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Urzeit-Bäume aus dem Allgäu! Forscher machen spektakulären Fossilien-Fund

Sensation im Ostallgäu

Sensations-Fund im Allgäu: Forscher holen heute zwei Urzeit-Bäume aus der Erde

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    In der Hammerschmiede bei Pforzen im Allgäu bergen Forscher heute erstmals meterlange fossile Bäume.
    In der Hammerschmiede bei Pforzen im Allgäu bergen Forscher heute erstmals meterlange fossile Bäume. Foto: Harald Langer

    Dass es im Allgäu eine Fossilfundstelle von Weltrang gibt, ist seit 2019 bekannt. Jetzt ist Forschenden in Pforzen, der Heimat des Menschenaffen Udo, der vor 11,6 Millionen Jahren im Ostallgäu lebte, erneut ein außergewöhnlicher Fund gelungen. „Es ist das Größte, was wir dort bislang überhaupt gefunden haben“, berichtete die Paläontologin Prof. Madelaine Böhme von der Universität Tübingen. Heute (2.9.2025) werden die besonderen Fundstücke geborgen. Worum handelt es sich genau?

    Gleich zwei fossile Bäume habe das Grabungsteam entdeckt, „der eine ist 5,10 Meter lang, beim zweiten Stamm wissen wir die Größe bisher nicht. Das wird sich zeigen, wenn wir ihn komplett freigelegt haben“, sagte Böhme im Gespräch mit unserer Redaktion direkt nach der sensationellen Entdeckung.

    Pflanzenfossilien sind im Vergleich zu Knochen- oder Muschelfunden eine Seltenheit, da weiches Pflanzenmaterial meist schnell zersetzt wird. „Um konserviert zu werden, müssen Pflanzenreste rasch von Sedimenten bedeckt und vor Zersetzung geschützt werden. Diese Kombination ist sehr selten“, erklärte Böhme.

    Urzeit-Bäume entdeckt: Grabungsteam in Pforzen im Allgäu erstellt 3D-Abgüsse

    Die Überreste sind schätzungsweise mehr als elf Millionen Jahre alt. Um sie zu rekonstruieren, setzt das Grabungsteam erstmals auf ein neuartiges Verfahren: Direkt vor Ort sollen die Bäume gescannt und anschließend 3D-Abgüsse erstellt werden.

    „Wir sind alle sehr gespannt, ob das so funktioniert, wie wir es uns vorstellen“, sagt die Forscherin. Die eigentliche Bergung findet am 2. und 3. September statt – und dürfte nicht nur wissenschaftlich, sondern auch visuell spektakulär werden.

    Publikumsmagnet in künftigem Besucherzentrum in Pforzen?

    Wenn irgendwann tatsächlich ein Besucherzentrum in Pforzen entsteht, das über die Hammerschmiede und ihre Schätze informiert, „könnten diese Baumstämme dort eine zentrale Rolle spielen“, so Böhmes Vision. Die Paläontologin könne sich vorstellen, die Exponate unter eine riesige Glasplatte zu legen, sodass Besucherinnen und Besucher darüber laufen und sie von oben betrachten können.

    Wann allerdings ein solches Museum Gäste anlocken könnte, steht in den Sternen. Schon länger laufen dazu Gespräche zwischen der Gemeinde Pforzen, dem Landkreis Ostallgäu und Kooperationspartnern.

    154 Arten nachgewiesen

    Seit Ende Juli läuft in der Hammerschmiede bereits die 15. Grabungssaison. Unter der Leitung von Professorin Böhme arbeiten Wissenschaftlerinnen, Studierende und Freiwillige Schulter an Schulter – und bergen Schicht um Schicht die Geschichten einer längst vergangenen Welt.

    Paläontologin Prof. Madelaine Böhme.
    Paläontologin Prof. Madelaine Böhme. Foto: Katharina Gsöll

    Die Zahlen sind eindrucksvoll: Im vergangenen Jahr wurden mehr als 700 Fossilien geborgen. Mittlerweile sind aus der Tongrube 154 Arten nachgewiesen – von winzigen Fischen bis hin zu urzeitlichen Raubtieren. „Die Biodiversität hier im Ostallgäu ist absolut außergewöhnlich“, betont Böhme.

    2019 sorgte Menschenaffe Udo aus dem Allgäu für Schlagzeilen

    2019 sorgte die Entdeckung des aufrecht gehenden Menschenaffen Danuvius guggenmosi in Pforzen – besser bekannt unter dem Namen Udo – weltweit für Schlagzeilen. Seit 2024 ist klar: Am selben Fundort lebte zeitgleich eine zweite, bislang unbekannte Menschenaffenart, Buronius manfredschmidi. Der Bereich nördlich der Alpen ist laut Böhme ein entscheidender Fundschwerpunkt für die Vorgeschichte der Menschenaffen in Europa.

    Forschungsprojekt zur Artenvielfalt geplant

    Das große Ziel der Forschenden geht jedoch über einzelne Funde hinaus: Sie wollen verstehen, warum vor Millionen Jahren so viele, teils sehr ähnliche Tierarten zeitgleich in derselben Region leben konnten. Ein umfassendes Forschungsprojekt zur damaligen Artenvielfalt ist bereits in Planung.

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