Vor vier Jahren flog das Vereinsheim des Kreisligisten TSV Oberbeuren nach einer Explosion in die Luft. Ein Neubau wurde von der Stadt Kaufbeuren als Eigentümerin versprochen, doch passiert ist trotz Ankündigungen noch nichts. Das kam nach der Mitgliederversammlung des Vereins nicht gut an. „Das ist eine Hängepartie. Da tut sich einfach nichts“, erklärt ein verärgertes Mitglied und fügt an: „Da brodelt es.“
„Natürlich herrscht Unmut“
Das bestätigt auch der neue Vorsitzende Florian Kukla: „Natürlich herrscht Unmut über den aktuellen Zustand. Es gibt allgemein Verwunderung, warum auf der Jahresversammlung 2023 zwei Entwürfe der Planung vorgestellt wurden und wir aktuell nicht mal ein Datum des Baubeginns nennen können. Zumal die Explosion nun vier Jahre her ist. Zusammengefasst, der Verein hängt in der Luft.“
Welle der Hilfsbereitschaft und Zusagen
Ende Februar 2021 explodierte das Vereinsheim des TSV mit einem gewaltigen Knall. Danach gab es viel Hilfe von anderen Vereinen und Institutionen. „Einen unermesslichen Dank gilt hierbei der Firma Finsterwalder, ohne deren Container, die uns als Spende überlassen worden sind, könnten wir den Sportbetrieb nicht darstellen“, lobt Kukla. Und die Stadt versprach, ein neues Heim zu bauen – ebenso wie die Versicherung: „Der Totalschaden muss noch durchkalkuliert werden. Sobald der Schaden aber weggeräumt ist, entsprechende Pläne vorhanden sind, wird wieder aufgebaut.“
Viel Rauch um nichts
Doch erste Pläne sind inzwischen Makulatur, dementsprechend auch Termine für einen Baubeginn. Der Bauausschuss der Stadt hat aber bereits einer Planung auf 556 Quadratmetern mit Multifunktionsgebäude und Terrasse zugestimmt. Erste Schätzungen gingen von 3,4 Millionen Euro Kosten aus, da aber die Versicherung nur den Wert des alten Vereinsheims zahlen will, stellte Baureferatsleiter Helge Carl 2024 im Ferienausschuss des Stadtrates klar: „Was die Versicherung nicht bezahlt, wird nicht gebaut.“
„Wir wollen keine architektonische Perle“
Dennoch billigte der Ausschuss einen Vorentwurf. Seitdem ist aber wieder nichts passiert – was Kukla verwundert: „Natürlich sind entsprechende Pläne Auslegungssache. Allerdings benötigen wir ein Vereinsheim und keine architektonische Perle, weshalb wir uns als Verein wundern, dass beide Parteien nicht zusammenfinden.“
Die ganz jungen Kids wissen nicht, was ein Vereinsheim ist
Denn das Dasein als Verein nur mit Geräteschuppen und Containern zehre an den Nerven, erzählt Kukla: „Traurig sind Momente, in denen Jugendspieler ihren Trainer fragen, was überhaupt ein Vereinsheim sei, da sie es, seit sie vor vier Jahren im Verein begonnen haben, nie erlebt haben. Daran merkt man, dass ein Vereinsheim mehr als nur Kabinen und Duschen umfasst und den knapp 1100 Mitgliedern ein Ort der Geselligkeit und der Begegnung fehlt.“
Stadt und Versicherung diskutieren weiter
Die Stadt ist derweil immer noch in Gesprächen mit der Versicherung. Klar sei: „Die Neuerrichtung des Vereinsheims ist grundsätzlich von der Gebäudeversicherung der Stadt Kaufbeuren gedeckt“, betont Svenja Moller von der Pressestelle. Aber der Neubau müsse komplett von der Versicherung bezahlt werden – weshalb Raumordnung, Standort und Vorentwurfsplanung intensiv zwischen beiden Parteien diskutiert werden. „Im weiteren Fortgang sollen Details wie Konstruktion, Oberflächen, Ausstattungen sowie technische Anlagen abgestimmt werden. Leider zieht sich dieser Abstimmungsprozess bereits längere Zeit hin, sodass das Projekt momentan nicht fortgeführt werden kann“, berichtet Moller weiter.
Baubeginn im nächsten Jahr?
Das heißt, es ist weiter Geduld gefragt. Immerhin ist die Mitgliederzahl der TSV in den vier Jahren sogar gestiegen – was aber auch wieder Probleme macht, erläutert Kukla: „Damit wachsen die Herausforderungen aufgrund der fehlenden Infrastruktur.“ Pressesprecherin Moller verweist aber darauf, dass der Prozess weiter geht. „Die Stadt ist zuversichtlich, bald weiterplanen zu können. Bei gutem weiteren Projektverlauf ist ein Baubeginn im kommenden Jahr realistisch.“
Die Hoffnung hat auch Kukla, wenngleich er einschränkt: „Optimismus ist Grundbedingung in der aktuellen Situation. Diesen aufrechtzuerhalten, lässt sich mit fortdauernder Hängepartie immer schwerer den Mitgliedern vermitteln.“
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