Eine herausragende Saison ist für die Handballerinnen der SG Biessenhofen-Marktoberdorf zu Ende. Dabei war im Juni, als sie sich zum ersten Training trafen, alles völlig unsicher. Der Kader war in der Saison davor äußerst dezimiert, fast alle Begegnungen hatte die SG verloren. Sie war abgestiegen. Das erste Mal nach zehn Jahren in der Landesliga. Nicht nur eine neue Liga mit unbekannten Gegnern stand vor der Tür, sondern auch ein neuer Trainer, der die SG zurück in die mittlerweile umbenannte Oberliga führen sollte. In welche Richtung die Reise geht, wusste zu diesem Zeitpunkt niemand.
Mihaly Móré wollte nur seinem Sohn zuschauen
Einen Lichtstreif gab es mit der Rückkehr Katharina Lukas zum Ende der Saison, zur Vorbereitung verstärkten auch Amelie Zeiler und Anja Schuster nach ihrer Babypause die Mannschaft, ebenso Elena Stadler nach ihrer Kreuzbandverletzung. Ebenso erhielt das Team einen neuen Trainer: Mihaly Móré. Eigentlich war sein Plan, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen und öfter die Spiele seines Sohnes in der Bundesliga bei den Rhein-Neckar Löwen zu besuchen. Doch ein Anruf des SG-Vorstands bewog ihn zum Umdenken.
Außerdem schloss sich mit Elisabeth Tillig von der HSG Dietmannsried eine talentierte Torfrau der SG an. Mit ihrer offenen, witzigen und unkomplizierten Art ergänzte sie das Team perfekt. Es wurde samt Trainertrio, wovon Sebastian Geiger als Co-Trainer und Christian Stadler als Torwarttrainer schon im Vorjahr mit von der Partie waren, schnell eine eingeschweißte Gruppe.
SG gewinnt jedes Spiel - egal wer spielt
Das folgende Training war hart und das Trainertrio verlangte vom Team viel ab – der Spaß und gemeinsame Aktivitäten abseits des Spielfelds kamen trotzdem nie zu kurz. Das alles führte dazu, dass sich der Erfolg, den die Frauen erleben sollten, schon in der Vorbereitung abzeichnete. Jedes Spiel, egal in welcher Zusammensetzung, haben sie gewonnen. Das gab natürlich Selbstvertrauen. Ziel von Móré war, die Mannschaft breit aufzustellen und Stabilität ins Spiel zu bekommen. Die größte Herausforderung hatte das Team bereits im ersten Spiel mit dem TV Waltenhofen. Der Sieg gegen die, nach der SG, zweitstärkste Mannschaft der Liga war ein Knackpunkt. Danach nahm die Mannschaft richtig Fahrt auf.
Umfangreiche Verletztenliste
Doch es dauerte nicht lange bis zu den ersten Verletzungen. Es wurde die verletzungsreichste Spielzeit der vergangenen Jahre. Sarah Fischer war eine von den Langzeitverletzten. Sie hat sich das hintere Kreuzband bereits im vierten von 20 Spielen angerissen: „Die Diagnose hat mich schon ein paar Tränen gekostet. Vor allem als dann klar war, dass ich in dieser Saison nicht mehr spielen darf. Gerade weil ich mir im Jahr zuvor zur Mitte der Saison das vordere Kreuzband verletzt habe und deshalb auch schon die halbe Saison nicht mehr spielen durfte.“ Elena Stadler hatte sich erst in einem Spiel die Ellbogensehne angerissen und dann, nachdem diese Verletzung wieder verheilt und sie aufs Spielfeld zurückgekehrt war, riss sie sich das vordere Kreuzband und fiel somit neun Spiele lang aus.
Blut, Schmerz und Tränen
Daneben gab es bei den Handballerinnen: zweimal ausgekugelte Schulter, ein Überstreckungstrauma im Knie, zwei Platzwunden am Augenlid, einen ausgekugelten Finger, Gehirnerschütterung und Schädelprellung, eine Schleimbeutelentzündung in der Ferse, Muskelbündelriss, ein in die Zunge gebissenes Loch, einen verlorenen Zehennagel, etliche Prellungen und Kapselrisse in den Fingern. Auch in diesen Situationen tat die Mannschaft das, was sie auszeichnet: zusammenhalten.
Ein Abgang steht bislang fest
Um so trauriger sind die Frauen, wenn eine die verschworene Gemeinschaft verlässt. So wie bei Torfrau Melina Pavlidis. Nach unzähligen Jahren im Damen- und noch mehr Jahren im Jugendbereich – damals noch beim TSV Biessenhofen – beendet sie ihre Handballkarriere. „Wir werden ihre witzige Art sehr vermissen“, sagen die Spielerinnen.
Nach dieser manchmal turbulenten Saison fällt das Fazit von Móré gut aus: „Ich bin sehr zufrieden mit den Frauen, ihre Einstellung ist super gewesen. Ich muss aber auch sagen, dass es sehr leicht war, mit ihnen zu arbeiten – auch aufgrund der permanenten Unterstützung meiner beiden Trainerkollegen. Sie waren mir eine große Hilfe. Ohne die beiden hätten wir ganz sicher nicht jedes Spiel gewonnen.“ Auch Jugendspielerinnen wurden langsam ans Frauenteam herangeführt.
Bereit für die Oberliga
Dieses Erfolgsrezept wird in der nächsten Saison in der Oberliga weiter verfolgt: Die Mannschaft breit aufstellen und vor allem alles dafür zu tun, dass es nicht so viele Verletzungen gibt.
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