Warum es den heutigen Rentner einst in die Auwiesen-Baracken verschlagen hat, ist eine längere Geschichte. Die Kurzform: 1972 kam Trampitsch von Österreich nach Deutschland, lebte ab 1978 in Wangen, arbeitete hier als Dreher, baute Anfang der 80er in Amtzell ein Haus, zog mit Familie ein. Bald folgten Scheidung, Hausverkauf, Umzug nach Epplings. Dort musste er Anfang der Nuller-Jahre ebenfalls raus – selbstverschuldet – und war plötzlich wohnungslos, als ihm die Stadt die Auwiesen-Unterkunft zuwies. Trampitsch: „Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte, aber es ist halt passiert.“ Seit 2002 lebt der 66-Jährige schon in den Auwiesen und hat sich in einer der Holzbaracken sein eigenes, kleines Reich eingerichtet.
Kristina Gunzelmann vom zugehenden Sozialdienst der Stadt kennt solche Aussagen: „Die Leute haben sich eingewöhnt, für sie ist das hier Heimat.“ Knapp 80 Obdachlose leben derzeit in den städtischen Unterkünften am Auwiesenweg: 17 Familien mit zwölf Kindern, dazu 18 Einzelpersonen. Gunzelmann begleitet diese Menschen, berät sie in ihrem Büro in einer der Holzbaracken. Und weiß deshalb, was die Auwiesen-Bewohner bewegt. „Angesichts der Bauarbeiten ist die Wohnungsnot ein Thema. Diese Leute haben ihr Leben ausbalanciert. Alles, was sie aus dem Gleichgewicht bringt, ist schwierig.“ Auch das Wangener Ordnungs- und Sozialamt begleitet den Prozess. Man sei ständig im Gespräch mit den Bewohnern und schaue, dass man für diejenigen, die auf dem freien Markt nicht fündig werden, Ersatzunterkünfte bereitstelle, sagt Amtsleiter Kurt Kiedaisch. Das kann beispielsweise ein künftiges Gebäude auf dem Areal des Wertstoffhofs am Südring sein.
Auf dem freien Wohnungsmarkt schaut es schlecht aus. „Du findest nix“, weiß Walter Trampitsch. Von der Rente aus seinem Berufsleben könne er sich maximal eine 500 Euro teure Wohnung leisten, so der 66-Jährige. „Ich nehme alles.“ Das heißt: fast alles. Denn in einer Notunterkunft mit anderen ein Zimmer teilen – das will er nicht. „Davor kaufe ich mir ein Zelt und gehe an die Argen.“