Die Sonderausstellung „]…[ Gedächtnisfinsternis“ im Stadtmuseum Kaufbeuren ist am Sonntag, 10. August, letztmals geöffnet. Zuvor werden noch zwei Führungen angeboten: Am Samstag, 9. August, ab 15 Uhr findet ein Rundgang mit Schwerpunkt auf der Ausstellung von Cornelia Renz statt, die sich für das Ausstellungsprojekt „Massenverbrechen Zwangsarbeit“ auf künstlerische Spurensuche begeben hat. Am Sonntag, 10. August, ab 11 Uhr legt eine Führung den Fokus auf die Ausstellungstationen, die die NS-Zwangsarbeit in Kaufbeuren in der Dauerausstellung darstellen. Aber auch nach dem Ende der Sonderschau soll das Erinnerungsprojekt an die Opfer der Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs in der Wertachstadt weitergehen.
Cornelia Renz beschäftigte sich im vergangenen Jahr intensiv mit historischen Quellen zum Thema Zwangsarbeit in Kaufbeuren. Sie verarbeitet die geschichtlichen Ereignisse in künstlerischen Installationen und macht dabei Fehlstellen der Erinnerung sichtbar. Durch ihren gezielten Blick auf ausgewählte Archivalien wird das Ausmaß, aber auch die Funktionsweise des Massenverbrechens Zwangsarbeit erlebbar. Die zentrale Arbeit „[…] who was known for his good name“ zu den Opfern des KZ-Außenlagers Riederloh II, lädt Besucherinnen und Besucher ein, sich aktiv in die Erinnerungsarbeit einzubringen.
Besucher können zu den 472 Todesopfern des Lagers Riederloh II recherchieren
An einer Wand erinnern 472 namentlich beschriftete Stelen an die Todesopfer des Lagers. Teil der Arbeit ist eine Recherche-Anleitung für Besucher, mit deren Hilfe online über ausgewählte Archive weitere Informationen zu den Namen gewonnen werden sollen. Die recherchierten Ergebnisse werden über eine Projekt-Website an das Stadtmuseum übermittelt. Nach Prüfung und Dokumentation der Daten wird auf die zuvor leere Gedenkstele einen Stein gelegt. Seit dem Ausstellungsbeginn im Januar 2025 wurden laut dem Stadtmuseum über den Aufruf weitere Angaben zu 218 jüdischen Häftlingen recherchiert. Das Beteiligungsprojekt läuft auch nach Ende der Ausstellung online weiter. Als Abschluss des Crowdsourcing-Projekts ist längerfristig eine Publikation der Ergebnisse geplant. Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite der Stadt Kaufbeuren.
Die Künstlerin Cornelia Renz stammt aus Kaufbeuren und lebte lange in Israel
Cornelia Renz ist in Kaufbeuren aufgewachsen, hat kurz nach der Wende in Leipzig studiert und lebte viele Jahre in Israel. Jetzt ist sie wieder in Berlin ansässig. Seit ihrem Aufenthalt in Israel wurde Heimat ein zentrales Thema ihrer Arbeiten. Sie fragt nach dem Verhältnis von Heimischen, Zwangsvertriebenen und heimatlosen Zuwanderern.
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