Von München nach Verona innerhalb von zwei Stunden und 28 Minuten statt fünf Stunden und 25 Minuten. Und von München nach Rom in rund sechs Stunden. Diese Reisezeiten mit dem Zug werden laut der Brenner Corridor Platform zur Realität, sobald der Brennerbasistunnel (BBT) fertiggestellt ist. Nach derzeitigem Plan erfolgt die Fertigstellung im Jahr 2032.
Das Datum für die Inbetriebnahme des Tunnels ist laut Martin Ausserdorfer, dem Direktor der BBT-Beobachtungsstelle, „sehr realistisch“. Diese Einschätzung tätigte er gegenüber dem italienischen Radiosender Rai. Bis 2040 sollen demnach auch die Zulaufstrecken im Norden und Süden fertig werden. Doch in Bayern gibt es ein Problem, das für Verzögerungen sorgen könnte.
Brennertunnel: Bayern hinkt beim Bau hinterher
Um vom Süden Deutschlands möglichst schnell nach Italien kommen zu können, braucht es Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel. Auf der Strecke zwischen Grafing und Kufstein gibt es derzeit ein Problem, das zu einem Baustopp geführt hat. Von den Anwohnerinnen und Anwohnern sowie der bayerischen Politik kommt laut transport-online.de Kritik an den Plänen der Bahn. Vor allem die Durchschneidung des Raumes Rosenheim und ein enormer Flächenverbrauch werden kritisiert. Die Trassenvariante zwischen Grafing und Ostermünchen habe zudem „parteiübergreifend für Entsetzen gesorgt“, erklärt der Ebersberger CSU-Abgeordnete Thomas Huber.
Huber machte laut transport-online.de deutlich, dass er das Projekt nicht blockieren wolle, die Bahn allerdings keine Rücksicht auf die Region nehme. Daher setze er sich „für eine Umsetzung im Einklang mit den Anliegen aus der Region ein“. Demnach solle es eine Bürgertrasse geben, die von der Bevölkerung in der Region entwickelt wird. Außerdem fordert Huber Trassen in Tunneln, damit landwirtschaftlich nutzbare Flächen nicht gebraucht werden.
Die Situation scheint festgefahren. Im Verkehrsausschuss des Bundestages sollte die Thematik laut dem Merkur bereits diskutiert werden, doch die Neuwahlen sorgten dafür, dass es bislang kein Ergebnis gibt. Je länger der Bau stillsteht, desto länger verzögert sich die Fertigstellung des Nordzuläufers zum Brennertunnel.
Übrigens: Es gibt Alternativen zur Brennerautobahn. Diese können sinnvoll sein, denn auf der Brenner-Strecke kann es immer wieder zu einem Verkehrschaos kommen.
Züge von München nach Italien im Stundentakt
Während in Bayern gestritten wird, läuft die Planung für den Fahrplan auf Hochtouren. In dem Modell wird laut Ausserdorfer im Stundentakt mit Schnellzügen gerechnet, die durch den Brennerbasistunnel donnern. Der neue Railjet2 soll alle zwei Stunden zwischen Bologna und München pendeln. Wenn der Brennertunnel fertiggestellt wurde, soll die Fahrzeit drei Stunden und 25 Minuten betragen, wie der Merkur berichtet. Sobald der Nordzuläufer fertig ist, könne die Fahrzeit noch einmal um eine Stunde verringert werden, so der Plan. Derzeit benötigen Züge auf der Strecke rund fünfeinhalb Stunden.
Einen „Kronplatz-Express, der die Münchner in zwei Stunden auf die Skipiste bringt“, nennt Ausserdorfer die neue Zugverbindung im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Demnach könnten auch Deutsche profitieren, die an den Gardasee oder weiter in den Süden Italiens möchten.
Die italienische Staatsbahn Trenitalia will ihr ICE-Pendant Frecciarossa zeitversetzt zwischen Rom und München und Mailand und München verkehren lassen. Laut dem Merkur-Bericht soll dadurch jede Stunde ein Zug aus der bayerischen Landeshauptstadt in Richtung Italien aufbrechen. Auf der bestehenden Strecke soll das Modell sogar zeitnah anlaufen. Die Deutsche Bahn sei in „fortgeschrittenen Gesprächen mit der Trenitalia für eine Kooperation auf den Verbindungen München-Mailand und München-Rom ab Ende 2026“, sagte eine DB-Sprecherin auf Anfrage von IPPEN.MEDIA.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden