Überall in Deutschland wurde am Samstag der Opfer der nationalsozialistischen November-Pogrome gedacht. Auch in Kaufbeuren. Dort haben Soldaten des Technischen Ausbildungszentrums der Luftwaffe die zehn in der Altstadt verlegten Stolpersteine gereinigt.
Kaufbeurens Dritte Bürgermeisterin, Dr. Erika Rössler, Presseoffizier Oberstleutnant Sascha Heck und Stadtmuseumsleiterin Petra Weber, sowie Hannah Rieger und Vincent Wildung von der Kulturwerkstatt Kaufbeuren begleiteten die Aktion. Die Reinigung selbst übernahmen Oberstabsfeldwebel Thiess Ahlborn und sein Team. An jedem Stein legten sie eine weiße Rose nieder.
Für Kaufbeuren sind die Stolpersteine ein wichtiger Baustein der städtischen Erinnerungsarbeit, betonte Rössler: „Die Stolpersteine erinnern im Herzen unserer Stadt an die Opfer des NS-Regimes. Die Schicksale immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, ist eine wichtige Aufgabe für unsere Stadtgesellschaft.“ Solches Unrecht dürfe nie wieder geschehen.
„Die Stolpersteine als mahnende Gedenkstätten sind Zeugnis einer menschenverachtenden Zeit. Wir als Bundeswehr stehen für unser Grundgesetz und die Menschenwürde als dessen höchstes Gut ein. Deshalb ist es uns wichtig, solche Gedenkorte zu pflegen und damit die mahnende Erinnerung an das Geschehene zu bewahren“, erklärte Heck.
Die gemeinsame Aktion knüpft an die Zusammenarbeit von Stadtmuseum und Bundeswehr in den vergangenen Jahren im Rahmen des Ausstellungsprojekts „Kaufbeuren unterm Hakenkreuz. Eine Stadt geht auf Spurensuche“ an. Weitere Verlegungen von Stolpersteinen seien geplant. Alle Biografien sind auf der städtischen Homepage nachzulesen, vier ausgewählte werden in der App „Kaufbeurer Stolpersteine“ vorgestellt.
Deutschlandweit werden zum Gedenken an die sogenannte „Reichspogromnacht“ die Stolpersteine gereinigt. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 starteten die Nationalsozialisten eine Terroraktion gegen die jüdische Bevölkerung. Synagogen brannten, jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden verwüstet, und viele jüdische Menschen waren gewalttätigen Misshandlungen ausgesetzt. Während der Ausschreitungen und unmittelbar danach kamen mehr als 1.300 Menschen ums Leben, mindestens 1.400 Synagogen oder Gebetshäuser in Deutschland und Österreich wurden stark beschädigt oder ganz zerstört.