Es sind alarmierende Statistiken: Über 700 Menschen werden in Deutschland täglich Opfer häuslicher Gewalt, und alle zwei Tage stirbt eine Person durch Partnerschaftsgewalt. Überwiegend sind Frauen betroffen – 155 waren es im Jahr 2023. Darauf hat im November eine Schaufenster-Ausstellung in der Kaufbeurer Innenstadt aufmerksam gemacht. Jetzt feierten die Initiatorinnen und Künstlerinnen die Finissage in der Sparkassenpassage.
Kunstprojekt zum Thema Gewalt
Die Ausstellung war das Ergebnis eines umfangreichen Kunstprojekts, das Lisa Knorr von der Notruf- und Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) initiiert hat. Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschulen für Ernährung und Versorgung sowie für Glas und Schmuck setzten sich kreativ mit dem Thema auseinander. Die Werke sollten nicht nur Bewusstsein schaffen, sondern auch Betroffenen Hoffnung geben und die Zivilcourage der jungen Erwachsenen fördern.
Ergänzt wurde das Projekt durch Querkunst e.V. und die finanzielle Unterstützung des Rotary Clubs Kaufbeuren-Ostallgäu. Klientinnen und Klienten der Beratungsstelle sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Mappenkurses von Querkunst erarbeiteten Kunstwerke, die von persönlichen Erfahrungen und Lösungswegen inspiriert waren.
Ein Abend der Solidarität
Farbenfrohe Leinwandbilder symbolisierten den Weg aus dunklen Zeiten, während Skulpturen im Stil von Nanas Stärke und Lebensfreude ausstrahlten. Andere Werke hinterfragten mit grafischen Techniken die vermeintliche Idylle traditioneller Rollenbilder. Besonders auffällig waren Collagen der Maria Dolorosa, die zunächst kostbar wirkten, aber aus Wurst- und Fleischwaren zusammengesetzt waren. Sie regten auf ungewöhnliche Weise zum Nachdenken über die Objektifizierung und Verletzlichkeit von Frauen an.
Einblicke in die Arbeit des Kaufbeurer Frauenhauses
Nachdem Initiatorin Lisa Knorr das Projekt vorgestellt hatte, gab Katja Mann, Leiterin der SkF-Beratungsstelle, Einblicke in die Arbeit des Frauenhauses und die Unterstützungsmöglichkeiten für Betroffene. Der Gleichstellungsbeirat der Stadt Kaufbeuren verlas Statements gegen Gewalt, Vertreterinnen und Vertreter von Amnesty International sammelten Unterschriften gegen die weltweite Unterdrückung von Frauen.
Häusliche Gewalt – eine traurige Realität
Eindrucksvoll zeigte die Ausstellung in Kaufbeuren, wie Kunst helfen kann, das Thema sichtbar zu machen und Betroffenen eine Stimme zu geben. Die Finissage war der Höhepunkt eines Projekts, das Kunst und gesellschaftliches Engagement auf beeindruckende Weise verband. Mit den vielseitigen und berührenden Werken haben die Beteiligten ein klares Zeichen gesetzt: Gewalt hat keinen Platz – weder in Familien noch in der Gesellschaft.
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