu sein, den Gegner und den Ball im Blick hat und beim Wurf die Ellbogen nahe am Körper hat, der trifft auch in den Korb. Die Wurfhand sollte dabei so aussehen, als ob man sich eine Keksdose in einem hohen Regal greifen wollte – dieses Abknicken wird im Fachjargon eben „Follow through“ genannt.

    Die Jungs wissen, auf was es ankommt, und fighten bei ihrem Match um den Korb in 3,05 Metern Höhe wie ihre Vorbilder aus der NBA, deren Trikots sie stolz tragen.

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