Ganz in Weiß – das kann jeder. Auf der Tennisanlage des TC Neugablonz ging es vielmehr bunt und ein wenig turbulent zu. Denn der TCN hatte zum Tag der offenen Tür mit einem besonderen Projekt geladen. So wuselten einerseits Kinder auf den Plätzen herum. Andererseits waren auch Menschen mit Behinderungen auf den Courts – mit Rollstuhl, sehbehindert oder anderweitig gehandicapt. „Sie hatten alle sehr viel Spaß“, berichtet Vereinsvorsitzender Dr. Markus Groß.
Initiator Professor Markus Rauchenzauner
Der Tennisverein hat erstmals an seinem Tag der offenen Tür auch Menschen mit Behinderungen eingeladen – in der Hoffnung, dass diese das Projekt auch annehmen und sich daraus eine längerfristige Zusammenarbeit ergibt. Initiator war der Chefarzt der Pädiatrie der Kliniken Kaufbeuren-Ostallgäu, Professor Markus Rauchenzauner, der zugleich im TCN spielt und dort auch Inklusionsbeauftragter ist.
Bedarf für inklusive Projekt wohl vorhanden
Zunächst ging es dem Verein darum, ob überhaupt ein Bedarf vorhanden ist. Das scheint so, denn fast ein Dutzend nutzte das Angebot. „Was wirklich super gelaufen ist, war die Teilnahme der Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen. Es war bewundernswert, wie toll sie mit Ball und Schläger umgehen konnten“, erzählt Groß, der auch schon „richtig gute Ballwechsel“ gesehen hat.
Interessant für alle war sicherlich auch, wie die sehbehinderte Simone sich mit Rauchenzauner und einem Ball mit eingebauter Klingel duelliert hat. Und ein Hingucker war Peter Seidel, der deutsche Meister im Rollstuhltennis: „Sehr eindrücklich war auch die Demonstration von Peter Seidl, der gezeigt hatte, was alles mit dem Rollstuhl möglich ist“, erklärt Groß.
Unkompliziertes Miteinander auf dem Tennisplatz
Ohnehin sei die Mischung beim Tag der offenen Tür belebend gewesen, meint Groß: „Der Tag hat gezeigt, dass Inklusion von behinderten Menschen für alle sehr bereichernd und wie unkompliziert das Miteinander sein kann.“ Denn insgesamt waren rund 30 neugierige Kinder und Erwachsene gekommen, um mal ins Tennis reinzuschnuppern – die sich auch nicht vom anfänglichen Regen abhalten ließen.
„Mit unseren Trainern haben sie Motorikübungen und erste ,Gehversuche’ mit dem Schläger machen können. Sehr gut angekommen ist auch das Spiel mit der Ballmaschine. Der Spaß stand ja im Vordergrund“, erzählt Groß, der auch den Helferinnen und Helfer dankt, „die diesen tollen Tag möglich gemacht haben.“ Etwa ein Drittel der Teilnehmer hat gleich ein Probetraining beim TCN arrangiert. Da hofft Groß, dass natürlich einige Tennisneulinge dem Club erhalten bleiben.
TCN will mit Lebenshilfe kooperieren
Ebenso soll aus dem Versuchsballon eine feste Einrichtung werden: „Der TCN will in Zukunft mit der Lebenshilfe kooperieren und ein permanentes Angebot für deren Menschen mit geistiger Einschränkung anbieten“, berichtet Groß. Die Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren hat zwar eine Sportabteilung, aber dort liegen die Schwerpunkte auf Klettern oder Schneeschuhlaufen – in den Disziplinen stellt die Einrichtung inzwischen Topsportler bei Special Olympics. Tennis bietet die Sportabteilung nicht an – da wäre eine Kooperation mit einem Verein ideal. Zumal der TCN schon konkrete Vorstellungen hat: „Ziel ist es dann, im Herbst ein überregionales Turnier im Rahmen der Special Olympics auszurichten“, berichtet Groß.
Tennisverein will Projekt ausweiten
Und angesichts der Leistungen der sehbehinderten Simone und von Peter Seidel im Rollstuhl hat der TCN noch weiterreichende Pläne, erklärt Groß: „Auch für Menschen mit körperlicher Behinderung sollen die Voraussetzungen beim Tennisclub Neugablonz geschaffen werden.“ Dazu können sich Interessierte an den Verein per E-Mail wenden: tennisclub.neugablonz@gmail.com.
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