In der Adventszeit, so sagt man, werden manchmal Wünsche wahr. Auf den ein oder anderen Fan des DEL2-Vertreters ESV Kaufbeuren mag das zugetroffen haben. Mancher träumt heute noch von einer Rückkehr der Buron Joker in die DEL, also ins Eishockey-Oberhaus. Dorthin, wo Kaufbeuren einst in den 90ern spielte. Mehr als nur ein Hauch DEL wehte am Sonntag durch die Energie Schwaben Arena. Mit den am Ende 7:4 siegenden Krefeld Pinguinen kam eine wahre Startruppe nach Kaufbeuren, angeführt von deren neuen Trainer Thomas Popiesch, der zuvor achteinhalb Jahre in Bremerhaven wirkte und Fischtown zuletzt gar bis ins DEL-Finale führte.
Popiesch kennt die Eishockeystadt Kaufbeuren noch. Bevor er seine Ära an der Küste prägte, war er als Head Coach Dresdens öfter in der Wertachstadt, damals aber noch im altehrwürdigen Stadion am Berliner Platz. „Wir wussten, dass wir gegen eine starke Kaufbeurer Mannschaft spielen, die sehr heimstark ist“, lobte Popiesch die Hausherren. Insbesondere im ersten Drittel sah der Gästecoach viel Druck von den Kaufbeurern. Was stimmt: So hatten Sten Fischer oder Sami Blomqvist in der Tat das 1:0 auf dem Schläger. „Aber wir hatten das Glück, dass wir im entscheidenden Moment die Tore geschossen haben“, sagte Popiesch erfreut.
Krefeld: Bärenstarke Importspieler machen den Unterschied
Vermutlich war es etwas mehr als Glück. Deutlich war zu sehen, dass Geld manchmal eben doch Tore schießt. Drei Mal netzte etwa Jon Matsumoto ein. Der Deutsch-Kanadier spielte in der National Hockey League (NHL) schon für Carolina oder Florida. In der DEL war er früher zuverlässiger Scorer für Iserlohn oder Köln. In dieser Saison gelangen ihm in Kaufbeuren nun seine Treffer elf bis 13. Doppelt traf zudem Krefelds Matt Marcinew. Auf Kaufbeurer Seite erzielte kein einziger Kontingentspieler ein Tor. Sami Blomqvist schnürte einen Dreierpack, auch Alexander Thiel traf. Nolan Yaremko bereitete zwei Treffer vor, die anderen Kontingentspieler gingen leer aus. Yaremko, der am Freitag noch gefehlt hat, bekam diesmal den Vorzug vor Jacob Lagacé.
Dass Krefeld verdient gewonnen habe, wie Popiesch richtig sagte, habe auch daran gelegen, dass man die Hektik im Mittelabschnitt gut genutzt habe. In der Tat wurde es in dieser Phase recht ruppig auf dem Eis. Nach einem Faustkampf gingen etwa Joker-Kapitän Simon Schütz und Pinguin Alexander Weiß zum Duschen. Gegen das bärenstarke Powerplay der Gäste hatte Kaufbeuren wenig auszurichten. Die Powerplay-Erfolgs-Quote der Gäste lag an diesem Tag bei 50 Prozent. Positiv aus ESVK-Sicht: Mit einer 42-Prozent-Erfolgsquote lief es auch hier gut.
Gegen Krefeld: ESVK-Stadion bei Weitem nicht voll
Wie viele Fans sich allerdings wirklich für einen DEL-Leckerbissen in Kaufbeuren begeistern würden, steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht sind die, die von dem großen Aufstieg der Joker träumen, in der Minderheit. Anders lässt sich die Zuschauerzahl am ersten Advent nicht erklären. Nur etwa 2200 Leute kamen ins Stadion. Ob das bis Jahresende mehr werden? Man wird ja träumen dürfen.
Die AZ-Bilanz
Mann des Abends: Sicherlich bekamen die Joker am Sonntagabend gegen den DEL2-Tabellenführer die Grenzen aufgezeigt. Immerhin aber überwanden sie Krefelds Torwart Felix Bick vier Mal. Sami Blomqvist erzielte drei Treffer. Das dürfte in dieser Saison gegen Krefeld nicht vielen Angreifern gelingen.
Zitat des Abends: „Das Wochenende war eine absolute Schande“. ESVK-Spieler Joey Lewis
Zahl des Abends: 82 Strafminuten verteilten die Schiedsrichter - recht viel. Mit der Herausstellung von Weiß und Schütz wollten sie ein Zeichen setzen, sie verloren dabei aber ihre Linie. Ein Faustkampf zuvor - zwischen Fabian Koziol und Matt Marcinew - wurde nur mit je zwei Minuten sanktioniert.
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