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Sternenkind: Gruppe für Sterneneltern und Sternenmamas nach Fehlgeburt gegründet

Wenn ein Kind die Erde nur streift

In Kaufbeuren gibt es jetzt eine Gruppe für Sternenmamas

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    Daniela Kunesch (36) gründet in Kaufbeuren eine Gruppe für Sternenmamas und ihre Trauer.
    Daniela Kunesch (36) gründet in Kaufbeuren eine Gruppe für Sternenmamas und ihre Trauer. Foto: Sabrina Schindzielorz

    Es ist ein Bild, mit dem das Jahr 2025 für Trau- und Beerdigungsrednerin Daniela Kunesch aus Kaufbeuren beginnt. Darauf zu sehen: die bunte Silhouette des Körpers einer Frau auf rotem Hintergrund. Für Kunesch steht es für einen Neuanfang. Ein Neuanfang, den sie einer bestimmten Gruppe ermöglichen will. Den Sterneneltern. Das sind Mamas und Papas, deren Kind entweder vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben ist.

    „Wenn man eine Fehlgeburt erlebt hat, trauert, neben Geist und Seele, auch der ganze Körper“, sagt Kunesch. „Das Gemälde ist für mich ein Sinnbild: Da will ich wieder hin. Ich will mich wieder warm und geborgen in meinem Körper fühlen.“ Und genau diese Gelegenheit will die 36-Jährige Eltern von „Sternenkindern“ bieten. Deshalb hat sie ehrenamtlich eine Gruppe ins Leben gerufen, die sich ab Ende Januar einmal im Monat trifft: Die Sternenmama-Gruppe in Kaufbeuren.

    Sternenkinder gibt es häufiger als man denkt

    Es gehe ihr darum, sich dem Thema zu widmen, statt es einfach beiseitezulassen, meint die Traurednerin. Tatsächlich findet man im Internet viele Berichte, dass es kaum Anlaufstellen für Sterneneltern gibt. Dabei gibt es viele Menschen, denen genau das widerfährt. Denn nach Angaben des Bayerischen Familienministeriums ist statistisch gesehen in etwa jede dritte Frau in ihrem Leben einmal von einer Fehlgeburt betroffen.

    „Wie in einer Wolke eingesperrt“: Fehlgeburt von Freundin prägte Kunesch

    Kunesch selbst musste miterleben, wie eine sehr enge Freundin ihr erstes Kind im dritten Monat viel zu früh auf die Welt brachte. Was danach kam, war alles andere als leicht, beschreibt sie die Situation ihrer Freundin. Ein Schock sei so ein Schicksal immer, manchmal kommen Panik und Unverständnis auf.

    „Man versteht es nicht und will es auch nicht verstehen. Oft sind Sterneneltern wie betäubt und wie in einer Wolke eingesperrt“, weiß Daniela Kunesch. Doch die Erfahrung hat sie auch geprägt. „Es war im Endeffekt auch ein Impuls, weil ich gesehen habe, dass es in Kaufbeuren zwar ein paar Angebote gibt, aber keine „Sternenmama-Gruppe.“

    So sollen die Sternenmama-Treffen ablaufen

    Doch genau das findet Daniela Kunesch in einer solchen Situation extrem wichtig. Dass Betroffene wissen, wo man sich melden und wer helfen kann. Die Sternenmama-Gruppe, die sie nun gründet, soll das ändern. „Ich möchte euch Sternenmamas den Raum geben für all eure Gedanken und Gefühle. Ich möchte eure Infostelle sein, mit meinem Netzwerk, das stetig wächst, euch in jeder Lebenslage abholen. Stellen aufzeigen, die euch helfen können“, beschreibt sie. Die Gruppe ist laut Kunesch erst einmal für Sternenmamas, da Väter zu Beginn einer Schwangerschaft manchmal nicht so eng involviert sind. „Aber Sternenpapas dürfen sich natürlich auch melden“, sagt die 36-Jährige.

    Die Treffen sollen laut Daniela Kunesch monatlich stattfinden und nach dem Motto ablaufen: „Alles darf, nichts muss“. Der Traurednerin ist wichtig, dass die Mamas nicht das Gefühl haben, sie müssen ihr ganzes Leben ausbreiten. „Wenn jemand einfach nur zuhören möchte, ist das vollkommen in Ordnung. Wenn jemand aber seine Geschichte erzählen möchte, ist das genauso gut“, erklärt die 36-Jährige. Bei den Treffen wird die Traurednerin sich außerdem jeweils einen Experten dazuholen. Etwa eine Hebamme, eine Therapeutin, eine Ärztin, oder andere Menschen, die mit Trauer zu tun haben und ihre Erfahrungen mit den Mamas teilen können.

    Es geht um Trauerverarbeitung und den Austausch

    Denn auch darum geht es. Die Trauer zu verarbeiten. „Verdrängen ist ja eine sehr häufige Art der Trauer, die aber leider überhaupt nichts bringt, weil Trauer kommt wieder zurück und Trauer kann ganz lange warten“, sagt Daniela Kunesch. Die 36-Jährige kennt Sternenmamas, die erzählen ihre Geschichte gerne, die jedes Jahr das Grab des Sternenkindes besuchen. „Für manche ist das Grab das Kinderzimmer, das sie gestalten können. Was sie dem Kind im Leben nicht geben können, wird zumindest im Tod schön gehalten“, sagt sie. Aber Kunesch weiß auch: Das kann nicht jeder. Und hier möchte sie ansetzen.

    „Ich möchte mit den Treffen erreichen, dass den Sternenmamas bewusst wird, dass sie nicht alleine sind. Weil in dem Moment, wo man diese Diagnose bekommt, hat man das Gefühl, man steht komplett alleine da und es passiert nur mir alleine und sonst niemand anderem. Aber das ist nicht so und ich glaube, das ist sehr wertvoll, sich mit Gleichgesinnten, denen das auch passiert ist, austauschen zu können“, sagt Daniela Kunesch. Das erste Treffen findet am 27. Januar um 18:30 Uhr in der Sudetenstraße 107 in Neugablonz statt.

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