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Kaufbeuren-Neugablonz: Neue Ausstellung im Isergbirgs-Museum

Gablonzer Industrie in Hessen

Neue Ausstellung führt nach "Neugablonz im Taunus"

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    Gefäße aus sogenanntem "Regenbogenglas" waren eine Spezialität der Hessen-Glaswerke, die dieselbe Gründungsgeschichte hatten wie die entsprechenden Betriebe in Neugablonz.
    Gefäße aus sogenanntem "Regenbogenglas" waren eine Spezialität der Hessen-Glaswerke, die dieselbe Gründungsgeschichte hatten wie die entsprechenden Betriebe in Neugablonz. Foto: Mathias Wild

    Als nach dem Zweiten Weltkrieg die deutschstämmige Bevölkerung und damit auch die Hauptakteure der Gablonzer Glas- und Schmuckindustrie aus Böhmen vertrieben wurden, trafen sich bekanntlich viele im Allgäu wieder, um im heutigen Neugablonz ihre stark arbeitsteilige Branche wiederaufzubauen. Doch es gab auch andere Regionen auf dem Gebiet der späteren Bundesrepublik, wo Heimatvertriebene aus dem Isergebirge ihre Industrie aufleben ließen. Dazu zählte der Taunus. Rund 70 Betriebe der Glaserzeugung und Glasveredelung gab es dort ab 1956. Führender Hersteller waren die Hessen-Glaswerke in Oberursel/Stierstadt, die bis 1990 existierten. Die neue Sonderausstellung "Hessen-Glaswerke - Gablonzer Glas aus dem Taunus" im Isergebirgs-Museum zeigt Parallelen in der Entwicklung und die Beziehungen zwischen der Gablonzer Industrie in Hessen und im Allgäu auf. Vor allem aber gibt sie Zeugnis vom hohen Niveau der Produkte der Hessen-Glaswerke.

    Schon länger bestehen Kontakte zwischen den Experten zur Gablonzer Industrie im Allgäu und im Taunus. So war der Historiker Manfred Heerdegen, der seit vielen Jahren intensiv zur (Neu-)Gablonzer Geschichte forscht, auch schon an einem entsprechenden Ausstellungsprojekt in Oberursel beteiligt. Die aktuelle Schau im Isergebirgs-Museum geht aber vor allem auf die Initiative von Udo Dönch zurück. Er ist der Enkel von Otto Fischer, der die Glashütten von Carl Riedel im Kreis Gablonz an der Neiße leitete und später dann Geschäftsführer der Hessen-Glaswerke wurde. So gab es zum einen viele verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Unternehmern im Taunus und in Neugablonz, aber auch enge Handelsbeziehungen.

    Die Hessen-Glaswerke hatten einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Glashütten in Deutschland

    Fischer sorgte dafür, dass die Hessen-Glaswerke als einzige Glashütte in Deutschland den besonders hochwertigen Quarzsand aus dem Taunus beziehen konnten. Dies ermöglichte die Produktion auch von außergewöhnlichen Glassorten und -produkten. Dazu kam das große Fachwissen, das die Glasmacher zum Teil mittels verschlüsselter Dokumente, die auf Stoff gedruckt und in Kleidungsstücke eingenäht die Vertreibung überstanden, mitbrachten. Ein solches "Graues Tuch" ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie das "kombinierte Stangenglas", das die Neugablonzer Betriebe in großen Mengen für ihre Schmuckproduktion aus dem Taunus bezogen. Bald machte sich jede Woche ein Lastwagen auf den Weg von Oberursel ins Allgäu, und Hessenglas gründete auch eine Niederlassung in Neugablonz. Letztere wurde von Erich Pracht 1949/1950 in der Herbststraße gegründet. Noch heute lagern dort Glasstangen aus dem Taunus.

    Durch kreative Produktgestaltung und hohe Qualitätsansprüche, von denen auch die zahlreichen Exponate im Isergebirgs-Museum zeugen, konnten sich die Hessen-Glaswerke relativ lange auf dem Markt halten, bevor auch sie angesichts der hohen Energie- und Lohnkostenanteile der Handfertigung hierzulande nicht mehr konkurrenzfähig waren. Hessenglas stellte traditionelle Bleikristall-Hohlgläser für viele Marken her. Das Unternehmen suchte aber auch die Zusammenarbeit mit Professor Aloys F. Gangkofner aus dem Bayerischen Wald, der neue, moderne Wege beim Glasdesign ging. Dazu kommen Glasobjekte aus seltenen Erden, Seidengläser, Gläser mit Verschmelzungen, Flakons und Toilettengarnituren sowie Überfanggläser, die wegen ihrer handwerklichen und gestalterischen Brillanz in Sammlungen und Museen weltweit zu bewundern sind - und nun auch im Gablonzer Haus.

    Wie lange läuft die neue Ausstellung im Isergebirgs-Museum in Neugablonz und wann ist sie geöffnet?

    Die Sonderausstellung "Hessen-Glaswerke - Gablonzer Glas aus dem Taunus" in der Großen Galerie des Isergebirgs-Museum in Neugablonz läuft bis 9. Februar nächsten Jahres. Das Museum im Gablonzer Haus ist dienstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Museums.

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