Die Nachfrage nach psychotherapeutischen Behandlungsplätzen ist in Bayern in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Analysen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) zeigen, dass sich die Wartezeiten zwischen dem Erstkontakt in einer psychotherapeutischen Praxis und dem Beginn einer Richtlinientherapie zwischen 2021 und 2023 in nahezu allen Planungsbereichen Bayerns deutlich verlängert haben. Zugleich sei die Zahl der behandelten Patienten angestiegen.
Kaufbeuren und Ostallgäu besonders betroffen
Besonders dramatisch ist die Situation in der Kreisregion (KR) Kaufbeuren/Ostallgäu sowie der benachbarten KR Kempten/Oberallgäu. Hier sind die Wartezeiten besonders lang, und es gibt nur begrenzte Behandlungskapazitäten für Kinder und Jugendliche. Betroffene müssen oft monatelang auf dringend benötigte psychotherapeutische Hilfe warten.
„Allerdings lassen die derzeit bundesweit gültigen Vorgaben der Bedarfsplanung in fast allen Regionen des Freistaats keine Neuzulassungen für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu“, schreibt die KVB in einer Pressemitteilung. Eine zusätzliche Zulassung ist in den betroffenen Bereichen daher nur über befristete Ermächtigungen oder Sonderbedarfszulassungen möglich.
Initiative soll Versorgung verbessern
Jetzt soll eine neue bayernweite Initiative die prekäre Versorgungssituation verbessern. Unabhängige Zulassungsgremien werden damit laut KVB in ihren Entscheidungen über zusätzliche psychotherapeutische Behandlungskapazitäten unterstützt. Denn die Partner der Selbstverwaltung – die bayerischen Krankenkassen und die KVB – sind sich einig: In Regionen mit besonders langen Wartezeiten sind zusätzliche psychotherapeutische Versorgungsangebote notwendig, um kurzfristig eine Verbesserung der Situation zu erreichen.
Mehrere Gesprächsrunden mit dem Gesundheitsministerium
Dies ist das Ergebnis mehrerer Gesprächsrunden unter Leitung des Bayerischen Gesundheitsministeriums, an denen Vertreter der KVB, der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen in Bayern sowie der Psychotherapeutenkammer (PTK) Bayern teilgenommen haben. Die Vertreter der KVB und der Kassen haben sich darauf verständigt, den Zulassungsgremien detaillierte Versorgungsanalysen an die Hand zu geben, um in Regionen mit besonders langen Wartezeiten eine bessere Entscheidungsgrundlage für Anträge auf befristete Ermächtigungen oder Sonderbedarfszulassungen zu schaffen.
Planung genügt nicht den realen Erfordernissen
Die aktuelle Planung gehe an der Realität vorbei, sagen Dr. Christian Pfeiffer, Dr. Peter Heinz und Dr. Claudia Ritter-Rupp vom Vorstand der KVB. Sie erklärten, sich intensiv für eine bedarfsgerechte ärztliche und psychotherapeutische Versorgung in Bayern einzusetzen. „Dazu stehen wir in engem Austausch mit den Entscheidungsträgern und -gremien, um pragmatische Lösungen für Patientinnen und Patienten zu finden.“ Gerade in der psychotherapeutischen Versorgung genüge die bestehende Bedarfsplanung, die bundesweit vorgegeben ist, in Teilen Bayerns nicht den realen Erfordernissen.
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