Alle von den Menschen erfundenen und entwickelten Erscheinungen und Dinge, die heute ganz selbstverständlich unser tägliches Leben prägen und mitbestimmen, haben einmal zu einem ganz bestimmten historischen Zeitpunkt ihren Anfang genommen. Dies gilt auch für das Kaufbeurer Zeitungswesen, an dessen Anfänge der Heimatverein Kaufbeuren nun mit dem Anbringen einer steinernen Gedenktafel erinnert.
Aufklärer erkannten Bedeutung der Zeitungen
Das Aufklärungszeitalter des 18. Jahrhunderts ist im Besonderen vom Bemühen der intellektuellen Führungsschichten des europäischen Bürgertums geprägt, die bis dahin den eher bildungsfernen Schichten der Bevölkerung zur Förderung eines von der Vernunft bestimmten Lebenswandels mit praktischen Hinweisen und nützlichem Wissen zu versorgen. Diese Bemühungen hatten nicht nur einen Anschub für die allgemeine Schulbildung zur Folge. Daneben erkannten die Aufklärer auch die Bedeutung von regelmäßig erscheinenden Zeitungen für die Verbreitung von Informationen.
Dies veranlasste auch den nachmaligen Stadtkanzleidirektor Christian Jakob Wagenseil (1756 - 1839), den Hauptvertreter der Aufklärung in der Reichsstadt Kaufbeuren, im Juni 1780 mit der Herausgabe des „Gemeinnützigen Wochenblattes für Bürger ohne Unterschied des Standes und der Religion“ eine regelmäßig erscheinende Zeitung in Kaufbeuren einzuführen. Diese stellte ihr Erscheinen allerdings 1786 und nach einem neuerlichen Versuch 1789 schließlich wieder ein.
Zur endgültigen Einführung einer regelmäßig erscheinenden Zeitung in Kaufbeuren kam es erst im Jahre 1804, nach dem die Reichsstadt an der Wertach an Kurpfalz-Bayern gefallen war, dessen Regierung ein Mitteilungsblatt zur raschen Information der Bürger forderte. Die neue Wochenschrift erschien erstmals am 27. Oktober 1804 und übernahm den bereits von Wagenseil intendierten Titel „Reichsstädtisch Kaufbeurisches Intelligenzblatt“, allerdings den veränderten politischen Verhältnissen angepasst als „Kaufbeurisches Intelligenzblatt“.
Als Verleger des schon 1806 in „Intelligenzblatt der königlich-bayerischen Stadt Kaufbeuren“ umbenannten „Kaufbeurischen Intelligenzblatts“ fungierte anstelle des vormaligen reichsstädtischen Kanzleidirektors Wagenseil der Ratsdiener und spätere Stadtschreiber Christoph Jakob Schmid. Gedruckt wurde das „Intelligenzblatt“ in den Räumen der Buchdruckerei Dorn. Der Buchdrucker Franz Josef Dorn hatte 1782 Elisabeth Neth geheiratet, die Witwe Johann Baptist Neths des Jüngeren. Auf diese Weise war das heutige Anwesen Schmiedgasse 8, welches der gelernte Bäcker Johann Baptist Neth 1748 von Stadtbaumeister Pfleger erworben, in eine Buchdruckerei umgewandelt und 1779 an seinen gleichnamigen Sohn vererbt hatte, an den Buchdrucker Franz Josef Dorn gekommen. Dessen Sohn Josef Bernhard verlegte die Druckerei 1836 in das benachbarte Kapitelhaus (Schmiedgasse 10).
Das „Kaufbeurische Intelligenzblatt“ ist nur 15 mal 11 Zentimeter groß
Obwohl mit dem „Intelligenzblatt“ die Reihe der regelmäßig erschienenen und erscheinenden Zeitungen in Kaufbeuren beginnt, sind die frühesten Blätter mit den heutigen formal und inhaltlich nicht zu vergleichen. Wagenseils „Wochenblatt“ hatte Oktavformat. Das „Kaufbeurische Intelligenzblatt“ war mit 15 mal 11 Zentimetern noch kleiner und umfasste nur acht bedruckte Seiten. Während sich die in den frühen Zeitungen wiedergegebenen Informationen auf Wissenswertes auf die unterschiedlichsten Gegenstände aus der ganzen Welt bezogen, fehlt ihnen das, was man heute als Lokalteil mit den regionalen und lokalen Nachrichten bezeichnet. Nachrichten aus dem lokalen Bereich beschränkten sich fast ausschließlich auf Einladungen, Werbeanzeigen und Preislisten. Berichte über Sitzungen des Stadtrates oder Gerichtsverhandlungen fanden erst sehr viel später Eingang in die Kaufbeurer Zeitungen.
1839 wurde das „Intelligenzblatt“ in „Kaufbeurer Wochenblatt“ umbenannt, später und unter anderen Herausgebern in „Kaufbeurer Anzeigeblatt“, „Kaufbeurer Tagblatt“, „Kaufbeurer Volkszeitung“, „Kaufbeurer Neueste Nachrichten“, „Kaufbeurer Nationalzeitung“, „Der Allgäuer“, „Neue Kaufbeurer Zeitung“ und seit 1968 im Zusammenschluss mit der „Augsburger Allgemeinen“ „Allgäuer Zeitung“.
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