Ein ungewöhnlich heftiges Unwetter mit lokalem Tornado trifft südlich von Neugablonz auf ein Wohngebiet und ein Gewerbeareal. Die Zahl der Verletzten steigt rasant, die regulären Rettungsdienste sind überlastet, die umliegenden Kliniken geraten an ihre Kapazitätsgrenzen. Dieses dramatische Szenario bildete die Grundlage für eine großangelegte Einsatzübung des Bayerischen Roten Kreuzes am Donnerstagabend in Kaufbeuren.
Zwischen 19 und 21 Uhr wurden die Schnelleinsatzgruppen (SEG) Behandlung und Transport des BRK-Kreisverbands Ostallgäu alarmiert. Ehrenamtliche Einsatzkräfte aus Kaufbeuren, Marktoberdorf und Pfronten rückten aus, um das fiktive Großschadensereignis zu bewältigen. „Dabei wurde unter realitätsnahen Bedingungen trainiert, wie im Ernstfall schnell und strukturiert trotz vorübergehendem Mangel an nötigen Ressourcen effektive Hilfe auch in solchen Fällen geleistet werden kann“, erläutert Michael Triebel, der Kreisfachdienstleiter Sanitätsdienst.

Die Einsatzkräfte wurden über ihre Mobiltelefone alarmiert und begaben sich in einen eingerichteten Sammelraum im Gewerbepark Am Ring. Dort wurden sie koordiniert, während bereits die Erkundung lief. Laut Triebel gab es bei der Übung dann ein Novum: Eine gemischte SEG Behandlung aus Teilnehmern der Bereitschaften Kaufbeuren und Marktoberdorf wurde spontan vor Ort gebildet. Eine Konstellation, wie sie auch im Ernstfall entstehen könnte. Die Zusammenarbeit habe hervorragend geklappt, hieß es im Anschluss. Innerhalb kurzer Zeit wurde die medizinische Versorgung organisiert und ein Behandlungsplatz mit einem Schnelleinsatzzelt und umfangreicher medizinischer sowie technischer Ausrüstung in Betrieb genommen.
Vor dem Grünen Zentrum bauen die Helfer ein Versorgungszelt für Verletzte auf
Die angenommene Lage habe die Kräfte auf allen Ebenen gefordert, so Triebel. Über ein recht großes Gebiet verteilt mussten Patienten erreicht, erstversorgt und zur zentralen Versorgungsstelle gebracht werden. Diese wurde mit Unterstützung des dortigen Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auf dem Parkplatz des Grünen Zentrums an der Moosmangstraße eingerichtet. Dort kam erstmals ein neues, im BRK-Kreisverband Ostallgäu entwickeltes standardisiertes Aufbaukonzept für Versorgungszelte der Schnelleinsatzgruppen Behandlung unter realitätsnaher Belastung zum Einsatz – „und bestand den Praxistest mit Bravour“, so der Kreisfachdienstleiter Sanitätsdienst. Die „Patienten“ wurden dort nach einem festgelegten Schema gesichtet, registriert, medizinisch behandelt und anschließend – je nach Verletzungsmuster – fiktiv in überregionale Kliniken weiterverlegt.

Die vielen Notfalldarsteller hätten mit großem Engagement und teils täuschend echtem Spiel die Übungssituation lebendig gemacht, lobt Triebel. Schmerzensschreie, Wimmern, Theaterblut und realistische Verletzungsmuster hätten für eine hohe mentale Belastung der ehrenamtlichen BRK-Einsatzkräfte und damit für einsatzähnliche Bedingungen gesorgt.
Blaulicht und Martinshorn machen auch viele Passanten neugierig
Auch einige Passanten wurden durch die Einsatzfahrzeuge mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn auf das Geschehen aufmerksam und zeigten großes Interesse an der Arbeit der vielen Retter. Insgesamt waren in die Übung sechs Fahrzeuge, darunter ein moderner Gerätewagen der BRK-Bereitschaft Kaufbeuren, eingebunden. Rund 20 Einsatzkräfte stellten sich den Herausforderungen des Abends. „Die Übung verlief insgesamt sehr erfolgreich. Alle gesetzten Ziele wurden erreicht, die eingesetzten Konzepte funktionierten zuverlässig – auch unter realitätsnaher Belastung“, lautete das zufriedene Fazit der Verantwortlichen.
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